Im vergangenen Winter wurden kaum Grippe-Fälle registriert – der Grund dafür waren die strengen Corona-Maßnahmen und Reisebeschränkungen, die zu dieser Zeit galten. Die Corona-Pandemie hat auf diese Weise laut einer aktuellen Studie eine Grippe-Variante sogar vollständig verdrängt. Experten warnen nun allerdings vor falschen Schlüssen – denn bei dieser Entwicklung handelt es sich nur bedingt um eine gute Nachricht.
Von der Bildfläche verschwunden
Maskenpflicht, Social Distancing und Ausgangssperren: All diese epidemiologischen Infektionsmaßnahmen haben deutlich Wirkung gezeigt – und dabei nicht nur das Coronavirus eingedämmt. Sowohl national als auch international konnte in der letzten Saison keine Grippeaktivität verzeichnet werden. Durch die geringe Zahl der Grippe-Neuansteckungen verschwanden wohl mehrere Linien des Influenza-Erregers vollständig von der Bildfläche, wie nun eine Forschungsgruppe der Universität Hong Kong in einer Vorabveröffentlichung bekannt gab. Verantwortlich für das Aussterben sind insbesondere die weltweiten Reisebeschränkungen und sonstige Infektionsschutzmaßnahmen, die durch Corona geltend gemacht wurden. Viele Ansteckungsketten sind auf diese Weise „totgelaufen“ und regionale Ausbrüche wurden nicht in andere Gebiete verschleppt. Das Forschungsteam untersuchte Daten des weltweiten Grippeüberwachungs- und Bekämpfungssystems GISRS der Weltgesundheitsorganisation WHO, in welches globale Überwachungs- und Sequenzdaten einfließen. In der kürzlich veröffentlichten Studie konnte unter anderem gezeigt werden, dass die Yamagata-Linie von Influenza B, die auch in der aktuellen Grippeimpfung der Saison 2021/22 enthalten ist, sehr wahrscheinlich schon seit April 2020 ausgestorben ist.
Heftige Grippewelle erwartet
Fachleute befürchten, dass die Verdrängung einiger Grippe-Varianten Nachteile mit sich bringt. Durch die zum Großteil aufgehobenen Corona-Kontaktmaßnahmen kann man nicht ausschließen, dass es nun zu einer deutlich vermehrten Influenza-Aktivität kommt. Da die Grippesaison durch die Corona-Maßnahmen letztes Jahr beinahe vollständig ausgefallen ist, sind sich Experten nun einig, dass die Grippewellen in Zukunft viel schwerer ausfallen könnten – vor allem wenn die Corona-Maßnahmen nicht mehr gelten. Das liegt vor allem daran, dass der Immunschutz durch den vorherigen Kontakt mit dem Virus im Laufe der Zeit sinkt – der natürliche Schutz gegen die Grippeviren sei durch die Kontaktreduzierung immer schwächer geworden. Außerdem sind die Viruslinien regional sehr ungleich verteilt.
Schutz durch die Grippe-Impfung
Sowohl das Gesundheitsministerium als auch Hausärzte legen der Bevölkerung nun aktuell besonders die jährliche Grippeimpfung ans Herz. Diese erweist sich in diesem Jahr als noch wichtiger als im vergangenen. Die Impfung wird jährlich angepasst, da sich die Influenzaviren laufend verändern. Die Impfstoffe enthalten auf Grund dessen drei bis vier von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die jeweilige Saison empfohlene Influenzavirus-Impfstämme. In dieser Saison sind dies zwei Influenza A-Stämme und einer oder beide Vertreter der Influenza B-Linien. Durch eine Impfung können schwere Krankheitsverläufe gemildert werden. In Deutschland hat die jährliche Influenzawelle in den vergangenen Jahren meist nach der Jahreswende begonnen – man braucht allerdings 10 bis 14 Tage, bis der vollständige Impfschutz aufgebaut ist. Die beste Zeit, um sich gegen Grippe impfen zu lassen, sei daher laut dem Robert-Koch-Institut bereits ab Oktober bis Mitte Dezember. Bisher konnten Grippevakzine allerdings nur eine Effektivität von 40-60 Prozent aufweisen – um das zu verbessern, will der Pharmakonzern Pfizer bald schon einen neuen Impfstoff auf mRNA-Basis testen. Weitere relevante Informationen zur Grippeschutzimpfung finden Sie auf der Website des Robert-Koch-Instituts.
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