So manch einer hat die Corona-Pandemie zum Anlass genommen, mehr für sich zu tun – auch in gesundheitlicher Hinsicht. Die Tatsache, dass man als Raucher ein erhöhtes Risiko für einen schweren Coronaverlauf aufweist, hat einige Menschen zum Rauch-Stopp verleitet. Allerdings konnte ebenso ein gegenteiliger Trend beobachtet werden. Viele Menschen haben in der Corona-Pandemie angefangen zu rauchen oder gewöhnten sich das gesundheitsschädliche Laster wieder an – trotz der allseits bekannten Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Doch auch ohne direktes Inhalieren lassen sich gesundheitliche Beeinträchtigungen erkennen.
Haupt- und Nebenstromrauch
Oft finden sich auch Nichtraucher in Situationen wieder, in denen sie sich dem Rauch nicht komplett entziehen können. Passives Rauchen begünstigt dieselben Folgeerkrankungen wie aktiver Zigarettenkonsum. Der Hauptstromrauch, der vom Raucher über die Zigarette selbst direkt aufgenommen und ausgeatmet wird, macht etwa ein Viertel des Rauchs aus. Gefährlicher für Außenstehende ist jedoch der sogenannte Nebenstromrauch. Darunter wird jener Rauch verstanden, der von der Zigarette abgegeben wird, während sie langsam verglimmt. Dabei sind die gefährlichen Schadstoffe oft deutlich stärker konzentriert als im Hauptstrom – Nebenstromrauch enthält bis zu achtmal mehr schädliche Substanzen.
Wenn die Zigarette schon längst aus ist – Dritthandrauch
Auch wenn in unmittelbarer Umgebung gerade nicht geraucht wird, kann gesundheitliche Gefahr bestehen. Sogenanntes Dritthandrauchen bezeichnet kleinste Schadstoffpartikel, die sich als Rauchrückstände in Räumen, Textilien oder Staub festsetzen. Diese Schadstoffrückstände binden sich dauerhaft an Oberflächen und dringen somit in die Materialien ein. Über Monate und Jahre werden diese kleinen Partikel anschließend wieder an die Raumluft abgegeben. Personen nehmen diese dann über die Atmung oder die Haut auf. Vor allem für gesundheitlich vorbelastete Menschen wie Asthmatiker oder Allergiker ist dieses Phänomen problematisch, da die Schleimhäute durch die Partikel gereizt werden und sich die bestehenden Beschwerden dadurch verschlechtern können.
Kinder besonders gefährdet
Während es immer mehr Rauchverbote im öffentlichen Raum gibt, fällt es im Familien- und Freundeskreis vielen Menschen noch immer schwer, dem schädlichen Rauch aus dem Weg zu gehen. Insbesondere Kinder können meist keinen Einfluss darauf nehmen, ob sie unfreiwillig mitrauchen. Der Körper befindet sich noch in der Entwicklung und ist folglich anfälliger für die gefährlichen Stoffe aus dem Zigarettenrauch. Heranwachsende haben eine höhere Atemfrequenz, wodurch sie bereits in kurzer Zeit hohe Konzentrationen an Schadstoffen aufnehmen. Die Folge können ernsthafte Gesundheitsprobleme sein, welche von Bronchitis und Lungenentzündungen bis hin zu Asthma oder Mittelohrentzündungen reichen. Dennoch stellt Passivrauchen ein häufig unterschätztes Gesundheitsrisiko dar. Ob direkt in den Innenräumen oder nur auf dem Balkon oder am Fenster stehend geraucht wird, spielt hinsichtlich des gesundheitlichen Schadens keine Rolle. So weisen Kinder von Balkonraucher-Eltern eine siebenfach erhöhte Belastung durch Schadstoffe auf.
Gesundheitsschäden über zwei Generationen
Forscher der Universität Melbourne haben herausgefunden, dass sich die Folgen passiven Rauchens auch noch bei den Kindern und sogar Enkelkindern zeigen können. Laut der Studie entwickeln diese Heranwachsenden mit einer um 60 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit eine Asthma-Erkrankung, wenn ihr Vater in seiner Kindheit Zigarettenrauch ausgesetzt war. Der Tabakrauch löst scheinbar weitreichende Zellveränderungen aus, die dann unter bestimmten Umständen weitervererbt werden. Doch nicht nur Erbgut bestimmt über unsere DNA, sondern auch Umwelteinflüsse. Mit diesen komplexen Wechselwirkungen beschäftigt sich die Wissenschaft der sogenannten Epigenetik. Im Rahmen dieses Fachbereichs soll in Zukunft geklärt werden, ob Passivrauchen während der Kindheit darüber hinaus das Risiko für die Entwicklung von Allergien oder anderen Lungenerkrankungen bei nachfolgenden Generationen erhöht.
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