Es fängt mit einem Ziehen an, geht in ein Stechen über, jeder Atemzug wird zur Herausforderung. Betroffene, die an COPD erkrankt sind, kennen diese Beschwerden nur zu gut. Aber was tun, wenn man als gesunder Mensch plötzlich unter Brustschmerzen beim Niesen oder Husten leidet? Man mag sofort an ein Problem mit der Lunge denken. Dabei muss diese nicht einmal betroffen sein.
Die gefühllose Lunge
Tagtäglich bewegen wir die Lunge etwa erstaunliche 20.000 Mal. In der Minute kommt damit ein jeder im Schnitt auf 12 bis 18 Atemzüge, bei Babys sind es sogar 40 bis 50 an der Zahl. Bei einer ausgewachsenen Lunge kann pro Atemzug etwa ein halber Liter Luft eingeatmet werden, wobei ein Teil des Sauerstoffs an Körperzellen weitergegeben wird, die diesen für den Stoffwechsel benötigen. Darum ist es umso wichtiger auf die Gesundheit des sauerstoffversorgenden Organs zu achten, um eine Unterversorgung und mögliche Folgeerkrankungen zu vermeiden. Schmerzt es beim Atmen oder sticht es in der Gegend um die Lunge, kommen einige zum Irrtum, dass diese selbst betroffen sei. Das Lungengewebe besitzt jedoch keine Schmerzrezeptoren, was sie damit komplett unempfindlich gegenüber Reizen macht. Das hat aber auch einen großen Nachteil: Lungenkrankheiten äußern sich teilweise nur durch andere, nicht eindeutig zusammenhängende Symptome, wie beispielsweise Fieber, Gewichtsverlust, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
Besuch beim Nachbarn
Ist der Schmerz also nicht in der Lunge, muss er aus der Nähe kommen. So die Logik. Das trifft vor allem zu, wenn eine Rippenfellentzündung (Pleuritis) vorliegt, die als direkter Nachbar zur Lunge diese Art von Beschwerden auslöst. Klassische Symptome sind etwa stechende Schmerzen im Brustraum beim Atmen als auch beim tiefen Einatmen, Husten und Niesen. Dabei sind die Ursachen für eine derartige Erkrankung vielseitig. Unter anderem können bakterielle oder virale Infektionen, sowie Pilze oder Parasiten diese Symptomatik hervorrufen. Aber auch Lungeninfarkte und -embolien können dahinterstecken. Diese weisen wiederum auf ein Problem mit dem Atmungsorgan selbst hin. Selten sind Tumore in der Lunge oder im Rippenfell dafür verantwortlich, da sich die Symptome für Krebserkrankungen meist in anderer Form zeigen.
Sich einen Bruch heben
Werden die Schmerzen beim Husten und Niesen verstärkt und strahlen womöglich auf Rücken, Nacken, Schultern oder Arme aus, kann auch das Tietze-Syndrom die Ursache sein. Dabei kommt es zu einer Entzündung der Rippenknorpel, deren Ursache die Wissenschaft bis heute nicht eindeutig klären konnte. Vermutet wird unter anderem eine plötzliche Überbeanspruchung durch Heben schwerer Gegenstände, beispielsweise beim Wechsel des Arbeitsplatzes und einer anstrengenderen Tätigkeit als bisher. Meist betroffen sind die ersten drei Rippen, aber auch bis zur siebenten Rippe sind Entzündungen möglich. Nachweisen lässt sich die Erkrankung mittels einer Magnetresonanztomographie (MRT), da auch Weichteilstrukturen wie Knorpel mithilfe dieser Technik dargestellt werden können.
Symptome unbedingt ernst nehmen
Eine Rippenfellentzündung, aber auch andere Krankheitsbilder, die zu Schmerzen beim Niesen oder Husten führen, sollten nicht einfach ohne Behandlung ausgeheilt werden. Im schlimmsten Fall hinterlassen sie bleibende Schäden und können nachhaltig die Lebensqualität beeinträchtigen. Vor allem Lungenkrankheiten, die zu den beschriebenen Symptomen führen, können je nach Situation auch schnell einmal lebensbedrohlich werden. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland etwa 40.000 bis 50.000 Menschen an einer schweren Lungenentzündung. Vor allem während der Grippewelle steigt diese Zahl stark an. Darum sollte vor allem bei akut auftretenden Schmerzen sofort der Hausarzt kontaktiert werden oder auch der Notruf, um etwaige Folgerisiken zu minimieren.
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