Am Anfang sieht er oft aus wie ein ganz normales Muttermal: Der schwarze Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt, kann entstehen, wenn sich die Betroffenen zu viel Sonnenlicht aussetzen. Breitet er sich irgendwann weiter aus, verringert das die Heilungsaussichten der Patienten. Britische Wissenschaftler machten kürzlich eine Entdeckung, die in Zukunft zu einer verbesserten Therapie beitragen könnte.
Metastasen: Tumorzellen auf Wanderschaft
Wenn Krebszellen in andere Regionen des Körpers gelangen, bilden sich Metastasen. Diese verschlechtern die Prognose von Hautkrebs-Patienten erheblich. Damit sich die Krebszellen aber überhaupt im Organismus ausbreiten können, müssen sie zunächst ein Hindernis durchdringen – nämlich das Gewebe, das den ursprünglichen Tumor umgibt. Dafür verändern die Krebszellen die Form ihres Zellkerns (auch Nukleus genannt).
Forscher mehrerer britischer Forschungsinstitute untersuchten nun genau diejenigen Zellen, die in der Lage sind ihren Nukleus zu verformen und somit in andere Körperregionen auszuschwärmen. Dabei fanden die Fachleute Folgendes heraus: In den metastasierenden Hautkrebszellen findet sich ein gewisses Protein namens LAP1 in sehr hohem Ausmaß. Patienten, in deren Krebszellen eine größere Menge dieses Proteins vorhanden war, hatten außerdem schlechtere Heilungsaussichten.
Protein ermöglicht Durchdringen von Gewebe
Doch warum genau macht das Protein bestimmte Hautkrebszellen noch gefährlicher? Zur Beantwortung dieser Frage verglichen die Forscher weniger aggressive Zellen aus ursprünglichen Tumoren mit aggressiveren Zellen aus den Metastasen von Patienten mit Hautkrebs. Dafür wurde eine künstliche Membran hergestellt, deren Poren kleiner waren als die Nuklei der Krebszellen. Die Forscher wollten nämlich herausfinden, wie gut die beiden Zelltypen die Membran überwinden können. Dabei zeigte sich: Im Vergleich zu den Zellen aus dem ursprünglichen Krebsgewebe konnten sich die metastasierenden Zellen leichter durch die Poren zwängen. Um das zu erreichen, formten sie Ausbuchtungen an ihrem Nukleus. In diesen kleinen „Bläschen“ konnten außerdem höhere Konzentrationen an LAP1-Proteinen beobachtet werden, die Bestandteil der Membran des Zellkerns sind.
Offenbar ermöglicht LAP1 den Zellen, die Form ihres Nukleus flexibler zu machen und somit leichter Engstellen zu überwinden. Um dies zu bestätigen, unterbrachen die Forscher als nächstes die Herstellung des LAP1-Proteins in den Zellen der Metastasen. Tatsächlich fiel es den aggressiven Zellen somit schwerer die Form ihres Nukleus zu ändern. Außerdem konnten sie die Poren der Membran nicht mehr so mühelos passieren.
Mehr LAP1-Proteine = schlechtere Prognose
Darüber hinaus wollten die Forscher untersuchen, wie sich der Zusammenhang zwischen dem LAP1-Protein und Metastasen bei echten Patienten verhält. Dafür wurden Gewebeproben vom ursprünglichen Krebsgewebe und den Metastasen von an Hautkrebs erkrankten Personen genommen. Folgendes wurde festgestellt: In den metastasierenden Zellen befanden sich mehr LAP1-Proteine als in den Zellen aus dem ursprünglichen Tumor. Patienten, bei denen die LAP1-Konzentrationen am Rande des Tumors sehr hoch waren, wiesen außerdem eine aggressivere Form der Krebserkrankung auf.
Wie geht es weiter?
Die Entdeckung des Proteins könnte in Zukunft dabei helfen, Hautkrebspatienten ausfindig zu machen, die mit höherer Wahrscheinlichkeit eine besonders aggressive Form der Krankheit entwickeln. Außerdem vermuten die Forscher der Studie: Durch eine Unterbrechung der Produktion des LAP1-Proteins könnten die Krebszellen in ihrer Ausbreitung gehemmt werden.
Zwar stehen momentan noch keine Wirkstoffe zur Verfügung, mit denen Ärzte direkt auf das Protein einwirken können. Die Wissenschaftler wollen jedoch in Zukunft weiter erforschen, wie die erhöhte Flexibilität der Zellkerne und somit die Bildung von Metastasen verhindert werden kann.
Was meinen Sie?