Zunehmender Druck im Beruf belastet mittlerweile immer mehr Menschen und bedroht ihre Gesundheit. Eine neue Forschungsarbeit aus Kanada zeigte kürzlich, dass dabei vor allem ausgedehnte Arbeitszeiten schädlich sind. Laut den Ergebnissen lassen Überstunden die Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck signifikant ansteigen.
Hypertonie betrifft zahlreiche Deutsche
Der Deutschen Hochdruckliga zufolge leiden zwischen 20 und 30 Millionen Bundesbürger unter Bluthochdruck, im Fachjargon Hypertonie. Bedeutsame Risikofaktoren für Hypertone sind beispielsweise Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen, Übergewicht und ein hoher Alkoholkonsum. Im Rahmen einer aktuellen Studie hat sich herausgestellt, dass über 49 Arbeitsstunden pro Woche das Risiko für Bluthochdruck erhöhen. Die Ergebnisse wurden in dem Fachblatt „Hypertension“ vorgestellt. Ein direkter Ursache-Wirkungs-Zusammenhang konnte zwar nicht aufgezeigt werden, dennoch wurde die Studie sorgfältig vorgenommen und die Ergebnisse sollten dementsprechend ernstgenommen werden. Die Deutsche Hochdruckliga möchte, dass die Resultate noch prospektiv untersucht werden.
Studiendetails
Der Hochdruckliga zufolge sollten Menschen, die viel arbeiten, speziell darauf achten die genannten Risikofaktoren für Hypertonie einzuschränken. Zu wenig Bewegung, eine unausgewogene Ernährung und Übergewicht sollten so gut wie möglich vermieden werden. Darüber hinaus sollten besonders fleißige Berufstätige ihre Blutdruckwerte einmal täglich kontrollieren.
Die Wissenschaftler der Laval University in Quebec ermittelten anhand der fünfjährigen Untersuchung von über 3.500 Büroangestellten, dass Überstunden die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Hypertonie signifikant erhöhen. Insbesondere das Risiko für eine sogenannte maskierte Hypertonie stieg bei Personen, die Überstunden leisteten, erheblich an. Von maskierter Hypertonie spricht man, wenn bei dem Betroffenen zwar normale Blutdruckwerte gemessen werden, die Werte jedoch im Alltag (besonders am Arbeitsplatz oder in der Nacht) erhöht sind. Da diese Form oftmals nicht diagnostiziert wird, gilt sie als äußerst gefährlich.
Blutdruckwerte können schwanken
Stress ist bekanntlich ein starker Risikofaktor für Hypertonie. Dies zeigten bereits zahlreiche wissenschaftliche Studien über die Verbindung zwischen Überstunden und Bluthochdruck. Die Resultate an sich fielen dabei jedoch sehr unterschiedlich aus. Die neue Untersuchung nahm deshalb nicht nur Einzelmessungen vor, sondern ebenfalls Langzeitmessungen. Diese sind um Einiges verlässlicher und entlarven auch eine maskierte Hypertonie.
Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt sogar möglichst bei allen Menschen mit Verdacht auf Bluthochdruck eine 24-Stunden-Blutdruckmessung vorzunehmen. Nur so kann eine sichere Diagnose gestellt werden und ausgeschlossen werden, dass durch Einzelmessungen eine Fehlinterpretation des Gesundheitszustandes des Patienten entsteht.
Stress im Beruf ist ein großer Risikofaktor
Bei der neuen Forschungsarbeit wurden die Probanden mit stetig erhöhtem Blutdruck und die Teilnehmer mit maskierter Hypertonie ermittelt und mit ihren geleisteten Überstunden gegenübergestellt. Dabei stellte sich heraus, dass Überstunden mit beiden Arten des Bluthochdrucks in Zusammenhang stehen. Über 49 Arbeitsstunden in der Woche steigerten im Vergleich zu einer 35-Stunden-Woche das Risiko für eine maskierte Hypertonie um den Faktor 1,7. Bei einer stetigen Hypertonie war es der Faktor 1,6.
Ältere Studien zu der Thematik hatten keinen Zusammenhang zwischen der Krankheit und Überstunden aufgezeigt, doch bei diesen wurden keine Langzeitmessungen durchgeführt. Die Studienautoren gehen davon aus, dass die Fälle von maskierter Hypertonie dabei übergangen worden sind. Dies betont ein weiteres Mal die Bedeutung von Langzeitmessungen dieser Werte.
Was es mit der Verbreitung von Bluthochdruck auf sich hat und wie dieser natürlich gesenkt werden kann, zeigt Ihnen dieses Video:
Einfluss des Lebensstils nicht berücksichtigt
Das Studienergebnis sollte dem Vorstandsvorsitzenden der Hochdruckliga noch mit Vorsicht betrachtet werden, da es sich bisher lediglich um eine Assoziation handelt. Potentielle Einflussfaktoren wie soziodemografische und Lifestyle-Gesichtspunkte sind zwar berücksichtigt worden, können aber keinen direkten Ursache-Wirkungs-Zusammenhang aufzeigen. Auf Grund dessen sollen die Ergebnisse nun mit randomisierten Studien überprüft werden.
Wie genau sich beispielsweise die Ernährungsgewohnheiten und der Fitnesslevel der Probanden auf die Entwicklung von Hypertonie bei Überstunden-leistenden Arbeitskräften auswirken, wurde nicht untersucht. Die meisten Menschen mit einem stressigen Berufsalltag greifen auf Grund des Zeitmangels oft auf ungesunde Lebensmittel wie fettiges und salzreiches Fastfood zurück. Darüber hinaus wurden auch die Dauer und Qualität des Schlafes der Teilnehmer nicht berücksichtigt. Laut Beobachtungsstudien steht Schlafmangel in Verbindung mit einem größeren Hypertonie-Risiko.
Richtige Prävention
Die Macht dieser Faktoren ist bereits ausreichend belegt, sodass auf diese unbedingt geachtet werden sollte, um Bluthochdruck vorzubeugen. Speziell Übergewicht ist zu einer regelrechten Volkskrankheit geworden – und diese treibt die Blutdruckwerte in die Höhe. Ein konstant normales Körpergewicht, eine gesunde Ernährungsweise mit wenig Salz und sportliche Aktivität etwa drei Mal pro Woche beugen Bluthochdruck bereits wirksam vor.
Personen, die über einen längeren Zeitraum Überstunden machen müssen, sollten diese Punkte besonders ernst nehmen und ihre Blutdruckwerte regelmäßig überprüfen. Nur so können sie sichergehen, dass sie gesund sind – und sich im Falle rechtzeitig in Behandlung begeben.
Auf der Webseite der Deutschen Hochdruckliga gibt es außerdem einen Online-Risikorechner, mit dem Sie Ihr individuelles Hypertonie-Risiko erfahren können.
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