Aktuell leidet jeder siebte Arbeitnehmer drei Monate oder länger unter Rückenschmerzen. Mitunter kommen auch Kieferschmerzen dazu – doch an einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Beschwerden denken nur die wenigsten. Warum ein Besuch beim Zahnarzt des Vertrauens im Falle von Rückenschmerzen durchaus sinnvoll ist, erschloss sich aus einer neuen Pressemitteilung des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten (IFK).
Vielerlei Gesichter
Etwa 15 Prozent der Deutschen sind von einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) betroffen, wobei die Krankheit verstärkt bei Frauen auftritt. Diese Zahl gibt jedoch nur jene Fälle wieder, die tatsächlich eine Behandlung benötigen. Zu einer CMD zählen alle Probleme, die durch eine Fehlregulation der Muskel- bzw. Kiefergelenksfunktion verursacht werden. Die Symptome reichen dabei von Zähneknirschen über Schmerzen beim Kauen bis hin zu Nackenschmerzen. Aber auch weitere Anzeichen deuten auf eine Erkrankung hin. Dazu gehören beispielsweise Rückenschmerzen oder Tinnitus. Das machte eine möglichst genaue Diagnostik bisher schwierig.
Verschiedene Ursachen
Für eine bessere Übersicht hat die Forschungsgruppe die jeweiligen Ursachen einer CMD in drei Gruppen eingeteilt:
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- Anatomische Auslöser: Die individuelle Struktur des Mund-Kiefer-Raums kann Kiefer- oder Zahnfehlstellungen begünstigen.
- Funktionelle Ursachen: Dabei sind Fehler in der neuromuskulären Beschaffenheit relevant, welche sich durch Zähneknirschen, Wangenbeißen oder Zähnepressen äußern können.
- Körperhaltung: Entwickelt sich eine ungünstige Haltung, kann die Auswirkung der mechanischen Hebelwirkung sich negativ auswirken.
Zudem darf Stress nicht als Ursache für Craniomandibuläre Dysfunktion unterschätzt werden. Angenommen wird, dass er sowohl alleiniger als auch begleitender Auslöser für eine CMD sein kann.
Das sind die Behandlungsmöglichkeiten
Hinter der Diagnose CMD steckt nicht selten eine lange Leidensgeschichte, teils wegen der oft ungewöhnlichen Symptome. Ist erstmal die Ursache eindeutig geklärt, kann mit der richtigen Behandlung begonnen werden: Betroffene sollten sich in jedem Fall medizinische Beratung und Betreuung, etwa durch einen Physiotherapeuten, suchen. Die physiotherapeutische Therapie wird dann individuell nach den jeweiligen Symptomen gestaltet und hat zum Ziel, Funktionsstörungen und Schmerzen zu minimieren. Von gängigen krankengymnastischen Übungen über Massagen bis hin zu passiven Muskelentspannungs- und Mobilisationstechniken ist hier für jedes Krankheitsbild etwas dabei. Manchmal ist jedoch zusätzlich eine Kieferschiene nötig, sodass ein Kieferorthopäde hinzugezogen werden muss.
Eigeninitiative beschleunigt Behandlungserfolg
Um langfristige Erfolge bei der Symptomlinderung zu erzielen, ist aber ein gewisses Maß an Eigeninitiative notwendig. Übungen müssen zu Hause konsequent und selbstständig durchgeführt werden. Schafft man es neben regelmäßigen Besuchen beim Physiotherapeuten ebenfalls die physiologischen Übungen in den Alltag zu integrieren, kann auf längere Sicht eine gravierende Besserung eintreten. Wer sich eisern an den Behandlungsplan hält, wird letztendlich auch belohnt und schneller Erfolge bemerken. Jedoch gilt auch hier: Alles in Maßen, damit es nicht zu einer Überbelastung kommt.
CMD richtig vorbeugen
Für eine effektive Prävention sollte unbedingt auf Symptome geachtet werden. Auch die regelmäßige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen ist ratsam, sowie eine rasche Reaktion im Falle möglicher Anzeichen für die Erkrankung. Ein leicht verspanntes Gefühl im Kiefer nach dem Aufwachen kann dabei schon ein ernstzunehmendes Anzeichen sein. Dadurch können auch schwerere Erkrankungen verhindert werden, indem sie erst gar nicht ausbrechen oder in Folge chronisch werden. Denn wenn man erst einmal an einer Craniomandibulären Dysfunktion leidet, so gilt: Je länger die CMD besteht, umso wahrscheinlicher wird sie zu einer chronischen Erkrankung und führt damit zu immer stärkeren Schmerzen.
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