Dort, wo mehrere Menschen an einem Ort zusammentreffen, ist die Infektionsgefahr mit Covid-19 bekanntlich am größten. Aus diesem Grund wurden im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens auch Kontaktbeschränkungen eingeführt sowie sämtliche Massenveranstaltungen abgesagt. Jedoch lässt sich das Aufeinandertreffen mehrerer Personen nicht immer verhindern – wie beispielsweise am Arbeitsplatz: Angestellte in Gesundheitswesen, Einzelhandel oder in Lehrberufen sind einem stärkeren Infektionsrisiko ausgesetzt, da diese Berufe mit besonders häufigen zwischenmenschlichen Kontakten einhergehen. Auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen immer weiter zurückgeht, haben viele Menschen nach wie vor Sorge sich am Arbeitsplatz mit dem Coronavirus zu infizieren.
Weniger Verdienende haben größere Angst vor Ansteckung
Eine kürzlich von der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführte Umfrage bestätigt jene Angst der Deutschen. Das Erstaunliche an der Auswertung: Unter den über 51.000 Teilnehmenden zeigten sich starke Differenzen im Hinblick auf die Gehaltsklasse: Die Studie ergab, dass besonders Personen aus dem Niedriglohnsektor eine Ansteckung am Arbeitsort oder dem Weg dorthin fürchten. Von den am schlechtesten bezahlten 20 Prozent der Befragten gaben 43 Prozent an Angst vor einer Infektion im Bereich des Berufslebens zu haben. Von den Personen der obersten 20 Prozent der Gehaltsverteilung fürchten sich hingegen lediglich 23 Prozent vor einer berufsbedingten Ansteckung. „Soziale Ungleichheit hat die Corona-Krise in Deutschland stark geprägt. Nicht nur die ökonomischen Lasten der Pandemie sind sehr ungleich verteilt, sondern auch die Gesundheitsrisiken.“, so Dr. Aline Zucco, Expertin des deutschen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI).
Kontaktreiche Berufe und undisziplinierte Betriebsleitung
Begründet werden diese großen Unterschiede damit, dass insbesondere Berufe mit geringerem Entgelt auch mit mehr zwischenmenschlichen Kontakten einhergehen: Das zeigt sich beispielsweise im Bereich des Einzelhandels, wie auch in Sozial- oder Erziehungsberufen. Da es in diesen Berufsfeldern unmöglich ist vollkommen auf persönliche Kontakte zu verzichten, ist hier die Infektionsgefahr auch größer als in vielen anderen Bereichen. Personen mit höherer Qualifizierung befinden sich dagegen häufig in Positionen mit geringerem physischen Kontakt. Einen großen Teil machen hierbei Bürotätigkeiten aus, welche meist relativ einfach auf Homeoffice umgestellt werden können. Ein weiterer Punkt seien die unzureichenden Mittel zum Infektionsschutz: Unter den Angestellten des Niedriglohnsektors gaben 17 Prozent an, dass seitens der Betriebsleitung nicht ausreichend auf Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckungsgefahr gesetzt werde. Das sind fast doppelt so viele wie in der Gruppe der Besserverdienenden. Die Experten bewerten diese Tatsache deshalb als besonders problematisch, weil die Daten aus dem Mai 2021 – und nicht aus der Anfangsphase der Pandemie – stammen. Aufgrund der langen Vorlaufzeit sollte mittlerweile eigentlich jedes Unternehmen ausreichend über die Gegebenheiten informiert sein sowie über alle notwendigen Mittel verfügen.
Impffortschritt soll dem Problem entgegenwirken
Allerdings sinkt mit der steigenden Impfquote innerhalb Deutschlands auch die Ansteckungsgefahr. Und nicht nur das: Auch die mentalen Belastungen durch das Coronavirus – wie die Angst vor einer Infektion am Arbeitsplatz – werden dadurch eingedämmt. Dass die Zahl des geimpften Bevölkerungsanteils stetig steigt, ist daher ein gutes Zeichen. Ein Großteil der älteren Generation sowie der Risikogruppen wurde bereits geimpft. Auch in den Prioritätsgruppen 1 und 2 – diese umfassen Pflegeberufe sowie Angestellte in Rettungsdiensten und Kinderbetreuung – wurde der Impfstoff bereits teilweise verabreicht. Das WSI appelliert jedoch auch möglichst schnell mit der Impfung der Prioritätsstufe 3, zu welcher unter anderem Angestellte des Lebensmittelhandels zählen, fortzufahren. Ist der Großteil der Bevölkerung erst einmal geimpft, so werden auch pandemiebedingte Ängste und Sorgen in den Köpfen der Bürger immer mehr abklingen.
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