Im vergangenen Jahr wurden immer wieder Vergleiche von SARS-CoV-2 mit dem Grippevirus Influenza aufgestellt. Dies mag naheliegen, schließlich sind die Symptome ähnlich und jedes Jahr sterben Tausende Menschen an den Folgen des Grippevirus. Viele Menschen unterschätzen mit dieser Verbindung jedoch das Gefahrenpotenzial von Covid-19. Wir zeigen warum die Meinung, die aktuellen Maßnahmen seien überzogen, so nicht richtig ist.
Wie kommt es zum Vergleich?
Auf den ersten Blick hat SARS-CoV-2 eine entscheidende Gemeinsamkeit mit dem Influenza-Virus: Beide befallen zuerst die Atemwege. In beiden Fällen kann damit eine Lungenentzündung möglicher Auslöser für gefährliche Folgeerkrankungen sein. Jedoch lassen sich hierbei schnell Unterschiede aufdecken: Bei saisonaler Grippe wirken sich Infektionen in der Regel nur auf die Lunge aus, bei Covid-19 werden die sogenannten Endothelien (Zellwände der Lymph- und Blutgefäßen) angegriffen, wodurch in weiterer Folge nahezu jedes Organ des menschlichen Körpers betroffen sein kann.
Neue Studie deckt Unterschiede auf
Im Zuge einer neuen Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) erlangten die Forscher neue Erkenntnisse. Im direkten Vergleich von Influenza-Infizierten mit Covid-Fällen zeigte sich: Auf der einen Seite war der Altersdurchschnitt der an Covid-19 Erkrankten niedriger sowie die Anzahl der Begleiterkrankungen geringer. Auf der anderen Seite waren die mit dem Virus einhergehenden Erkrankungen jedoch gefährlicher und dadurch resultierende stationäre Aufenthalte von längerer Dauer.
Covid-19: Problematik schwaches Immunsystem
Am Universitätsklinikum Hamburg wurden 166 Covid-19-Fälle und 255 Influenza-Patienten in direkter Gegenüberstellung miteinander verglichen. Das Ergebnis: Patienten, deren Immunsystem geschwächt war, waren bei Covid-19-Infektionen weitaus stärker gefährdet als bei Influenza-Erkrankungen. Die Krankenhaussterblichkeit – also die Wahrscheinlichkeit, während eines stationären Aufenthalts zu versterben – war für immungeschwächte Gruppen bei Covid-19 mit 33,3 Prozent in etwa dreimal so hoch wie bei der saisonalen Grippe mit 11,6 Prozent. Damit appellieren die Forscher an erhöhte Vorsicht bei Personen mit schwächerem Immunsystem in Hinblick auf eine Infektion mit SARS-CoV-2.
Viele junge Menschen betroffen
Doch nicht nur immunschwache Personen sind stark von Covid-19 betroffen, auch überraschend viele junge, gesunde Menschen hatten einen schweren Krankheitsverlauf, zeigt die Studie. Außerdem ergab sich ein generell niedrigerer Altersdurchschnitt bei Corona-Fällen im Gegensatz zu den Influenza-Patienten. Begleiterkrankungen waren beim Coronavirus weniger stark ausgeprägt, die stationären Aufenthalte durch Covid-19 hingegen von längerer Dauer: Der durchschnittliche Covid-19-Patient musste 26 Tage im Krankenhausbett verbringen, bei Influenza waren es nur 17 Tage. Das lag vor allem daran, dass einige an Covid-19-Erkrankte künstlich beatmet werden mussten. Die Anzahl der Verlegungen auf die Intensivstation entsprach ebenfalls bei Covid-19-Fällen der Mehrheit.
Zahlreiche Studien stützen Erkenntnisse
Manch einer würde jetzt vielleicht die Aussagekraft einer einzelnen Studie – mit lediglich ein paar hundert Teilnehmern – in Frage stellen. Doch Fakt ist, dass bereits zahlreiche internationale Untersuchungen diese Erkenntnisse bestätigen, zum Beispiel eine US-amerikanische Analyse der University in St. Louis mit über 10.000 Teilnehmern. In dieser Forschung wurden die Unterschiede der beiden Viruserkrankungen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf verschiedenste Folgeerkrankungen und viele weitere Aspekte detailliert untersucht.
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