Die aktuelle Corona-Pandemie hat uns alle in irgendeiner Weise beeinflusst. Wie Menschen die außergewöhnlichen Umstände erleben, wird seit einem Jahr von einer Gruppe an Institutionen untersucht, darunter das Leibniz-Institut und die Universität Konstanz. Auf ihrer Website „Life with Corona“ veröffentlichten sie kürzlich Ergebnisse, die zeigen, welche Rolle die Wohnsituation in unserem Erleben spielt und welche Auswirkungen sie auf unser Verhalten hat.
Was wurde untersucht?
Die Teilnehmenden der Umfrage wurden für die Analysen anhand ihrer Lebenssituation in drei Gruppen unterteilt: Alleinlebende, Haushalte mit zwei Erwachsenen, und Erwachsene mit Kindern. Diese Gruppen verglichen sie in Hinblick auf verschiedene Aspekte:
- Verhaltensweisen bezüglich der Pandemie
- Ernährungsverhalten (auch Nikotin- und Alkoholkonsum)
- Subjektives Wohlbefinden
- Soziale Indikatoren wie Vertrauen und altruistisches Verhalten
- Sichtweise auf die Corona-Maßnahmen
Alleinlebende trifft es am härtesten
In den Analysen taten sich Alleinlebende als die Gruppe hervor, die subjektiv die schlechtesten Erfahrungen während der Pandemie gemacht hat. Sie berichten von einer geringeren Lebenszufriedenheit und haben ein höheres Risiko, an Depressionen oder Angstzuständen zu leiden, als der Rest der Bevölkerung. Weiters zeigten Ein-Personen-Haushalte am wenigsten Verständnis für die staatlichen Maßnahmen und am wenigsten Pandemie-bekämpfendes Verhalten.
Mit Kindern mehr Stressverhalten
Bei Menschen, die mit Kindern zusammenleben, lassen sich verschiedene Beobachtungen berichten. Sie verzeichneten das ungesündeste Essverhalten und die meisten Gewichtszunahmen. Außerdem empfanden sie mehr Angst und Agressionen, sowie Spannungen innerhalb der Wohngemeinschaft. Gleichzeitig zeigten sie verglichen mit dem Durchschnitt der Befragten aber auch mehr Zufriedenheit und Vertrauen in ihre Mitmenschen.
Zweier-Gruppen: Gesund und glücklich
Menschen, die mit einem anderen Erwachsenen zusammenleben, scheinen mit der Pandemie am besten zurechtzukommen. Sie hatten ein geringeres Risiko für Depressionen, Angst oder Aggression, berichteten von einem größeren Wohlbefinden und bekundeten die größte Unterstützung für die Maßnahmen. Auch zeigt diese Gruppe das gesündeste Essverhalten, raucht am wenigsten und hat den geringsten Alkoholkonsum.
Altruismus ist weit verbreitet
Des Weiteren zeigten die Analysen, dass Menschen, denen es in der Pandemie besser ergangen ist, vermehrt altruistisches Verhalten an den Tag legten. Das heißt, sie taten mehr Gutes für Andere, ohne dafür Gegenleistungen zu erwarten. Das sei über alle Gruppen hinweg gleich, jedoch zeigte sich der Effekt am stärksten bei den Zwei-Personen-Haushalten. Außerdem berichtet die Forschungsgruppe, dass Menschen mehr Angst davor haben Freunde oder Familie anzustecken, als davor selbst zu erkranken. Die Forschenden sehen darin einen Grund, warum Alleinlebende die Maßnahmen am wenigsten unterstützen und einhalten, da sie nur Verantwortung für sich selbst tragen.
Besser heißt nicht unbedingt gut
„Man kann nicht sagen, dass eine Gruppe von Menschen die Pandemie gut erlebt; aber es ist klar, dass einige Gruppen Belastungen ausgesetzt sind, die andere nicht haben“, resümieren die Forschenden. Alleinlebenden geht es während der Pandemie am schlechtesten. Menschen mit Kindern erleiden hingegen am meisten Stress. Jeder ist allerdings in irgendeiner Weise von dieser Pandemie betroffen und jede Wohnsituation bringt ihre eigenen Stress- und Risikofaktoren mit sich, die sich auf das Befinden und die Sicht auf die allgemeine Situation auswirken.
Was meinen Sie?