Bereits eine einzige Nacht schlecht zu schlafen lässt bei gesunden Männern den Tau-Protein-Spiegel ansteigen, der einen Biomarker für Alzheimer darstellt. Diese Erkenntnis legt nahe, dass auch selten auftretende Schlafprobleme das Risiko für Alzheimer steigern könnten.
Eine neue Studie der Uppsala University in Schweden hat gezeigt, dass schon eine einzige Nacht mit zu wenig Schlaf das Alzheimer-Risiko negativ beeinflussen könnte. Die Untersuchungsergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachjournal „Neurology“ vorgestellt.
Schlafmangel hat gravierende Folgen
Die vorläufigen Resultate deuten den Wissenschaftlern zufolge darauf hin, dass sich bei jungen, gesunden Männern der Spiegel von Tau-Proteinen im Blut erhöht, wenn sie auch nur eine Nacht nicht ausreichend geschlafen haben.
Bei Tau-Proteinen handelt es sich um Proteine, die in Neuronen vorkommen. Sie häufen sich dort an und können Klumpen bilden, die sich im Gehirn anlagern – dadurch kann es zu Alzheimer kommen. Bereits mehrere Jahrzehnte vor dem Ausbruch der Erkrankung kann diese Ansammlung beginnen. In der Vergangenheit konnten Untersuchungen bereits aufdecken, dass Schlafstörungen bei älteren Erwachsenen den Tau-Spiegel im Hirnwasser erhöhen können. Allerdings kann dies auch durch Trauma im Kopf verursacht werden.
Studiendetails
Zahlreiche Menschen leiden früher oder später einmal unter Schlafstörungen. Die Auslöser sind vielfältig, häufig stecken Stress, Jetlag oder Schichtarbeit hinter den Beschwerden und bringen den natürlichen Schlafrhythmus durcheinander. Im Rahmen der neuen Studie wurde festgestellt, dass sogar junge gesunde Personen unter einer schlechten Nacht leiden. Auch bei ihnen kommt es zu einem leichten Anstieg des Tau-Spiegels im Blut, was vermuten lässt, dass Schlafprobleme mit der Zeit signifikante Nachteile haben können.
In die Untersuchung wurden 15 gesunde, normalgewichtige Männer von durchschnittlich 22 Jahren integriert. Alle von ihnen gaben an, üblicherweise zwischen sieben und neun Stunden guten Schlaf pro Nacht zu bekommen. Die Studie wurde in zwei Abschnitte von zwei Tagen und Nächten unterteilt, in beiden hielten die Männer sich an einen strikten Aktivitäts- und Diätplan. Morgens und abends wurde ihnen Blut abgenommen. In der ersten Phase schliefen die Probanden normal, in der zweiten durften sie in der ersten Nacht normal schlafen, in der zweiten nur sehr kurz. Während des Schlafentzuges blieb das Licht an und die Probanden spielten Spiele, unterhielten sich oder schauten Filme – alles in sitzender Position.
Bedeutung von Schlaf wird oft unterschätzt
Die Wissenschaftler konnten festhalten, dass die Männer nach dem Schlafentzug während der zweiten Nacht der zweiten Phase im Durchschnitt 17 Prozent mehr Tau-Proteine im Blut aufwiesen, nach einer Nacht mit ausreichend Schlaf waren es im Durchschnitt nur 2 Prozent mehr. Das Forschungsteam untersuchte daneben auch vier andere Biomarker, die mit Alzheimer in Zusammenhang gebracht werden. Bei diesen wurden nach einer Nacht mit unzureichendem Schlaf jedoch keinerlei Veränderungen festgestellt.
Sind Neuronen aktiv, so ist die Freisetzung von Tau-Proteinen im Gehirn erhöht. Höhere Blutwerte können daher ein Zeichen dafür sein, dass Tau-Proteine aus dem Gehirn ausgeschieden werden, oder auf eine generell höhere Tau-Konzentration im Gehirn hinweisen. Es gilt nun dies weiter zu untersuchen, sowie zu klären, wie lange diese Veränderungen anhalten. Darüber hinaus soll ermittelt werden, ob Veränderungen der Tau-Werte im Blut einen Mechanismus wiederspiegeln, durch den wiederkehrende Schlafstörungen das Demenzrisiko erhöhen können. Diesbezügliche Nachforschungen sollen Aufschluss darüber geben, ob gezielte Maßnahmen für einen besseren Schlaf in einem frühen Alter starten sollten, um das Demenzrisiko frühzeitig zu senken.
Wie wichtig ein gesunder Schlaf tatsächlich ist, wird hier deutlich:
Einschränkungen der Forschungsergebnisse
Da die Untersuchung nur mit wenigen Probanden vorgenommen wurde, sind die Ergebnisse als eingeschränkt gültig zu betrachten. Zudem wurden nur gesunde junge Männer integriert. Ob die Resultate mit Frauen und älteren Menschen dieselben wären, ist unklar.
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