Viele Menschen haben jeden Montag ein bestimmtes Ziel: die Woche zu überleben, um dann am Wochenende feiern und dem Alltag entkommen zu können. Bei dem ein oder anderen Fest fließt häufig Alkohol: er versetzt in einen rauschartigen Zustand und lässt uns den Alltag vergessen. Doch was passiert mit unserem Körper, wenn wir zu viel Alkohol konsumieren – und wie merken wir überhaupt, wann es „zu viel“ ist?
Alkohol – die Alltagsdroge
Zahlreiche Menschen sehen das legale Suchtmittel als Genuss an. Für Mediziner ist Alkohol, also Ethanol, jedoch ein Nervengift, das den Körper maßgeblich schädigen kann. Das Trinken des ein oder anderen Gläschens ist in unserer Gesellschaft absolut gängig und wird sogar forciert. Allerdings sollte vor allem im Jugendalter sowie über dem 40. Lebensjahr gar kein Alkohol konsumiert werden. Im Jugendalter befindet sich der Körper noch in der Entwicklung, weswegen Störungen dieser vor allem innerhalb des Gehirns schwere Folgen haben können, die nicht zu unterschätzen sind. Studien zufolge wird für Frauen eine maximale Alkoholmenge von zwei Esslöffel Wein oder 100 Milliliter Bier pro Tag empfohlen. Bei Männern sollte die Tagesdosis sogar noch weniger betragen, nämlich höchstens ein Schnapsglas voll Bier oder zwei Teelöffel Wein pro Tag. Diese geringe Menge hat einen plausiblen Grund, denn bei jedem Schluck wird ein kleiner Teil des Alkohols direkt von den Schleimhäuten absorbiert. Anschließend wird der Rest von der Magenschleimhaut aufgenommen, gelangt so in den Blutkreislauf und erreicht auf diesem Wege auch andere Organe. Nach einer Stunde des Alkoholkonsums ist die Alkoholkonzentration im Blut am höchsten – anschließend sinkt diese langsam wieder. Über die sogenannte Pfortader wandert der Alkohol in die Leber, welche ihn langsam abbaut. Bei einem Erwachsenen werden ungefähr 0,1 Promille pro Stunde abgebaut. In dieser Zeit entfaltet sich der Alkohol aber im ganzen Körper und zeigt vor allem im Gehirn seine Wirkung.
Die Wirkung von Alkohol
Geringe Mengen des Rauschmittels wirken auf den Körper entspannend und aufmunternd. Je höher allerdings die konsumierte Alkoholmenge ist, desto mehr schränkt diese die Wahrnehmung ein und beeinflusst unser Verhalten. Wenn man viel getrunken hat, kommt es dementsprechend zu folgenden Einschränkungen:
- Schwierigkeiten, Entfernungen richtig abzuschätzen
- Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit
- verzerrte Wahrnehmung
- Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit
- Sprachstörungen
- Betäubung des Körpers bis hin zu Bewusstlosigkeit
Alkohol entzieht dem Körper außerdem Wasser, was häufig zu Müdigkeit führt. Da einige alkoholische Getränke aber mit Energy-Drinks gemixt werden, wird diese häufig unterdrückt und das Koffein wirkt wiederum aufputschend. Ab drei Promille Alkohol im Blut ist der Körper in einer Art Stand-By-Modus und die Körpertemperatur sinkt. Wenn der Körper die großen Alkoholmengen nicht mehr abbauen kann, spricht man von einer Alkoholvergiftung. Diese hat gefährliche Folgen, denn sie kann zu Erbrechen und Atemproblemen führen. Da der Körper zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bereits bewusstlos ist, ist die Gefahr hoch am eigenen Erbrochenen zu ersticken oder einen Hirntod bzw. Koma auszulösen.
