Bei der Erkrankung Diabetes mellitus kommt es zu einem Mangel des Hormons Insulin, welches für die Blutzuckerregulation zuständig ist. Infolgedessen entsteht eine Überzuckerung (Hyperglykämie). Eine Behandlung mit Insulin kann Abhilfe schaffen. In manchen Fällen entsteht allerdings eine Insulinresistenz: Der Körper reagiert nicht mehr auf Insulin; die Glukose im Blut wird trotz Vorhandensein des Hormons nicht abgebaut. Forschenden des Salk Institute in Kalifornien gelang nun ein Durchbruch im Bereich der Diabetes- und Stoffwechselforschung: Sie entdeckten ein weiteres Hormon, das die gleiche Funktion wie Insulin erfüllt. Somit wäre es möglich, den Blutzuckerspiegel ohne Insulin zu regulieren.
Insulin-Alternative im Fettgewebe
Das Molekül namens FGF1, welches im Fettgewebe produziert wird, senkt den Blutzucker, indem es den Fettabbau hemmt. Das tut Insulin auch, allerdings unterscheiden sich die Hormone in ihren Wirkmechanismen. Wie bedeutend dieser Fund ist, bemerkt Professor Ronald Evans: „Die Entdeckung eines zweiten Hormons, das die Lipolyse unterdrückt und den Blutzuckerspiegel senkt, ist ein wissenschaftlicher Durchbruch.“ So kann Diabetes trotz etwaiger Insulinresistenz behandelt werden. Doch nicht nur für die Behandlung von Diabetes ist die Erkenntnis von Relevanz. Auch die Forschung freut sich: „Wir haben einen neuen Akteur bei der Regulierung der Fettverbrennung identifiziert, der uns helfen wird zu verstehen, wie die Energiespeicher im Körper verwaltet werden“, so der Professor.
Jetzt auch Wirkmechanismus entschlüsselt
Gänzlich neu ist die Entdeckung des Hormons FGF1 allerdings nicht: Schon in einer früheren Untersuchung stellte die Arbeitsgruppe des Salk Institutes fest, dass der Stoff den Glukoseanteil im Blut von Mäusen deutlich reduzierte. Außerdem führte eine Behandlung mit FGF1 bei den Nagetieren zu einer verringerten Insulinresistenz. Lediglich die Wirkweise blieb den Forschenden ein Rätsel. Doch dies konnten die Forschenden nun lösen: In ihrer aktuellen Studie zeigen die Wissenschaftler, dass das Hormon ebenso wie Insulin die Lipolyse (Fettabbau) hemmt, sowie die Glukoseproduktion in der Leber reguliert. Die Studienergebnisse publizierten sie kürzlich im Fachmagazin „Cell Metabolism“.
Neue Behandlungsmöglichkeiten bei Diabetes
Als nächstes prüften die Forschenden, ob die beiden Hormone dieselben Signalwege nutzen, da eine Überlappung eventuell dazu führen könnte, dass auch der Mechanismus von FGF1 von einer Insulinresistenz beeinflusst werden könnte. Doch das Team fand heraus, dass FGF1 einen anderen Weg nimmt, den Signalweg PDE4. „Dieser Mechanismus ist im Grunde eine zweite Schleife, mit allen Vorteilen eines parallelen Weges“, betont Studienerstautor Gencer Sancar. Die Forschenden haben daher große Hoffnungen für neue Ansatzpunkte in der Medikamentenentwicklung und Stoffwechselforschung. Wissenschaftler Michael Downs erklärt abschließend: „Die einzigartige Fähigkeit von FGF1, bei insulinresistenten diabetischen Mäusen eine anhaltende Senkung des Blutzuckerspiegels zu bewirken, ist ein vielversprechender therapeutischer Weg für Diabetiker.“
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