Fast jeder wurde schon einmal von einer Mücke gestochen. Die nervigen kleinen Insekten haben es auf das Blut abgesehen und verursachen bei einem Stich juckende rote Stellen. In Europa sind sie meist ungefährlich für den Menschen, doch das könnte sich schon bald ändern. Die asiatische Tigermücke hat kürzlich ihren Weg von den Tropen und Subtropen nach Europa gefunden und ist bekannt für die Übertragung gefährlicher Krankheiten. Stellt die weiß gepunktete Mücke für Deutschland und Europa wirklich eine Bedrohung dar?
So kam die Tigermücke nach Europa
Die asiatische Tigermücke ist nur einen halben Zentimeter groß und hat eine schwarz-weiße Musterung. Herkunftsort sind die süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen, also dort, wo es warm und feucht ist. Die Klimaerwärmung kommt der Stechmücke zu Gunsten, denn sie kann sich nun in anderen Ländern problemlos vermehren. Die Mücke kann nicht alleine nach Europa fliegen, doch durch globale Handelsketten und den Tourismus fand sie ihren Weg nach Europa. Besonders durch den Reifenhandel wurde die Mücke nach Europa mittransportiert: Mit dem Schiff werden alte Reifen aus dem asiatischen Raum nach Europa gebracht, um dort als Brennmaterial oder für den Straßenbau zu fungieren. Die kleinen Wasserpfützen am Gummi der Reifen eignen sich als ideale Brutstätten für ihre Larven und Eier.
Zum ersten Mal in Europa tauchte die Tigermücke 1979 in Albanien auf, zehn Jahre später im italienischen Genua. Seitdem ist sie im Süden Europas weit verbreitet. Von Italien aus wurde die Tigermücke mit dem Tourismus nach Deutschland gebracht und konnte sich hier weiter vermehren. In Wasserreservoirs, der Kanalisation, Regentonnen und Sümpfen siedelt sich die Mückenart an. Wie bei anderen Stechmücken saugen nur die weiblichen Blut, denn sie benötigen das darin enthaltene Eiweiß für ihre Eier. Bei Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad fühlen sie sich am wohlsten. Umso wärmer es ist, desto öfter legen sie Eier und stechen. Durch geschützte Ablagestellen können sie den europäischen Winter überleben. Da global die Temperaturen steigen, könnte es ihnen in Zukunft in ihrem ursprünglichen Lebensraum in Asien und Afrika sogar zu heiß werden. Werden die Bedingungen für ihr Überleben in Europa immer besser, so steigt hierzulande auch das Infektionsrisiko.
Echte Gefahr oder harmloser Zuwanderer?
Die asiatische Tigermücke gilt als eine der gefährlichsten Tiere der Welt. Rund 750.000 Menschen sterben jährlich an von Stechmücken übertragenen Krankheiten. Von allein stellt die Mücke jedoch noch keine Bedrohung dar, denn sie trägt den Krankheitserreger nicht von Anfang an in sich. Sticht die Mücke allerdings eine infizierte Person oder ein krankes Tier, so überträgt sie die Krankheit beim nächsten Stich weiter. Wurde jemand im Urlaub infiziert und dann von der Tigermücke gestochen, so könnten sich Krankheiten wie das Dengue-Fieber oder der Zika-Virus auch in Deutschland und Europa ausbreiten. Da die asiatische Tigermücke für ihre Aggressivität auch untertags bekannt ist, können mehr Menschen durch sie infiziert werden.
In Italien wird des Öfteren über Fälle der Chikungunya-Virusinfektion berichtet, übertragen durch die asiatische Tigermücke. Nichtsdestotrotz ist die Wahrscheinlichkeit einer Epidemie in Deutschland gering. Die tropischen Viren vermehren sich am besten bei heißen und feuchten Temperaturen, welche im nördlicheren Europa nur selten erreicht werden. Als Risikogebiete gelten eher Italien, Südfrankreich und Griechenland. Dazu kommt die gute medizinische Versorgung und die Hygienesituation in den meisten Teilen Europas, welche mögliche Infektionen schnellstmöglich behandelt.
Wie man sich schützen kann
Um eine weitere Ausbreitung in der Zukunft zu vermeiden, sollten beliebte Brutstellen der Tigermücke beseitigt und sauber gehalten werden. Regentonnen oder Topfuntersetzer am besten ständig leeren oder abdecken und Wasserreservoirs möglichst vermeiden. Auch in Sanitäranlagen können sie sich vermehren, daher besonders auf deren Sauberkeit achten. Lange dichte Kleidung und Insektensprays schützen vor Stichen. Wurde man bereits gestochen, so sollte man den Stich umgehend desinfizieren. Gegen den Juckreiz helfen punktuelle Hitze, Kühlung oder cortisonhaltige Salben. Nicht kratzen, denn dies kann zu bakteriellen Infektionen führen. Hat man vor in ein tropisches Land zu reisen, sind Impfungen gegen die dort gefährlichen Krankheiten empfehlenswert, um im Vorhinein eine Ansteckung und die darauffolgende Ausbreitung im Heimatland zu vermeiden.
Die asiatische Tigermücke gehört nicht grundlos zu den gefährlichsten Tieren weltweit. Von ihnen übertragene Viruskrankheiten sorgten bereits für viele Tote. Obwohl in südlichen Ländern Vorsicht geboten ist, so braucht man sich zumindest vorerst in Deutschland keine Sorgen über diese spezielle Mückenspezies zu machen. Ungünstige Bedingungen für die tropischen Viren verhindern hierzulande größtenteils einen Ausbruch einer Infektion. Es kann zu einzelnen Fällen tropischer Krankheiten kommen, doch die gute medizinische Versorgung bewahrt weithin vor schlimmeren Folgen.
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