Forschenden ist es gelungen eine Gruppe von Menschen zu identifizieren, die zwar HIV-positiv ist, bei der das Virus jedoch keinerlei Erkrankung auslöst – auch ohne Therapie. Eine Virusunterdrückung dieser Art könnte der Schlüssel für eine effektive Behandlung von HIV darstellen.
HIV-Elite-Controller: Immun gegen HIV
Die Wissenschaftler konnten bei einer Untersuchung von mehr als 10.000 Personen aus der Demokratischen Republik Kongo (DRK) eine Gruppe von HIV-positiven Menschen identifizieren, bei denen die vorliegende Infektion unter Kontrolle zu sein scheint. Nach Ansicht der Forschenden liegen die Ursprünge der HIV-Pandemie in südlich der Sahara gelegenen afrikanischen Ländern, insbesondere der Demokratischen Republik Kongo. Dies macht dieses Gebiet besonders interessant für die HIV-Forschung. Die Gruppe aus Afrika trägt zwar HIV in sich, allerdings verursacht das Virus bei ihnen keine Erkrankung, da sie HIV-Antikörper aufweisen – so das Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung unter der Beteiligung von Forschenden der Johns Hopkins University, der Université Protestante au Congo, dem National Institute of Allergy and Infectious Diseases, der University of Missouri-Kansas City und der Abbott GmbH. Die Gruppe zeigt eine niedrige bis nicht nachweisbare Viruslast auf, obwohl keine antiretrovirale Behandlung erfolgte. Die Personen der Gruppe werden als HIV-Elite-Controller bezeichnet. Durch weitere Untersuchungen dieser Virusunterdrückung könnte eine effektive Behandlung und ein Schlüssel zur Heilung von HIV entwickelt werden.
Immunität ist kein Zufall
Durch das Verständnis der Zusammenhänge zwischen der natürlichen Virusunterdrückung und zukünftigen Behandlungen könnte das Ende der HIV-Pandemie in greifbare Nähe rücken. Was die Forschenden bisher wissen ist, dass die Immunreaktion kein Zufall ist: „Die Entdeckung einer großen Gruppe von HIV-Elite-Controllern in der DRK ist vor allem vor dem Hintergrund bedeutsam, dass HIV eine lebenslange, chronische Erkrankung ist, die typischerweise im Laufe der Zeit fortschreitet. Vor dieser Studie gab es nur wenige Fälle, bei denen die Infektion nicht voranschritt. Die Häufigkeit in der aktuellen Studie ist somit ungewöhnlich und deutet darauf hin, dass in der DRK etwas Interessantes auf physiologischer Ebene passiert, was nicht zufällig ist“, erklärt Studienautor Dr. Tom Quinn, der Direktor des Johns Hopkins Center for Global Health und der Leiter der internationalen HIV/AIDS-Forschungsabteilung des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, National Institutes of Health.
Möglicher Schlüssel zur HIV-Behandlung
Die Erkenntnisse der Forschung sind ein erster Schritt in Richtung HIV-Heilung: „Unsere globale Überwachungsarbeit gibt uns einen Vorsprung vor aufkommenden Infektionskrankheiten – und in diesem Fall haben wir erkannt, dass uns diese Erkenntnisse der Heilung von HIV einen Schritt näherbringen könnten. Der globalen Forschungsgemeinschaft steht noch eine Menge Arbeit bevor. Wenn wir aber die Erkenntnisse aus dieser Studie nutzen und mit anderen Forschenden teilen, nähern wir uns neuen Behandlungsmethoden, welche HIV möglicherweise eliminieren könnten“, betont Studienautor Dr. Michael Berg. „Jede neue Entdeckung in der HIV-Forschung ist ein weiteres Teil des evolutionären Puzzles, welches wir zu verstehen versuchen”, berichtet die Studienautorin Professorin Dr. Carole McArthur von der University of Missouri-Kansas City. Die gewonnenen Erkenntnisse werden Teil einer großen Datenbank, auf die Forschenden in der nächsten Phase ihrer Arbeit zurückgreifen können, erklärt Dr. McArthur. Durch das sogenannte Global Viral Surveillance Program sollen neuartige HIV- und Hepatitis-Mutationen frühzeitig identifiziert werden. Dies stellt sicher, dass diagnostische Tests auf dem neuesten Stand bleiben, berichten die Forschenden.
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