Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Grünen, der Wind raschelt sanft in den Baumkronen, Vögel zwitschern und in der Nähe plätschert ein Bach. Dass das entspannender ist als die Geräuschkulisse des Großstadtdschungels, konnten Sie sich vermutlich schon denken. Doch eine Studie zeigte nun, dass Naturgeräusche tatsächlich messbare gesundheitliche Vorteile bringen.
Weniger Stress und bessere Stimmung
Der beruhigende Effekt der Natur auf unseren Körper ist wohl allseits bekannt und wurde in Studien schon mehrfach thematisiert. Doch welche Rolle die auditiven Reize spielen, blieb dabei oft im Dunkeln. Die Forschenden der University of Michigan untersuchten daher in einer Meta-Analyse 36 Studien, die den gesundheitlichen Nutzen von Naturgeräuschen erforschten. Dabei fanden sie heraus, dass der Klang der Natur Stress reduziert und kognitive Leistungen verbessert. Insgesamt hoben Naturgeräusche die Stimmung und führten zu mehr positiven Emotionen. Dabei war Vogelgesang der beste Kandidat, um Stress zu verringern, und Wassergeräusche am besten geeignet, um den Blutdruck zu senken und Schmerzen zu lindern.
Natur ist keine Bedrohung
Der Grund für die positiven Auswirkungen der natürlichen Klangwelten ist nicht ganz klar. Wissenschaftler vermuten aber, dass wir uns in der Natur sicherer fühlen. Während die Geräusche im Wald oder im Park uns beruhigen und Sicherheit suggerieren, nehmen wir den Lärm einer Stadt vielleicht sogar als Bedrohung wahr. Die Studienautoren schreiben, dass „das Fehlen natürlicher Sicherheitsindikatoren in der akustischen Umgebung die Wachsamkeit provozieren und automatisch einen wacheren, erregten Zustand herbeiführen kann.“ Sie betonen daher die Wichtigkeit natürliche Klanglandschaften zu bewahren.
Dosierung: 20 Minuten mindestens
Aber wie viel Natur braucht unser Körper, um die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit zu erfahren? Eine weitere Studie der University of Michigan untersuchte das Stresslevel von Probanden vor und nach Spaziergängen im Grünen über einen Zeitraum von zwei Monaten. Dafür nahmen die Forschenden Speichelproben, um den Cortisolspiegel zu messen. Sind Cortisolwerte dauerhaft erhöht, können Herz-Kreislauf-Störungen, Übergewicht und ein geschwächtes Immunsystem die Folgen sein. Die Forschenden fanden aber, dass schon 20 Minuten in der Natur das Stresslevel deutlich reduzierten, noch besser sind 30 Minuten. Um diese Wirkung der „Naturpille“ zu erzielen, sollte die Nutzung von Mobiltelefonen und ähnlichen Ablenkungen allerdings möglichst vermieden werden.
Die Autoren sehen diese Ergebnisse als validierte Grundlage für Ärzte, um ihren Patienten diese Form der Therapie zu verschreiben. Außerdem sei es angesichts der zunehmenden Verstädterung wichtig, diesen Bereich zu erforschen. Auch die Autoren der aktuellen Studie schreiben abschließend: „Die Erhaltung von Klanglandschaften in Parks und anderen Grünflächen hat also mehrere Vorteile, darunter die Bewahrung wichtiger Verbindungen zur Natur, die Stärkung des Schutzes der Biodiversität und die Förderung der öffentlichen Gesundheit.“
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