Lange ging man davon aus, dass eine Umstrukturierung des Speiseplans entscheidend zur Senkung erhöhter Cholesterinwerte beiträgt. Offenbar ist dies doch nicht der Fall: Die Ernährungsweise scheint nur wenig Einfluss auf den Cholesterinspiegel zu haben. Denn die Blutfettwerte sind oft genetisch bedingt. Sind sie dauerhaft erhöht, kann dies zu einer Arterienverkalkung führen und sogar einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.
Der Körper braucht Cholesterin
Cholesterin hat nicht nur Schattenseiten. Johannes Wechsler, dem Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) zufolge, spielt eine gesunde Menge des fettähnlichen Stoffes eine wichtige Rolle für den menschlichen Körper. Wir brauchen Cholesterin beispielsweise für den Zellaufbau, für die Bildung von Vitamin D oder zur Produktion des weiblichen Hormons Östrogen. Entweder stellt der Körper den Stoff selbst her oder er nimmt ihn über die Nahrung auf.
Zwei Arten von Cholesterin
Dennoch muss zwischen „gutem“ und „bösem“ Cholesterin unterschieden werden. Man spricht von HDL (dem „guten“ High Density Lipoprotein) und LDL (dem „bösen“ Low Density Lipoprotein). Da Ersteres überschüssiges Fett im Blut zur Leber transportiert, übt es eine Schutzfunktion für die Arterien aus. LDL wiederum sorgt dafür, dass sich Fettpartikel an den Zellen festsetzen. Folglich können Gefäße verstopfen und das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht sich. „Das LDL-Cholesterin sollte nicht über 150 mg/dl liegen, wenn es einen einzigen zusätzlichen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt“, erklärt Wechsler. Wenn weitere Vorerkrankungen vorliegen, sollte der LDL-Wert 100 mg/dl, in einigen Fällen sogar 70 mg/dl, nicht überschreiten. Um die Werte im Blick zu behalten, ist es wichtig, sie einmal im Jahr überprüfen zu lassen.
Ernährungsumstellung ohne großen Einfluss
Bisher nahm man an, dass eine Ernährungsumstellung erhöhten Cholesterinwerten entgegenwirken kann. Aber bei Menschen mit einer vererbten Hypercholesterinämie hat die Ernährung nur wenig Einfluss. „Sie können aufgrund eines Gendefektes Cholesterin nur schlecht aus dem Blut in die Leber aufnehmen. Ihr Cholesterinspiegel steigt“, erläutert Professor Ulrich Laufs, Kardiologe an der Uniklinik Leipzig. Experten vermuten, dass eine bestimmte Ernährungsweise den LDL-Spiegel nur mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen fünf und 30 Prozent erfolgreich senken kann. Nichtsdestotrotz schaden gesunde Ernährung und körperliche Aktivität nicht. Sie können einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorbeugen.
Einen Versuch ist es wert…
Wenn Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten trotzdem auf ihre Ernährung achten möchten, schlägt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Folgendes vor: „Im Vordergrund sollte die richtige Auswahl der Fette stehen: pflanzliche Öle, Margarine, Nüsse und fette Fische sind zu bevorzugen.“ Außerdem ist es wichtig, anstatt gesättigter Fettsäuren, beispielsweise aus tierischen Lebensmitteln, mehr ungesättigte Fettsäuren zu sich zu nehmen. Verarbeitete Lebensmittel können schnell zur Fettfalle werden. In Kombination mit regelmäßigem Sport und dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin könne die Ernährung zumindest einen kleinen Beitrag zur Senkung des Cholesterinwertes leisten. Bei einer genetisch bedingten Hypercholesterinämie helfen aber nur Medikamente.
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