Am Anfang der Covid-19-Pandemie machten Bananenbrotrezepte und Sauerteig-Tipps die Runden und man hatte den Eindruck, der Lockdown gebe den Menschen endlich mehr Zeit dafür auf sich und ihre Gesundheit zu achten. Doch ein Jahr später zeichnet sich ein anderes Bild ab: Pandemiemüdigkeit macht sich breit und die Berichte über psychische Leiden häufen sich. Nun warnt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK): Auch unser Herz könnte Schäden davontragen.
Studierende zu Ernährung und Sport befragt
Eine Umfrage unter Studierenden zeigte, dass ein gesunder Lebensstil bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 vernachlässigt wurde. Eine Arbeitsgruppe der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität befragte insgesamt 1.940 Studierende von sechs verschiedenen Universitäten zu Veränderungen in ihren Sport- und Ernährungsgewohnheiten. Dabei bestand die Gruppe zum Großteil aus Medizinstudenten (59,5 Prozent) mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren. Zusätzlich werteten die Forschenden, soweit vorhanden, die per Smartphone oder Smartwatch gesammelten Schrittzählerdaten aus. Die Ergebnisse stellten die Forschenden auf der 87. Jahrestagung der DGK vor.
Weniger sportliche Aktivität
Bei den Befragungen gaben 44,5 Prozent an, seit Beginn der Schließungen körperlich weniger aktiv zu sein. 32,8 Prozent hingegen berichteten, seitdem aktiver zu sein. Dabei wurde deutlich, dass diejenigen, die vorher bereits viel Sport trieben, ihr Level meist hielten. Die Teilnehmenden, die sich ohnehin schon wenig sportlich betätigten, taten dies im Lockdown noch weniger. Und auch bei der Art der Betätigung zeigten sich Einschränkungen: Laufen, Radfahren, Muskeltraining und Yoga dominierten die Antworten der Studierenden. Einen objektiveren Einblick offenbarten die Schrittzählerdaten: Während die Befragten vor der Pandemie durchschnittlich 6.777 Schritte zurücklegten, waren es zur Zeit des Lockdowns nur noch 4.829.
Mehr Brot und Süßkram
Auch die Ernährung wurde vom Lockdown negativ beeinflusst. 31,2 Prozent der Teilnehmenden berichteten, mehr zu essen. Dagegen gaben 16,8 Prozent an, seit dem Lockdown weniger zu essen. Dabei zeigten sich ähnliche Zusammenhänge wie bei der sportlichen Aktivität: Studierende mit höherem BMI steigerten ihre Nahrungsmittelzufuhr am meisten. Außerdem war der Anstieg bei Studentinnen größer als bei ihren männlichen Kommilitonen. Natürlich ist eine gesteigerte oder verringerte Nahrungsmittelaufnahme nicht direkt ungesund. Die Art der Ernährung lässt hingegen schon mehr Schlüsse zu: Die größten Veränderungen waren bei Brot und Süßigkeiten zu verzeichnen. Die Studierenden, die seit dem Lockdown mehr aßen, berichteten, dass diese Lebensmittel für den größten Anteil verantwortlich waren.
Auswirkungen nicht zu unterschätzen
Insgesamt zeigten sich große Veränderungen im Sport- und Essverhalten der Teilnehmenden seit dem Beginn des Lockdowns. Auch fiel auf, dass neue, ungesunde Gewohnheiten oft mit Berichten über gesteigerte psychische Belastung einhergingen. Da Übergewicht und Bewegungsmangel bekannte Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, mahnen die Kardiologen zur Vorsicht. „Direkte Effekte auf die kardiovaskuläre Gesundheit lassen sich nicht ableiten. Sie sollten aber in Zukunft bei der Verhängung von Restriktionen zur Pandemiebekämpfung bedacht werden“, so die Studienautoren.
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