Viele Lippenstifte, Seifen und Schoko-Nuss-Aufstriche haben eines gemeinsam: Sie alle enthalten oft Palmöl. Zur umweltschädlichen Produktion und Gewinnung ist bereits einiges bekannt, nun äußerten Forscher aber auch gesundheitliche Bedenken: Sie fanden heraus, dass gesättigte Fettsäuren in Palmöl zu einer Verbreitung von Krebs im Körper von Mäusen führen.
Palmöl ist überall
Palmöl ist vielseitig verwendbar und – selbst im direkten Vergleich mit Frittier-Ölen – extrem kostengünstig. Insbesondere in Entwicklungsländern ersetzt Palmöl immer öfter tierische Fette aufgrund der geringeren Kosten. Neben den Umweltschäden, die bei der Gewinnung des Öls oftmals anfallen, sind aber auch gesundheitliche Schäden nicht ausgeschlossen. So haben Forscher im Jahr 2018 die Verbindung zwischen Palmöl und Herz-Kreislauferkrankungen untersucht. Die Studienautoren konnten dabei nicht genau feststellen, ob das Öl dem Herz-Kreislauf-System schadet, da es schwierig sei, die Effekte von Palmöl isoliert zu untersuchen. Die Forscher resümierten, dass eine gesunde Ernährung immer noch am wichtigsten ist, um Herz-Kreislauferkrankungen vorzubeugen – der eine oder andere Löffel Schoko-Nuss-Aufstrich fällt bei einer ansonsten gesunden Ernährung eher nicht ins Gewicht.
Metastasenbildung bei Mäusen
Eine neue Studie an Mäusen zeigte nun jedoch, dass Palmöl zu Metastasenbildung bei Mund- und Hautkrebs führt. Studienautor Salvador Aznar-Benitah meint dazu: „Es ist etwas sehr Besonderes an Palmitinsäure, das sie zu einem sehr starken Förderer von Metastasen macht.“ Die Studie baut auf vorherigen Erkenntnissen desselben Forschungsteams auf, wonach nur spezialisierte Zellen von Tumoren nach außen dringen und metastasieren können. Sie können somit in andere Organe eindringen und sie „kolonialisieren“. Diese speziellen Zellen scheinen vor allem von Fettsäuren abhängig zu sein, insbesondere Palmitinsäure. Dabei handelt es sich um die häufigste gesättigte Fettsäure, die neben Palmöl etwa auch in Butter und Olivenöl zu finden ist. Die Forscher verabreichten Mäusen zusätzlich zu ihrem normalen Futter Palmitinsäure und fanden auf diese Weise heraus, dass sich bei ihnen Mund- und Hautkrebs signifikant öfter auf andere Organe ausbreiteten. Linolsäure und Oleinsäure – Omega-6- und 9-Fettsäuren -, die etwa in Leinsamen und Olivenöl enthalten sind, zeigten diesen Effekt hingegen nicht. Allerdings führte auch Palmitinsäure nicht direkt zu Krebs, sondern ließ nur bereits bestehende Tumore häufiger metastasieren.
Lösung bereits in Sicht
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Palmitinsäure die Funktion von Genen innerhalb eines Tumors verändert, sodass diese Fettsäuren effizienter verwenden können. Das Vorhandensein von Palmitinsäure scheint Krebszellen auch in einen „Erneuerungszustand“ zu versetzen, in dem Netzwerke außerhalb des Tumors entstehen können. Diese sind ein wichtiger Schritt, der vor der Verbreitung in andere Organe geschehen muss. Metastasenbildung ist die führende Todesursache unter Krebserkrankten und die meisten Patienten mit metastasierendem Krebs können nur mehr behandelt, aber nicht mehr geheilt werden.
Die Wissenschaftler haben jedoch nicht nur herausgefunden, wie dieser Prozess funktioniert, sondern auch eine potentielle Lösung dafür gefunden: Sie wollen in einer klinischen Untersuchung Proteine einsetzen, die die Reaktion von Tumoren auf Palmitinsäure stören sollen. Damit könnte womöglich die Ausbreitung von Tumoren gestoppt oder zumindest verlangsamt werden.
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