Viele bemerken ihn erst, wenn es bereits zu spät ist: Eierstockkrebs, auch Ovarialkarzinom genannt, ist die zweithäufigste Krebsart der weiblichen Geschlechtsorgane und verursacht lange Zeit keine Beschwerden. Forscher aus Kanada haben nun einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Eierstockkrebs und der Ausübung bestimmter Berufe entdeckt. Erfahren Sie hier, ob womöglich auch Ihr Job mit einem erhöhten Risiko verbunden ist.
Beruf hängt mit Krebsrisiko zusammen
Frauen, die keine Kinder bekommen haben, unfruchtbar oder in einem fortgeschrittenen Alter sind, erleiden statistisch gesehen häufiger Tumore an den Eierstöcken. Vermutlich spielt auch eine genetische Veranlagung eine Rolle. Bisher ist es Forschern jedoch nicht gelungen, Faktoren in der Umwelt zu identifizieren, die die Entstehung der Krankheit begünstigen. Eine Studie der Université de Montréal in Kanada, die kürzlich im Fachblatt „Occupational & Environmental Medicine“ erschien, deutet nun auf einen Einfluss der Arbeitsumgebung hin.
491 Patientinnen aus Kanada, die an Eierstockkrebs erkrankt waren, sowie fast 900 gesunde Frauen wurden im Rahmen der Studie nach ihrem Beruf und anderen biographischen Informationen befragt. Dabei kam heraus: Kosmetikerinnen und Friseurinnen, die schon länger als zehn Jahre in ihrem Beruf arbeiteten, haben ein etwa drei Mal höheres Erkrankungsrisiko als Vergleichspersonen. Eine auffällig hohe Zahl an Fällen wurde auch bei Frauen im Einzelhandel sowie in der Bau- und Bekleidungsbranche festgestellt. Außerdem haben die betroffenen Frauen häufiger als Gesunde keine oder nur wenige Kinder und verwendeten orale Verhütungsmittel für eine kürzere Zeit.
Diese Symptome sind Warnzeichen
Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft entwickelt ca. eine von 75 Frauen irgendwann in ihrem Leben bösartige Tumore an den Eierstöcken. Bei einem Großteil der Patientinnen erfolgt die Diagnose erst, wenn der Krebs schon sehr weit fortgeschritten ist, da zunächst keine Beschwerden entstehen. Dennoch gibt es einige Warnhinweise, die man nicht missachten sollte. Dazu gehören Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme, deren Ursache nicht geklärt werden kann. Verdächtig sind auch ein häufiger Harndrang, Blutungen außerhalb der Periode oder nach den Wechseljahren sowie ein steigender Bauchumfang, obwohl man nicht zugenommen hat. Bei solchen Symptomen sollte man so schnell wie möglich vom Arzt abklären lassen, ob tatsächlich Eierstockkrebs dahintersteckt. Eine frühe Diagnose verbessert nämlich die Heilungsaussichten. Falls es sich wirklich um Krebs handelt, werden die Tumore meist operativ entfernt, bevor eine Chemotherapie durchgeführt wird.
Gefährliche Substanzen könnten Eierstockkrebs verursachen
Doch warum sollten ausgerechnet Friseurinnen oder andere Berufsgruppen besonders gefährdet sein? Auch hierzu lieferte die Studie Hinweise: Bei Frauen, die im Rahmen ihres Berufes mit verschiedenen Substanzen hantieren, war das Risiko für Eierstockkrebs teilweise mehr als 40 Prozent höher als bei Vergleichspersonen. Zu diesen Stoffen zählen:
- Talkumpuder
- Ammoniak
- Wasserstoffperoxid
- organische Farbstoffe und Pigmente
- Zellulose
- Formaldehyd
- Treibgase
- Chemikalien in Benzin und Bleichmitteln
Vorsicht vor voreiligen Schlussfolgerungen
Obwohl die Ergebnisse der Untersuchung erschreckend sind, sollten sie dennoch mit Vorsicht interpretiert werden: In der Studie waren insgesamt nur sehr wenige Frauen, die in den jeweiligen Berufen arbeiteten, was die Aussagekraft der Befunde reduziert. Außerdem kann aufgrund des Studiendesigns nicht geschlussfolgert werden, dass die Ausübung eines bestimmten Berufs oder der Kontakt mit gewissen Stoffen mit Sicherheit die Ursache von Eierstockkrebs sind. Es wurden nämlich nur Zusammenhänge beobachtet, die womöglich auch auf Faktoren zurückzuführen sind, die in der Studie gar nicht erhoben wurden. Auf jeden Fall benötigt es weitere Forschung, um die Befunde zu bestätigen. Dennoch ist die Untersuchung aus Kanada ein Schritt in die richtige Richtung, endlich auch vermehrt bei Frauen zu untersuchen, welchen Zusammenhang bestimmte Berufe mit Krebs haben. Experten kritisieren nämlich, dass dies bisher nicht in ausreichendem Maße geschehen ist.
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