Niesen, Husten und heisere Stimmen: Das ist der jährliche Soundtrack des Herbstes. Besonders diese Saison, nachdem Grippe- und Erkältungsviren im letzten Jahr durch die Coronamaßnahmen stark eingedämmt wurden, bleiben die Wenigsten verschont. Zink als Nahrungsergänzungsmittel soll das Immunsystem im Kampf gegen die Erreger unterstützen. Ob dem wirklich so ist, untersuchte nun ein Forschungsteam aus Australien in einer Meta-Analyse, die sie kürzlich im Fachmagazin „BMJ Open“ veröffentlichten.
Wichtig für‘s Immunsystem
Mit Atemwegserkrankungen wie Erkältungen oder der Grippe kommt unser Immunsystem meist gut klar, wenn man sich entsprechend schont. Allerdings kann das schon mal einige Tage dauern und ist zudem meist nicht sehr angenehm. Forschende der University of Sydney wiesen nun nach, dass es in einigen Fällen sinnvoll sein kann, den Körper mit Zink zu unterstützen. Das Mineral spielt eine entscheidende Rolle für Immunität, Entzündungsreaktionen, Blutdruck, sowie Reaktionen auf Sauerstoffmangel im Gewebe. Der Analyse der Wissenschaftler zufolge schwächt Zink die Symptome ab und verkürzt die Krankheitsdauer. Welche Dosierung benötigt wird und ob es auch bei COVID-19-Erkrankungen hilft, muss jedoch erst noch erforscht werden.
Schnellere Genesung dank Zink
Für die Meta-Analyse untersuchten die Forschenden insgesamt 28 verschiedene klinische Studien mit 5.446 Teilnehmenden, die die Auswirkungen von Zinksupplementierung auf Atemwegserkrankungen erforscht hatten. Anhand dieser Daten konnten sie zeigen, dass das Mineral im Vergleich zur Placebo-Behandlung fünf Infektionen pro 100 Personen im Monat verhinderte. Dieser Effekt war am stärksten bei der Entwicklung von schwerwiegenderen Symptomen wie Fieber und Grippe-ähnlichen Erkrankungen ausgeprägt. Außerdem ergab die Untersuchung, dass Beschwerden bei den mit Zink behandelten Probanden durchschnittlich zwei Tage früher abklangen: Bereits am dritten Tag zeigten die Zink-Gruppen eine signifikante Reduktion der Symptome.
Leichte Nebenwirkungen möglich
Im Vergleich zu den Placebo-Gruppen berichteten Probanden, die Zink erhalten hatten, öfter von leichten Nebenwirkungen. So waren Nebenwirkungen wie Übelkeit und Reizungen von Mund und Nase bei den Zink-Konsumenten um 40 Prozent wahrscheinlicher. In keiner der analysierten Studien kam es jedoch zu schwerwiegenden Nebenwirkungen. Allerdings brachte die Supplementierung bei einer Virusart auch keine Vorteile: Bei humanen Rhinoviren, die für viele Erkältungen verantwortlich sind, gab es keine Hinweise darauf, dass Zink die Dauer oder den Schweregrad der Symptome verringert.
Unnötige Antibiotikaeinnahme verhindern
Im Vergleich mit anderen Arzneimitteln kann die Zinkeinnahme trotzdem sinnvoll sein, bemerken die Forschenden: „Der geringe Nutzen, die Stammspezifität, die Medikamentenresistenz und die potenziellen Risiken anderer rezeptfreier und verschreibungspflichtiger Medikamente machen Zink zu einer praktikablen ’natürlichen‘ Alternative für die Selbstbehandlung von unspezifischen Atemwegsinfektionen.“ Gerade bei Patienten, die für eine schnellere Genesung eine unnötige Verschreibung von Antibiotika wünschen, kann Zink Ärzten eine gute Alternative bieten, erklären die Wissenschaftler. „Mediziner und Verbraucher müssen sich jedoch darüber im Klaren sein, dass nach wie vor erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der klinischen Wirksamkeit der verschiedenen Zinkpräparate, -dosen und -verabreichungswege bestehen und inwieweit die Wirksamkeit durch die sich ständig ändernde Epidemiologie der Viren, die [Atemwegsinfektionen] verursachen, beeinflusst werden könnte“, warnen die Studienautoren.
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