Impfen lassen oder nicht? Diese Frage stellen sich aktuell zahlreiche Frauen, insbesondere jene, die zukünftig Nachwuchs planen. Im Internet kursieren derzeit vermehrt Nachrichten, welche die Corona-Impfung als eine direkte Bedrohung für die Fruchtbarkeit darstellen. Doch entsprechen diese Behauptungen tatsächlich der Wahrheit?
Unregelmäßiger Zyklus nach der Impfung
Manche Frauen beklagen sich nach der Corona-Impfung über Zyklusstörungen. Grundsätzlich kann jedoch jede Impfung die Periode beeinflussen, denn Vakzine lösen Immunreaktionen aus, da sich das Abwehrsystem mit den zu bekämpfenden Viren auseinandersetzt. Im Verlauf dieses Prozesses wird das Immunsystem stimuliert, was dazu führen kann, dass sich die Monatsblutung verschiebt. Darüber hinaus können auch psychische Belastungen und Stress den zyklischen Rhythmus aus dem Gleichgewicht bringen.
Geringere Fruchtbarkeit nach Covid-Impfung?
Viele Menschen befürchten, dass sich eine Impfung nicht nur gegen das Covid-19-Spike-Protein richtet, sondern zusätzlich den Eiweißstoff Syncytin-1 beschädigen könnte. Dieses Fusionsprotein trägt zur Bildung der Plazenta in der Gebärmutter bei und ist somit für eine erfolgreiche Schwangerschaft unabdingbar. Kritiker begründen ihre Skepsis damit, dass diese beiden Proteine strukturell größtenteils übereinstimmen würden. In Wirklichkeit entdeckten Forscher jedoch kaum Ähnlichkeiten – das Spike Protein setzt sich aus 1.273 Aminosäuren zusammen, Syncytin-1 aus 538. Lediglich eine Sequenz aus fünf Aminosäuren könnte als Gemeinsamkeit gewertet werden. Aus diesem Grund sprechen sich sowohl die Reproduktionsmedizin als auch die Plazenta-Forschung gegen diese Annahme aus und betrachten sie als unbegründet.
Langzeitfolgen bei Frauen noch nicht detailliert erforscht
Aktuell gibt es nur wenige Studien, die sich explizit damit beschäftigen, wie sich ein schwerwiegender Corona-Verlauf auf die weibliche Fruchtbarkeit auswirkt. Dies ist auf mehrere Gründe zurückzuführen: Zum einen kann die männliche Zeugungsfähigkeit schneller ermittelt werden – Mediziner sind dazu in der Lage, Spermienanalysen auch bei Männern ohne Kinderwunsch in kürzester Zeit zu erstellen. Bei weiblichen Personen werden jedoch im Verlauf einer Coronainfektion keine Kinderwunschtherapien durchgeführt. Infolgedessen gibt es keine entsprechenden Untersuchungen der Gebärmutterschleimhaut, anhand derer die Fruchtbarkeit analysiert werden könnte. Darüber hinaus müssen nur wenige coronaerkrankte Frauen im schwangerschaftsrelevanten Alter intensivmedizinische Behandlung in Anspruch nehmen.
Schwere Coronainfektion begünstigt Unfruchtbarkeit bei Männern
Abhängig vom Schweregrad der Infektion konnten bei männlichen Patienten in einigen Fällen Störungen der Spermien festgestellt werden. Die Samenzellen wiesen sowohl hinsichtlich Beweglichkeit als auch was Konzentration und Morphologie anbelangt eindeutige Beeinträchtigungen auf. Laut Forschern der Universität Miami würden gravierende Corona-Erkrankungen außerdem mit erektiler Dysfunktion in Verbindung stehen. Die Wirkung lebenserhaltender Medikamente könnte die Hemmung der Spermien zusätzlich vorantreiben.
Impfmöglichkeiten während Schwangerschaft und Stillzeit
Angesichts mangelnder Langzeitstudien spricht die Ständige Impfkommission derzeit noch keine allgemeine Impfempfehlung für Schwangere aus. Zukünftige Mütter sollen potenzielle Risiken und Vorteile des Impfstoffes im Rahmen frauenärztlicher Betreuung genau abwägen. Schwangeren, welche aufgrund von Vorerkrankungen oder externen Einflüssen einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, wird nahegelegt, ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel nach ausführlicher ärztlicher Beratung eine Impfung in Anspruch zu nehmen. Der STIKO zufolge sei es besonders wichtig beim Entscheidungsprozess die individuellen Bedürfnisse der Schwangeren zu berücksichtigen. Um werdende Mütter indirekt zu schützen, werden Corona-Vakzine insbesondere engen Kontaktpersonen empfohlen.
Auch bezüglich Schutzimpfungen in der Stillzeit liegen aktuell nur wenige Daten vor. Die STIKO schätzt potenzielle Gesundheitsrisiken für Säuglinge allerdings als äußerst unwahrscheinlich ein. Des Weiteren gehen Mediziner davon aus, dass der schützende Effekt der Antikörper auf die Föten übertragen werden kann.
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