In deutschen Pflegeheimen leiden immer mehr Menschen unter Alkohol- und Medikamentensucht. Experten fordern deshalb Politik und gesetzlichen Krankenkassen auf, mehr Sensibilität gegenüber den Betroffenen zu zeigen.
Nach einer aktuellen Statistik soll es in vier von fünf Pflegeheimen Suchtprobleme bei den Pflegebedürftigen geben, besonders häufig tritt dabei Alkohol und Medikamentensucht auf. Dies geht aus einer kleinen Antwort des Bundesgesundheitsministeriums hervor. Die Anfrage hatte zuvor die SPD gestellt. Das Ergebnis der kleinen Anfrage wurde am Freitag in der Bundeshauptstadt Berlin verbreitet.
Sieben Prozent der Pflegebedürftigkeiten Suchtkrank
Nach aktuellen Einschätzungen sollen in fast jedem Pflegeheim etwa sieben Prozent der Pflegebedürftigen alkohol- oder medikamentenabhängig sein. Des Weiteren bekommen die Pflegebedürftigen öfters von ihrem Hausarzt Präparate verschrieben, die völlig ungeeignet für sie sind, so das Bundesgesundheitsministerium weiter.
Bei bis zu zwei Millionen Menschen ab 60 Jahren gibt es derzeitig ein Problem mit dem Gebrauch von Medikamenten. Die Alkoholsucht bei Pflegebedürftigen in Altersheimen sei zudem alarmierend, so das Ministerium. Wie das Ministerium weiter erklärte, gelten derzeitig etwa 83 Medikamente als unangemessen für Pflegebedürftige.
Pflegekräfte können wenig tun
Die Bundesregierung geht auch davon aus, dass die Zahl der Alkoholkranken in Deutschland durch den demografischen Wandel weiter zunehmen wird. Experten fordern daher Maßnahmen gegen die steigende Sucht bei älteren Menschen in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Viele der Pflegebedürftigen sind schon alkohol- oder medikamentenabhängig bevor sie ins Pflegeheim kommen.
Die Pflegekräfte bekommen dies zwar mit, können aber relativ wenig gegen diesen Umstand tun. Pflegebedürftige haben ohnehin schon ein sehr hohes Risiko tödlich zu stürzen, die Alkohol- bzw. Medikamentensucht verschlimmere diese Gefahr weiter, so der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Graßmann.
Medizinische Dienst der Krankenkassen muss handeln
Experten fordern auch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen auf, dass der Umgang des Pflegers mit der Sucht eines Pflegebedürftigen in die Bewertung des Pflegeheims mit einfließen sollte.
Im Schnitt leiden über 80 jährige Menschen an 15 unterschiedlichen Krankheiten, die alle einzeln behandelt werden. Ärzte achten nur selten darauf, ob die einzelnen Medikamente sich miteinander vertragen. Auch hier besteht den Experten zu Folge Handlungsbedarf.
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