Nachdem sich im April ein Tiger eines New Yorker Zoos mit dem Coronavirus angesteckt hatte, rückte die Übertragung von Mensch zu Tier zunehmend ins Bild der Pandemie. Eine umfassende Studie aus Italien bestätigt nun nochmals die Vermutung, dass Menschen das Virus auf Tiere übertragen können. Wissenschaftler untersuchten dazu über 800 Hunde und Katzen in Haushalten mit Corona-Infizierten oder in stark von Corona betroffenen Gebieten.
Antikörper bei Haustieren weisen auf vergangene Infektion hin
Insgesamt 540 Hunde und 277 Katzen wurden in Norditalien untersucht; vor allem in der Lombardei, eines der am stärksten von Corona betroffenen Gebiete. Zwischen März und Mai 2020 wurden Abstriche aus dem Mund-, Nasen- und Rachenraum der Tiere sowie rektale Proben genommen. Dies erfolgte während routinierter Tierarztbesuche. Die Wissenschaftler analysierten die Proben mittels PCR-Test: Virale RNA des Erregers SARS-CoV-2 zeigte keiner der Abstriche. Auch nicht jene der wenigen Tiere mit Atemwegsbeschwerden. Jedoch konnten die Forschenden bei 6 von 47 Hunden (12,8 Prozent) und 1 von 22 Katzen (4,5 Prozent) aus Haushalten mit bestätigten Corona-Infektionen neutralisierende Antikörper nachweisen – ein Hinweis auf eine vergangene Infektion. In Haushalten mit negativem Corona-Test fanden sich bei Hunden und Katzen signifikant weniger Nachweise für Antikörper. Dies deutet darauf hin, dass sich die Tiere tatsächlich bei ihren Menschen angesteckt hatten.
Kann mich mein Hund anstecken?
Nach derzeitigem Wissensstand ist es unwahrscheinlich, dass Haustiere eine große Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen. Die Übertragung geht im Normalfall vom Menschen aus, ein Hund oder eine Katze kann Menschen grundsätzlich nicht anstecken. Gesunde Personen müssen daher den Kontakt mit Haustieren nicht meiden. Umgekehrt ist eine Übertragung aber sehr wohl möglich. Infizierte sollten daher zur Sicherheit Abstand zu ihren Lieblingen halten.
Laut Experten gibt es bisher keinen Nachweis, dass Tiere an einer Corona-Infektion sterben.
Diese Tiere infizieren sich häufiger
Die Studie ergab, dass Hunde das Virus eher übertragen bekommen als Katzen. Dies widerspricht früheren experimentellen Laborstudien, bei denen sich Katzen empfänglicher zeigten. Als mögliche Erklärung für das neue Ergebnis sehen die Wissenschaftler den engeren Kontakt von Hund und Mensch im Vergleich zu Katzen.
Laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) für Tiergesundheit gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass sich auch Schweine, Hühner und andere Nutztiere mit SARS-CoV-2 infizieren können. Ersten Ergebnissen zufolge sind Frettchen und Flughunde für das Virus empfänglich, Hühner und Schweine hingegen nicht. Weiters fand man heraus, dass männliche Hunde eher Antikörper zeigten als weibliche Tiere. Woran das liegen könnte, muss erst untersucht werden.
Die Studienergebnisse wurden als Pre-Print veröffentlicht und müssen noch vom Fachkollegium begutachtet werden. Die groß angelegte Studie bestätige, was man bereits wisse, so Experten. Es sei jedoch nicht so einfach, an eine so große Zahl von Proben zu kommen. Hier bringe die vorliegende Studie nun Gewissheit.
Was meinen Sie?