In gut 11.000 Fällen beschwerten sich im vergangenen Jahr Patienten über Behandlungsfehlern. Bei gut 30 Prozent bestätigte sich der Verdacht. Allerdings gilt die Dunkelziffer sehr hoch, da keine weiß wie viele Verdachtsfälle direkt vor Gericht oder bei Versicherungen landen.
Jeder Patient hat Bedenken, wenn er ins Krankenhaus zu einer Operation muss. Denn immer wieder liest man in den Medien von Behandlungsfehlern der Ärzte. Allein im vergangenen Jahr fühlten sich mehr als 10.000 Patienten von ihrem Arzt des Vertrauens falsch behandelt. In immerhin 30 Prozent gibt ihnen ihr Gefühl Recht.
In ziemlich genau 11.000 Fällen wurden Patienten im vergangenen Jahr bei den zuständigen Gutachterstellen der Ärzteschaft wegen vermeintlicher Ärztefehler vorstellig. Das geht aus einer aktuellen Statistik der Bundesärztekammer hervor.
Bei 25 Prozent lag Gesundheitsschaden vor
Die Schlichtungsstellen der Gutachterkommission haben im letzten Jahr 7578 Fälle wegen mutmaßlicher Behandlungsfehler bearbeitet. In genau 2280 Fällen lag tatsächlich ein Behandlungsfehler vor. In 1889 Fällen oder 25 Prozent lag zudem ein Gesundheitsschaden durch den Behandlungsfehler vor. Hier hatte der Patient Anspruch auf eine Entschädigung.
Die Zahlen sind im Gegensatz zum Jahr 2011 leicht angestiegen. In 2011 gingen die Gutachter 7452 Fällen nach und wurden auch in gut 30 Prozent der Fälle fündig. Die häufigsten Diagnosen, die zu Behandlungsfehlern führen, kommen nach Knie- Hüftgelenkarthrosen sowie Unterarm-, Unterschenkel- und Sprunggelenkfrakturen zustande. Das betrifft sowohl das Jahr 2012 als auch das Jahr 2011.
3932 Behandlungsfehler durch Krankenkassen bestätigt
Neben der Bundesärztekammer befassen sich auch die gesetzlichen Krankenkassen mit Behandlungsfehlern. Im letzten Monat teilte der Medizinische Dienst der Krankenkassen mit, dass sich im letzten Jahr 3932 Behandlungsfehler bestätigten. Die Gutachter gingen allerdings 12.483 Verdachtsfällen nach.
Natürlich sind Mediziner auch nur Menschen, doch die Fehler werden nicht unter den Teppich gekehrt, sondern wir lernen daraus und setzen uns dafür ein, dass Betroffenen so schnell wie möglich geholfen wird, so der amtierende Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Gutachterkommission und Schlichtungsstellen, Andreas Crusius, bei der Vorstellung des aktuellen Reports.
Dunkelziffer sehr hoch
Allerdings gab er zu bedenken, dass jährlich 18 Millionen Behandlungen in Krankenhäusern und 540 Millionen Behandlungen pro Jahr bei Vertragsarzt durchgeführt werden. Daher bewege sich die Zahl der Behandlungsfehler im Promillebereich, so der Vorsitzende weiter. Zudem warnte er davor Behandlungsfehler mit Ärztepfusch gleich zu setzen. Ärzte machen Fehler, sind aber keine Pfuscher, stellte er klar.
Aber dennoch gilt die Dunkelziffer der Behandlungsfehler als sehr hoch. Keine Statistik weiß wie viele Verdachtsfälle direkt bei deutschen Gerichten bzw. Versicherungen landen. Daher hat die schwarz- gelbe Bundesregierung das Patientenrechtsgesetz eingeführt. Dieses trat vor gut vier Monaten in Kraft und stärkt Fehlermeldesysteme in Krankenhäusern. Die Aufforderungen nach einem bundesweiten Behandlungsfehlerregister blieben aber bis heute ungehört.
Was meinen Sie?