Dass Mikroplastik sowohl Mensch als auch Natur erheblichen Schaden zufügt, ist allgemein bekannt. Forscher der Universität Bayreuth deckten nun allerdings eine neue Gefahrenquelle auf, die durch die kleinen Kunststoffteile begünstigt wird.
Welche Schäden verursachen pathogene Pilze?
Von mehreren tausend Pilzarten werden lediglich ein paar hundert als krankheitserregend eingestuft. In Deutschland sind vor allem Hefe- und Schimmelpilze sowie Hautpilze der Gattung Trichophyto klassische Erreger von Pilzinfektionen. Eine Kontamination ist sowohl über Luft als auch durch Haut und Nahrung möglich. Während manche Pilzvarianten die Haut und ihre Anhangsgebilde angreifen, dringen andere in den Körper ein und schädigen Darm, Gehirn oder Lunge. Bei manchen Menschen lösen inhalierte Pilzsporen allergische Reaktionen aus. Je nachdem welcher Teil der Atemwege von den Allergenen betroffenen ist, können allergischer Schnupfen, Asthma bronchiale oder eine Entzündung des Lungengewebes die Folge sein. Sobald eine Pilzinfektion festgestellt worden ist, erfolgt die Behandlung durch sogenannte Antimykotika. Diese schränken die Verbreitung des Pilzes ein oder töten ihn ab.
Mikroplastik als Nährboden
Im Verlauf eines Forschungsprojektes versuchten Mykologen herauszufinden, wie sich pilzliche Mikroorganismen auf Mikroplastikpartikeln entwickeln. Aus diesem Grund untersuchten sie Bodenproben aus Westkenia, welche einem Marktplatz, einer Mülldeponie und einem Innenhof entnommen wurden. Mittels mikroskopischer Untersuchungen und DNA-Analysen konnte bewiesen werden, dass gefährliche Pilzarten auf der Plastisphäre wachsen und sich vermehren. Außerdem stellten die Forscher fest, dass pathogene Pilzarten auf den Mikroplastikteilchen in höherer Konzentration vorhanden sind als im Boden der Umgebung.
Krankheitserreger überrepräsentiert
Laut den Mykologen würden sich die Pilzansammlungen auf den Mikroplastikpartikeln stark von denen in natürlicher Erde unterscheiden. Die Studie ergab, dass sich vorrangig gefährliche Arten, unter anderem Hefe- und Schwärzepilze auf dem Plastikmaterial niederlassen. Dies liege in erster Linie an besonderen Eigenschaften der Krankheitserreger, die es ihnen ermöglichen, auch unwirtliche Oberflächen zu besiedeln. Diese Pilzorganismen machen sich nämlich ihre invasiven Strukturen zunutze: Durch bestimmte Biofilme und Schleim können sie sich selbst auf ungewöhnlichen Materialien dauerhaft etablieren. Obwohl die Forscher derzeit nur Pilzproben aus Kenia analysierten, gehen sie stark davon aus, dass es sich bei diesem Pilzbefall um eine globale Krise handelt.
Weltweit erhöhtes Infektionsrisiko
Die Pilzforscher betrachten die derzeitige Situation äußerst kritisch. In Anbetracht der steigenden Menge an Plastikabfall in zahlreichen Ökosystemen kann diese verhängnisvolle Korrelation die Ausbreitung von Mykoseinfektionen auf der ganzen Welt begünstigen. Problematisch sei vor allem die schnelle Verbreitung der langlebigen Plastikteilchen. Diese können durch Strömungen, Wellen und Wind über weite Distanzen befördert werden und auf diese Art und Weise auch die krankheitserregenden Pilzorganismen in neue Länder importieren. Pilzinfektionen stellen bereits jetzt ein ernstzunehmendes Problem dar, worauf vor allem in tropischen Ländern zahlreiche Todesfälle zurückzuführen sind. Im Rahmen zukünftiger Studien planen Forscher sowohl die ökologischen als auch die pandemischen Auswirkungen dieses Phänomens genauer zu analysieren. Außerdem appellieren sie an politische Entscheidungsträger auch auf rechtlicher Ebene gegen weitere Plastikverschmutzung vorzugehen und die Bevölkerung für die daraus entstehenden gesundheitlichen Risiken zu sensibilisieren.
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