Biochemisch betrachtet handelt es sich bei Ethanol um ein Zellgift. Aus diesem Grund versucht die Leber, es so schnell wie möglich wieder abzubauen. Diese entgiftet den Körper mit speziellen Enzymen und zerlegt das Ethanol in seine Bestandteile. Das Enzym Alkoholdehydrogenase bildet jedoch ein äußerst giftiges Zwischenprodukt: Acetaldehyd. Dieses Molekül zerstört die Schleimhautzellen und ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogar krebserregend. Durch den ständigen Einsatz der Leber kommt es darüber hinaus langfristig zur Veränderung dieser – beispielsweise droht eine Leberzirrhose. Liegen erst einmal Leberschäden vor, werden irgendwann auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen. So kann eine zerstörte Leber etwa eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hervorrufen. Dem nicht genug, zerstört jeder Alkoholkonsum Hirnzellen. Aktiv bemerkbar macht sich das allerdings oft nur bei Alkoholsüchtigen, die anschließend unter Gedächtnisproblemen leiden und deren Bewegungsabläufe und Koordination gestört sind. Sie leiden auch häufiger an psychischen Störungen wie Depressionen.
Der Tag danach
Fast jeder kennt das Gefühl, wenn man nach einer alkoholreichen und durchzechten Nacht aufwacht und denkt, dass man den kommenden Tag nicht überstehen wird. Dieses Phänomen wird im Deutschen „Kater“ und im Englischen „Hangover“ genannt und ist eine natürliche Reaktion des Körpers. Studien zeigen, dass ein Kater die psychomotorische Geschwindigkeit, das Kurz- und Langzeitgedächtnis sowie die Aufmerksamkeitsspanne negativ beeinflusst. Diese Beeinträchtigung äußert sich in einer schlechteren Konzentration und Fokussierung, einem fehleranfälligeren Gedächtnis und einer verkürzten Reaktionszeit. Außerdem beeinflusst ein Kater unsere kognitiven Fähigkeiten massiv und man sollte in dem Zustand z.B. keinesfalls Auto fahren. In dieser „Zeit danach“ baut der Körper den Rest des Alkohols ab und spätestens dann sollte viel Wasser getrunken werden, um den Prozess zu unterstützen. Außerdem kann der Konsum von Elektrolyten dabei helfen, die Symptome eines Katers zu mildern. Zu diesen gehören:
- Kopfschmerzen
- Lichtempfindlichkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwindel
- Glieder- und Magenschmerzen
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- Gereiztheit
- depressive Verstimmungen
Der Zustand verschwindet im Normalfall im Laufe des nächsten Tages, aber ab einem gewissen Alter braucht der Körper etwas länger den Alkohol wieder abzubauen, weswegen sich die Beschwerden auch über mehrere Tage ziehen können.
Wie merke ich, dass ich süchtig bin?
Im Jahr 2018 hatten rund drei Millionen erwachsene Deutsche zwischen 18 und 64 Jahren eine alkoholbezogene Störung. Diese äußerte sich bei 1,4 Millionen Betroffenen als Alkoholmissbrauch und bei 1,6 Millionen Betroffenen als Alkoholabhängigkeit. Diese Zahlen sind extrem hoch und zeigen, dass der Konsum von Alkohol nicht nur lockeren Spaß bedeutet. Deutschland weist im internationalen Vergleich generell einen sehr hohen Alkoholkonsum auf: pro Kopf betrug der Verbrauch von Reinalkohol ab 15 Jahren im Jahr 2019 stolze 10,2 Liter. Oft übersieht man beim Konsum von Alkohol die Grenze zwischen Genuss und Sucht. Letztere lässt sich folgendermaßen erkennen:
- das Verlangen nach Alkohol ist stark und nicht kontrollierbar
- Menge, Zeitpunkt und Ende des Konsums können nur schwer oder gar nicht kontrolliert werden
- körperliche Entzugserscheinungen machen sich bemerkbar, wenn auf Alkohol verzichtet wird
- für einen Rauschzustand müssen immer größere Alkoholmengen konsumiert werden
- andere Lebensbereiche werden wegen des Konsums von Alkohol vernachlässigt
- trotz spürbaren Folgen wird der Konsum fortgesetzt
Wenn man den Verdacht hat, dass bei einem selbst der Alkoholkonsum übermäßig, unkontrollierbar und notwendig ist, sollte man sich dringend Unterstützung suchen, da eine Alkoholsucht massive und langfristige Schäden im Leben anrichten kann. Sollten Sie den Konsum Anderer als bedenklich einstufen, gibt es auch hier Möglichkeiten sich entsprechende Hilfe zu holen.
Was meinen Sie?