Streptokokken sind kugelförmige Bakterien, die eigentlich gern gesehene Bewohner unseres Mund- und Rachenraums sind. Dort tragen sie einen wichtigen Teil zum Erhalt des Mikrobioms bei. Die Gruppe A der Streptokokken allerdings bereitet Ärzten nicht nur in Deutschland zunehmend Sorge. Im Moment rollt eine Welle an Infektionen über die Bevölkerung, die vor allem Kinder betrifft. Doch nicht nur sie leiden unter den Symptomen, auch Erwachsene können zum Ziel der Bakterien werden.
Die Symptome einer Streptokokkeninfektion
Stecken sich Kinder mit A-Streptokokken an, können die Bakterien unter anderem Scharlach auslösen. Dieser macht sich hauptsächlich im Bereich des Rachens bemerkbar: die Symptome ähneln denen einer Mandelentzündung, zusätzlich findet man allerdings einen auffälligen Ausschlag im Bereich der Brust vor. Das Immunsystem reagiert auf diese Weise auf einen Giftstoff, der von den Streptokokken freigesetzt wird.
Infiziert man sich mehrmals, tritt der Ausschlag zwar nicht mehr auf, doch die Bakterien machen sich jetzt durch eine sogenannte Angina bemerkbar. Diese sollte immer von einem Arzt abgeklärt werden und bedarf häufig einer medikamentösen Behandlung mit Antibiotika. In den meisten Fällen kommt als erste Wahl Penicillin zum Einsatz, das schnell wirkt und die Symptome bald abklingen lässt. Selten kann es durch eine Infektion mit A-Streptokokken aber auch zu schlimmeren Krankheitsbildern kommen: Gelangen Bakterien aus dem Rachen in den Blutkreislauf, können Blutvergiftungen die Folge sein. Davon sind aber hauptsächlich Menschen mit einem eingeschränkten Immunsystem betroffen.
Penicillin in Teilen Europas bereits knapp
In den meisten Fällen erfordert die Infektion also eine Gabe von Antibiotika. Die Gefahr einer Ansteckung ist dann schon 24 Stunden nach der ersten Einnahme abgewendet. Werden allerdings keine Medikamente eingenommen, dauert die Krankheit bis zu drei Wochen und kann sich deutlich verschlimmern.
Einige Länder in Europa, darunter auch Deutschland, sind aktuell von einer Penicillin-Knappheit betroffen. Viele Apotheken können den Wirkstoff nicht bestellen und versuchen ihn teilweise sogar im Rahmen eigener Verfahren herzustellen. Erschwerend kommt hinzu, dass Resistenzen gegenüber Antibiotika in den letzten Jahren stark ansteigen. Durch den übermäßigen Einsatz der Medikamente in der Nutztierhaltung sowie einen falschen Umgang damit in der Gesellschaft, nehmen diese immer weiter zu. Dies betrifft nicht nur Infektionen mit Streptokokken, auch bakterielle Infektionen mit beispielsweise Pseudomonas, die Erkrankungen der Lunge auslösen oder Escherichia Coli, welche Darmbeschwerden verursachen, werden damit zu einem echten Problem.
Zunehmende Antibiotikaresistenzen führen zu Todesfällen
Vor allem ein bestimmter Stamm der Streptokokken bereitet Wissenschaftlern Sorge: der sogenannte MRSA-Stamm. Bei diesem handelt es sich um Bakterien, die resistent gegenüber einem sogenannten „last-Resort“-Antibiotikum sind, nämlichMethicillin. Dieses wird ausschließlich verabreicht, wenn „normales“ Penicillin keine Wirkung mehr erzielt. Ist man allerdings mit einem MRSA-Stamm infiziert, dann bringt auch dieses Antibiotikum keine Besserung. Die Bakterien können einfach weiterwachsen und sich im Körper ausbreiten. Das kann schwere Folgen haben: anfänglich leicht zu behandelnde Infektionen können letztlich bis hin zu Organversagen führen. In den USA kam es dadurch heuer bereits zu Todesfällen bei Kindern.
Was Sie bei der Einnahme von Antibiotika beachten sollten
Doch nicht nur die Nutztierindustrie trägt Schuld an den steigenden Antibiotikaresistenzen. Auch Patienten können bei der Einnahme von Antibiotika einige Dinge beachten, die den Resistenzen vorbeugen.
Auf keinen Fall sollte ein Antibiotikum bereits in dem Moment abgesetzt werden, wenn die Symptome verschwinden. Wird die Einnahme vorzeitig abgebrochen, überleben einzelne krankmachende Bakterien, die das Antibiotikum bereits kennen. Sie können die gewonnenen Informationen für sich nutzen und sich vor dem Wirkstoff schützen. Außerdem können die restlichen Bakterien die Infektion verlängern und auch die Symptome wiederkehren lassen.
Darüber hinaus spielt auch die Entsorgung von Antibiotika-Resten eine Rolle: Die Medikamente sollen keinesfalls die Toilette hinuntergespült oder in den Abfluss gekippt werden. Dann gelangen sie ins Abwasser und verteilen sich in der Umwelt. Treffen wiederum Bakterien auf die Wirkstoffe, können sie wie im oberen Fall eine Resistenz gegen diese entwickeln. Sollten Reste des Medikaments übrig bleiben, müssen diese unbedingt über den Hausmüll entsorgt oder in einer Apotheke abgegeben werden.
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