Wenn es um Demenz geht, ist eine möglichst frühe Feststellung der wichtigste Faktor für die möglichen Therapieerfolge. Anzeichen für einen kognitiven Abbau, ein frühes Symptom von Demenz, kann offenbar der Gang sein. Gehstörungen, vor allem ein sehr langsamer Gang, können dem „Journal of Alzheimer’s Disease“ (JAD) zufolge auf einen zukünftigen kognitiven Abbau hindeuten.
Gangtest für Frühdiagnose?
Im Rahmen einer Sonderausgabe behandelte das JAD die Verbindungen zwischen Gangstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen. Demnach ist die Gehweise eines Menschen ein Hinweis darauf, wie Gehirn und Körper altern. Mithilfe von bestimmten motorischen Tests könne das Risiko für einen kognitiven Abbau und eine drohende Demenz-Erkrankung daher zukünftig besser eingestuft werden.
Kognitive Beeinträchtigungen und Demenz stellen schwere Gesundheitsprobleme dar. Den Angaben des Fachblattes zufolge sind weltweit etwa fünfzig Millionen Personen von Demenz betroffen. Jährlich erkranken fast zehn Millionen neue Patienten, wobei Alzheimer am häufigsten auftritt (60-70 Prozent). Charakteristische Demenz-Symptome sind ein zunehmender Gedächtnisverlust und die Störung der Orientierung, des Urteilsvermögens, des Verständnisses, sowie der Rechen-, Sprach- und Lernfähigkeit. Doch auch Beeinträchtigungen des Ganges sind ein fundamentales Krankheitszeichen.
Bisherige Forschungen
Die neue Ausgabe des JAD stellt eine Vielzahl an Studien vor, welche die Verbindungen zwischen Gehstörungen und dem Demenzrisiko darlegen. Im Fokus befinden sich dabei die Epidemiologie von Gehstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen, der Zusammenhang zwischen Gehtempo und kognitivem Abbau, der Zusammenhang zwischen zerebralen Amyloid-Beta-Ablagerungen und gestörtem Gehtempo, das sogenannte Dual-Task-Gang-Paradigma (gehen und zeitgleich kognitiv anspruchsvolle Aufgabe lösen), sowie die Durchführbarkeit der Messung in einem ambulanten Umfeld. Die Forschungsarbeiten ergaben, dass Gehstörungen und insbesondere verlangsamtes Gehen, als Hinweis auf zukünftige kognitive Beeinträchtigungen zu werten sind. Sie stellen sich bereits im Frühstadium der Demenz ein und könnten das Risiko einer Demenz-Erkrankung somit ankündigen.
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Feststellung vor nachlassender Gedächtnisleistung möglich
Leichte Beeinträchtigungen des Ganges kommen bei älteren Personen mit kognitivem Verfall und Demenz häufiger vor und führen darüber hinaus zu einem hohen Sturzrisiko. Gangtests sollten deshalb im Rahmen der klinischen Routineuntersuchung für ältere Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen unbedingt durchgeführt werden. Möglicherweise wird in Zukunft auf diese Weise Demenz diagnostiziert werden, noch bevor ein signifikanter Gedächtnisverlust eintritt. Bei Menschen in höherem Alter, die bereits mäßige kognitive Beeinträchtigungen aufweisen, ist eine Verlangsamung des üblichen Gehtempos um mehr als 20 Prozent erkennbar, wenn sie nebenbei noch eine kognitive Aufgabe lösen sollen. Dies ist ein Anzeichen für ein sieben Mal höheres Risiko innerhalb der nächsten fünf Jahre an Alzheimer zu erkranken und nur ein Beispiel von vielen, das zeigt wie hilfreich derartige Tests für die Risikoeinstufung sein könnten. Es gibt somit viele Gründe, die den Einsatz von Gangtests bei den Routineuntersuchungen rechtfertigen.
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