Ob auf dem Weg zur Arbeit, in der U-Bahn oder zur Entspannung zu Hause – Airpods & Co. sind aus der heutigen modernisierten Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Was jedoch, wenn das Ohr plötzlich zu schmerzen beginnt, gerötet, feucht, mitunter sogar geschwollen ist und … juckt?! Die meisten würden hinter diesen Symptomen eine bakterielle Ohreninfektion vermuten, der mithilfe antibiotischer Ohrentropfen ein schnelles Ende bereitet werden kann. Dass dahinter auch eine Pilzinfektion, ausgelöst durch das ständige Tragen der akustischen Ohrenstöpsel, stecken könnte, ziehen viele aufgrund von Unkenntnis allerdings nicht in Erwägung.
Otomykose – Was ist das?
Bei einem Ohrenpilz, auch Otomykose genannt, handelt es sich um den Pilzbefall des Außenohres, der in weiterer Folge zu einer Entzündung des äußeren Gehörgangs sowie des Trommelfells führt. In den meisten Fällen sind die Pilzspezies Aspergillus und Candida für derartige Pilzinfektionen des Ohres verantwortlich. Pilzsporen präferieren warmes und feuchtes Milieu, da dadurch die optimalen Bedingungen für ihre Ausbreitung gegeben sind. Wer deshalb ständig zu In-Ear-Kopfhörern greift, setzt sich erhöhtem Gefahrenpotential aus: Ohrenschmalz wird durch die kleinen Ohrknöpfe in den Gehörgang gedrückt, wodurch die Selbstreinigung des Ohres beeinträchtigt wird. Der Abbau von Erregern wie Pilzen oder Bakterien kann somit nicht erfolgen und es kommt zur Entstehung von Pilzinfektionen oder Entzündungen im Ohr. Außerdem kann Ohrenschmalz im Gehörgang verkleben und das Hörvermögen negativ beeinträchtigen.
Oft werden Pilzinfektionen jeglicher Art mit mangelnder Hygiene assoziiert – ein Trugschluss, da jeder, unabhängig der betriebenen Körperpflege, an Pilzbefall leiden kann. Jegliche Art von Fremdkörpern im Ohr können zu einer Erkrankung des Gehörgangs führen. Diese sind nicht nur auf Kopfhörern, sondern auch auf Hörgeräten und Wattestäbchen vorzufinden. Zu den weiteren Risikofaktoren bzw. Ursachen einer Pilzinfektion zählen darüber hinaus ein geschwächtes Immunsystem, die Einnahme von Antibiotika über einen längeren Zeitraum, chronische Entzündungen wie z.B. Schuppenflechte sowie Hautverletzungen oder Verschmutzungen im Gehörgang.
Anzeichen und Symptome
„Ohrentzündungen durch Pilze fangen häufig mit Ohrenjucken an und können sich zu schmerzhaftem Ohrenlaufen entwickeln. Das Hören wird schlechter, weil der Gehörgang zuwächst und sich häufig der Gehörgang und das Trommelfell entzündlich verdicken“, so HNO-Arzt Dr. Ingo Teudt. Die nachfolgenden Symptome sollten dementsprechend dazu animieren, die Kopfhörer aus den Ohren zu ziehen und für einen Moment aufzuhorchen:
- Flüssigkeit im Ohr
- Juckreiz
- geröteter Gehörgang
- Schmerzen im Gehörgang
- Hautveränderungen und leichte Blutungen des betroffenen Ohrs.
Ohrenpilz vorbeugen
Hat der Pilz das Ohr einmal befallen, ist das Aufsuchen einer Fachärztin oder eines Facharztes unerlässlich, da der Pilzbefall mikroskopisch entfernt werden und entsprechende spezielle Pilzmedikamente, sogenannte Antimykotika, verschrieben werden müssen. Da eine Otomykose sehr hartnäckig sein kann, bedarf es oft mehrerer Therapiesitzungen, die unbedingt in Anspruch genommen werden sollten, da eine Nichtbehandlung die Zerstörung des Trommelfells zur Folge haben kann.
Nicht jede Person, die regelmäßig zu Kopfhörern greift, läuft Gefahr an einer Pilzinfektion zu erkranken. Wer jedoch empfänglich für Pilzbefall ist und dennoch nicht auf das Hörerlebnis via In-Ear-Kopfhörer verzichten möchte, kann das Risiko, sich einen Ohrenpilz zuzuziehen, mittels einfacher Präventionsmaßnahmen minimieren. Zunächst sollten Kopfhörer weder vertauscht noch mit anderen Personen geteilt werden, da Bakterien und Erreger dadurch leichter verteilt und die Infektion auch auf das gesunde Ohr übertragen werden kann. Weiters ist eine regelmäßige Reinigung der kleinen Ohrknöpfe sinnvoll, um Verschmutzungen wie Sand oder Staub zu entfernen. Der HNO-Arzt und plastische Chirurg Dr. Sina Joorabchi, der über TikTok auf das Phänomen Ohrenpilz aufmerksam macht, rät zudem, eine Flüssigkeit, bestehend aus Wasser, Reinigungsalkohol sowie Wasserstoffperoxid, anzumischen und diese nach langem Tragen von Kopfhörern ins Ohr zu träufeln. So würde das Milieu für Pilze unattraktiv gemacht werden. Folglich sind die Gehörgänge gegen jegliche Art von Pilzbefall gewappnet und dem Lauschen des optimalen Klangs ohne Hintergrundgeräusche steht nichts mehr im Wege.
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