Ein zu hoher Blutdruck steigert das Risiko für viele Krankheiten. Auch ein schwerer Covid-19-Verlauf ist wahrscheinlicher, leidet man an Hypertonie. In vielen Fällen kann aber schon eine Veränderung des Lebensstils helfen, die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Über dieses Thema informiert die Deutsche Herzstiftung in einer Pressemitteilung zum Welthypertonietag.
Stiller Killer Bluthochdruck
Der Blutdruck hängt davon ab, wie viel Kraft nötig ist, um das Blut durch den Körper zu pumpen. Wenn zum Beispiel der Widerstand in den Gefäßen zu hoch ist, muss das Herz mehr Druck beim Pumpen aufbringen. Ist dies langfristig der Fall, stellt es eine große Belastung für die Gefäße und einen gefährlichen Risikofaktor für Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Über die Zeit können wichtige Organe wie Herz, Gehirn und Nieren Schäden nehmen. Das passiert aber oft unbemerkt, erklärt Prof. Dr. med. Heribert Schunkert vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung: „Man sieht ihn nicht und spürt ihn nicht, dies ist das Tückische am hohen Blutdruck. Deswegen wird Bluthochdruck auch ‚stiller Killer‘ genannt.“
Hohes Risiko für schweren Covid-19-Verlauf
Dabei ist Bluthochdruck keine seltene Erkrankung: Circa 20 Millionen Deutsche haben zu hohen Blutdruck. „Jeder sollte sich beim regelmäßigen Gesundheitscheck ab 35 Jahren beim Hausarzt auf die Risikofaktoren für eine Herz- oder Gefäßerkrankung untersuchen lassen“, empfiehlt Prof. Schunkert daher. „Damit senkt man sein Risiko einer schleichenden Gefährdung durch unerkannten Bluthochdruck, Verengungen der Herzkranzgefäße oder sich entwickelnde Herzrhythmusstörungen.“ Welchen Einfluss Bluthochdruck auf eine Covid-19-Erkrankung hat, zeigte eine Studie der Tufts University in den USA: Von 900.000 Klinikbehandlungen aufgrund von Covid-19 standen 64 Prozent in Zusammenhang mit Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes, Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck. 26,2 Prozent ließen sich allein auf Hypertonie zurückführen. „Durch eine konsequente Behandlung der Vorerkrankungen, beispielsweise eine Senkung des Blutdrucks bei Hypertoniepatienten, wären viele schwere Covid-19-Verläufe vermeidbar“, so Schunkert.
Diese Organe sind beteiligt
Standardmäßig kommen zur medikamentösen Therapie von Hypertonie Blutdrucksenker zum Einsatz. Die Wirkstoffe arbeiten dabei an verschiedenen Baustellen im Körper:
- Das Gehirn sorgt mit der Aktivierung des Sympathikus für eine Erhöhung des Blutdrucks. Dieser ist Teil des Nervensystems und für die „fight or flight“-Reaktion des Körpers zuständig. Dabei werden die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt, wodurch die Herzleistung gesteigert und die Gefäße verengt werden.
- Das Herz ist die Pumpe, die den Druck im Gefäßsystem erzeugt.
- In den Blutgefäßen führen enge und steife Gefäße zu hohem Druck.
- Die Nieren sind für das Gleichgewicht der Salze im Blut verantwortlich. So sind auch sie maßgeblich an der Blutdruckregulation beteiligt.
Bewegung statt Medikamente
Aber auch der Lebensstil kann bei der Behandlung von Hypertonie großen Einfluss haben. So könnten Medikamente eventuell gar nicht gebraucht werden, erklärt Schunkert: „Manchmal ist es sogar möglich, durch eine gesunde Lebensweise komplett auf die Einnahme von Blutdrucksenkern zu verzichten.“ Als wichtigste Maßnahme gilt dabei regelmäßiger Ausdauersport. Ob Radfahren, Walken oder Joggen – die Art der Aktivität ist egal. Wichtig ist, dass man sich regelmäßig bewegt. Fünfmal 30 Minuten Bewegung pro Woche können die Blutdruckwerte schon um fünf bis zehn mmHg sinken lassen. Und das hat sogar noch nette Nebeneffekte: Die Wahrscheinlichkeit, durch Übergewicht das Risiko für Herzkrankheiten zu erhöhen, sinkt. Außerdem stärkt regelmäßiger Sport das Immunsystem und verringert so die Gefahr eines schweren Covid-19-Verlaufs. Konkret empfiehlt die Deutsche Herzstiftung folgende Veränderungen des Lebensstils:
- Fünfmal pro Woche mindestens 30 Minuten Bewegung
- Normalgewicht halten oder Übergewicht abbauen
- Salzkonsum reduzieren
- Stress verringern und ausreichend schlafen
- Nicht rauchen
- Alkohol nur in Maßen (Frauen maximal ein kleines Glas Bier (0,25 Liter) oder Wein (0,1 Liter), Männer maximal zwei Gläser am Tag)
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