Übergewicht und Fettleibigkeit nehmen weltweit zu, was zu zahlreicheren Diabetes- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt. Während sich die schweren Auswirkungen meist erst später im Leben einstellen, haben besonders jüngere Erwachsene ein hohes Risiko für eine ungesunde Gewichtszunahme – und dafür, das erhöhte Gewicht beizubehalten.
Sind in vier Jahren 20 Prozent der Menschen adipös?
Immer mehr Menschen sind übergewichtig oder fettleibig, haben also einen BMI (Body Mass Index) von über 25 oder sogar über 30. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnte bereits im Jahr 2025 ein Fünftel der Menschheit adipös sein. Generell werden vor allem Ältere mit Übergewicht kämpfen, da sich das Körpergewicht mit dem Alter oft erhöht. So ist man zum Beispiel nicht mehr so sportlich wie früher und der Stoffwechsel wird langsamer. Allerdings beginnen die Gewichtsprobleme laut einer Studie, die im Fachjournal The Lancet erschienen ist, bereits weitaus früher – nämlich im Alter von 18 bis 24 Jahren. Die Forscher durchkämmten hierfür die Gesundheitsdaten von über zwei Millionen Engländern. Sie fanden heraus, dass die Jüngsten das höchste Risiko hätten (rund 37 Prozent) innerhalb von zehn Jahren übergewichtig oder fettleibig zu werden. So nahm das durchschnittliche Körpergewicht bei den 18- bis 24-Jährigen in diesem Zeitfenster von ca. 80 auf knapp über 90 Kilogramm zu. Im Gegensatz dazu blieb das Gewicht der ältesten Altersgruppe (65-74) innerhalb von zehn Jahren relativ konstant bei rund 82 Kilogramm.
Mehrheit in UK ist übergewichtig
Natürlich beschränkt sich die Gefahr des Übergewichts nicht nur auf Erwachsene, auch in der Kindheit und Jugend gibt es wichtige Faktoren, die bestimmen, ob ein Kind adipös wird oder nicht. So sind laut Daten des National Health Service (NHS) in Großbritannien rund ein Viertel der Kinder, deren Mütter adipös sind, ebenfalls fettleibig. Ob dies an einer genetischen Komponente oder am Lebensstil liegt, wurde nicht erhoben. Ein wichtiger Punkt ist hierbei jedenfalls die sportliche Betätigung, die dort generell häufig zu kurz kommt. 2019 erfüllten mit 47 Prozent weniger als die Hälfte der jungen Menschen die unverbindlichen Aktivitätsvorgaben in England. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass im selben Jahr über 60 Prozent der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs übergewichtig oder adipös war.
Diabeteszahlen steigen auch in ärmeren Ländern
Übergewicht und Fettleibigkeit gehen Hand in Hand mit einem erhöhten Risiko für Diabetes-Typ-2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So beobachtete eine Querschnittsstudie vor allem in ärmeren Ländern, dass bereits ein „normaler“ BMI von 23 mit einem rund 42 Prozent höherem Risiko einhergeht, Diabetes zu entwickeln. Als normal – und damit generell „gesund“ – gilt ein BMI von 18,5 bis 24,9. Es ist also umso erschreckender, dass bereits hier das Risiko für Diabetes stark ansteigt. Das betrifft vor allem Ost- und Südostasiaten. Der Grund: Die Menschen in diesen Regionen waren historisch eher schlank, durch die Übernahme eines „westlichen“ Ernährungsstils sei der BMI jedoch gestiegen, wie die Studienautoren argumentieren. Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, erhöhte sich in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen (LMIC) zusätzlich drastisch zwischen 35 und 44 Jahren.
Was kann getan werden?
Die Autoren der ersten Studie empfehlen vor allem, dass das Gesundheitssystem mehr auf präventive Maßnahmen setzt. So könnte bei Risikogruppen, wie etwa jüngeren Erwachsenen, angesetzt werden, die in einer Zeit des Umbruchs leben: Zwischen 18 und 24 Jahren verändern sich nämlich Essgewohnheiten und sportliche Betätigung – oft zum Negativen – , unter anderem wegen beruflichen Umständen oder einer Partnerschaft. Solche Präventionsmaßnahmen wären ebenfalls sinnvoll, da Adipositas öfters zu Diabetes und anderen Krankheiten führt. Als ein Werkzeug gegen Adipositas stellen die Autoren ein Online-Tool zur Verfügung, das zeigt, wie hoch das persönliche Risiko ist, in den nächsten ein bis zehn Jahren übergewichtig zu sein.
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