Mit einer immer älter werdenden Bevölkerung häufen sich altersbedingte Erkrankungen – so auch die neurodegenerative Erkrankung der Alzheimer-Demenz. In einigen Fällen können medikamentöse Therapien etwas Abhilfe schaffen, indem Begleiterscheinungen und Symptome der Krankheit behandelt werden. Eine Heilung ist jedoch bislang nicht möglich. Eine neue Therapie soll nun aber die Krankheitsursache angehen: Monoklonale Antikörper, die im Gehirn die Beta-Amyloid-Ablagerungen bekämpfen. Allerdings ist umstritten, ob die Reduzierung dieser sogenannten Plaques tatsächlich auch die klinische Ausprägung der Alzheimer-Demenz lindert, oder ob die eigentliche Ursache an anderer Stelle zu finden ist. Eine neue Studie berichtet nun von ersten Erfolgen mit der Substanz Donanemab.
Präventive Maßnahmen
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Im Alter zwischen 56 und 70 Jahren erkranken ein bis fünf Prozent der Bevölkerung, bei den 70- bis 75-Jährigen bis zu zehn Prozent, und bei den 75- bis 80-Jährigen sind sogar bis zu 20 Prozent betroffen. Aktuell sind in Deutschland 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN). In 30 Jahren werden es Schätzungen zufolge 2,8 Millionen sein. Der Erkrankung entgegenwirken können bisher nur präventive Therapieansätze, wie die Reduktion bekannter Risikofaktoren, zu denen etwa Schwerhörigkeit, Hirntraumata, Bluthochdruck, exzessiver Alkoholkonsum, Rauchen oder ein Mangel an Sozialkontakten gehören. Außerdem versucht die Medizin, die schädigenden Amyloid-β-Proteine, die sich bei der Alzheimer-Demenz typischerweise im Gehirn anlagern, zu reduzieren. Dafür werden spezifische Antikörper entwickelt, die allerdings bisher kaum positive Ergebnisse verzeichnen konnten.
Reduktion der Plaques
Im Juni 2021 erteilte die US-amerikanische „Food and Drug Administration“ (FDA) nun erstmals einem Beta-Amyloid-Antikörper die Zulassung – und das entgegen den Erwartungen der Experten. Obwohl initiale Studien wegen Wirkungslosigkeit abgebrochen wurden, stellten Forschende in nachträglichen, sogenannten Post-hoc-Analysen fest, dass der Antikörper Aducanumab durchaus eine Reduktion der Plaques herbeiführte. Die Zulassung erhielt der Wirkstoff daher unter der Bedingung, dass eine Phase-IV-Studie folgt. Wegen eines Hirnödem-Risikos sind dafür unter anderem MRT-Kontrollen nötig. Neuere Antikörper erscheinen dagegen vielversprechender: So erzielte Donanemab, ein monoklonaler Antikörper, der sich gegen eine Pyroglutamat-Form von Beta-Amyloid richtet, in einer Phase-II-Studie bereits kleine Erfolge. Zum einen war in der Versuchsgruppe eine geringere Reduktion der kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zur Placebo-Gruppe zu verzeichnen. Außerdem zeigten die Patienten in Donanemab-Behandlung auch eine stärkere Abnahme der Amyloid-Plaques.
Kognitive Fähigkeiten geschützt
„Bei Patienten mit früher Alzheimer-Erkrankung kam es durch die Gabe von Donanemab über 76 Wochen zu einem signifikant besseren Ergebnis beim primären kombinierten Endpunkt, nämlich den Scores für Kognition und den Aktivitäten des täglichen Lebens“, resümiert Prof. Dr. Richard Dodel. „Auch wenn betont werden muss, dass die Zulassung von Aducanumab in den USA bei Betroffenen keine falschen Hoffnungen schüren darf, so zeigen doch die Studien mit neueren Antikörpern wie Donanemab, Gantenerumab oder Lecanemab (BAN2401), dass das Behandlungsprinzip ein Weg zu sein scheint, der weiter verfolgt werden sollte, um herauszufinden, welche Patienten von der Therapie künftig profitieren könnten. Eine Phase-III-Studie mit Donanemab wurde bereits begonnen. Umfassende Sicherheitsanalysen sind dabei unumgänglich.“
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