Knochen zählen zu den bedeutendsten Bestandteilen des menschlichen Organismus: Sie ermöglichen unsere Fortbewegung, schützen lebenswichtige Organe und spielen eine zentrale Rolle bei der Blutbildung. Bislang wurde vermutet, dass die Knochengesundheit neben körperlicher Aktivität und Genetik überwiegend vom Kalzium- und Vitamin-D-Gehalt im Körper beeinflusst wird. Ein amerikanisches Forschungsteam entdeckte nun allerdings einen weiteren Faktor, der zukünftig bei der Krankheitsprävention von Bedeutung sein könnte.
Einzigartiges Mikrobiom
Die Darmflora ist ein komplexes Ökosystem in unserem Verdauungsapparat, das von zahlreichen verschiedenen Mikroben besiedelt wird. Dieses einzigartige Mikrobiom bestimmt nicht nur die Magen-Darm-Gesundheit, sondern beeinflusst darüber hinaus weitere zentrale Körperfunktionen wie den Stoffwechsel, das Immunsystem sowie die Produktion von Nährstoffen. Ein amerikanisches Forschungsteam des Marcus Institute for Aging Research in Boston untersuchte nun einen potenziellen Zusammenhang zwischen Darmflora und Knochengesundheit.
Hochauflösende Aufnahmen analysiert
Im Rahmen des Forschungsprojektes griffen die Experten auf Daten der Osteoporotic Fractures in Men Study (MrOS) zurück. Hierbei wurden die Angaben von 836 männlichen Probanden im Alter von 78 bis 98 Jahren berücksichtigt. Darüber hinaus wurden die Daten von 1.227 Versuchsteilnehmern der Framingham Heart Study herangezogen. Die Probanden dieser Studie waren zum Zeitpunkt der Untersuchung 32 bis 89 Jahre alt.
Problematische Korrelation aufgedeckt
Um die Knochengesundheit der Probanden einzuordnen, analysierten die Mediziner zunächst hochauflösende Aufnahmen von Armen und Beinen der Versuchspersonen. Im Anschluss untersuchten die Fachleute anhand von Stuhlproben die Darmflora der Probanden. Hierbei stellte sich heraus, dass vor allem die Darmbakterienstämme Clostridium DTU089 und Akkermansia mit schlechter Knochengesundheit in Verbindung stehen.
Während das Bakterium Akkermansia überwiegend bei Versuchspersonen mit Adipositas auftritt, manifestiert sich Clostridium DTU089 vermehrt bei Probanden, die angaben, im Alltag wenigen körperlichen Aktivitäten nachzugehen. Beide Bakterienarten wurden im Rahmen der Studie mit geringer Knochendichte assoziiert – einem klaren Indiz für Osteoporose. Darunter wird eine ernsthafte Erkrankung des Knochenstoffwechsels verstanden, die oftmals mit einer erhöhten Anfälligkeit für Knochenbrüche, Wirbelsäulenverkrümmungen und chronischen Schmerzen einhergeht.
Neuen Angriffspunkt entschlüsselt
„Wir fanden Muster, bei denen eine größere Menge dieser Bakterien mit schlechteren Messungen der Knochendichte und -mikrostruktur verbunden war. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Mikroben beeinflussen könnten, wie sich die Größe des Knochens im Zuge des Alterungsprozesses verändert“, erklärt der Studienleiter Dr. Douglas P. Kiel. Bislang bleibt allerdings unklar, ob sich die bakteriellen Organismen selbst negativ auf die Knochenstruktur auswirken oder erst in Kombination mit anderen Faktoren einen gesundheitsschädlichen Effekt entfalten. Um die zugrundeliegenden Mechanismen besser zu verstehen, bedarf es somit noch weiterer Untersuchungen. Das Forschungsteam hofft, durch die bewusste Veränderung der Darmflora Knochenerkrankungen zukünftig effektiver behandeln und vorbeugen zu können.
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