Jeder Fünfte stirbt weltweit an einer Blutvergiftung – dennoch werden die lebensbedrohlichen Folgen viel zu oft unterschätzt. Bei Nichtbehandlung kann eine sogenannte Sepsis nämlich schon innerhalb weniger Stunden tödlich verlaufen. Im Rahmen der Therapie kommen häufig Antibiotika zum Einsatz. Forscher entwickelten nun allerdings eine Methode, die sich auch ohne antibiotische Substanzen als erfolgreich herausstellen könnte.
Wie entsteht eine Blutvergiftung?
Bei einer Blutvergiftung gelangen krankheitserregende Keime durch eine Infektionsquelle ins Blut und breiten sich anschließend über den Blutkreislauf im gesamten Körper aus. Im schlimmsten Fall resultiert diese Erkrankung in multiplem Organversagen. Häufig ist eine Sepsis auf Bakterien zurückzuführen, doch auch Viren oder Pilze können die Vergiftung hervorrufen. Die Krankheitserreger geraten meist durch offene Wunden in den Organismus, allerdings können ebenso Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte oder Zahnentzündungen in eine Sepsis ausarten. Als besonders gefährlich stellt sich eine Blutvergiftung bei geschwächtem Immunsystem heraus, da der Körper in diesem Fall nicht mehr dazu fähig ist, Pathogene zu bekämpfen.
Die Symptome einer Sepsis sind vielfältig und reichen von Erschöpfungsgefühlen über Bewusstseinsstörungen bis hin zur Atemnot. Aber auch Hautverfärbungen, hoher Puls, Fieber und Schüttelfrost können für eine Blutvergiftung sprechen.
Behandlung ohne Antibiotika
Ein Forschungsteam der Universität Tübingen entdeckte nun einen effizienten Behandlungsansatz ohne antibiotische Mittel. Den Experten gelang es zu beweisen, dass das körpereigene Immunsystem gegenüber krankheitserregenden Staphylokokken durch das Essigsäuresalz Natrium-Acetat gestärkt werden kann. Durch diesen Wirkstoff ist der Körper dazu in der Lage, gravierende Infektionen schneller zu überwinden. Da zahlreiche Krankheitserreger bereits eine Resistenz gegen Antibiotika bildeten, eröffnet diese Behandlungsmethode vielen Medizinern neue Perspektiven.
Vorzeitige Immunsystem-Aktivierung verhindert schwere Verläufe
Bakterielle Infektionen werden im menschlichen Körper vor allem durch weiße Blutkörperchen bekämpft. Eine besonders wichtige Rolle spielen hierbei die sogenannten neutrophilen Granulozyten. Diese weißen Blutkörperchen sind dazu fähig, Krankheitserreger rechtzeitig zu erkennen und anschließend zu zerstören. Neutrophile verfügen auf ihrer Oberfläche über unterschiedliche Rezeptoren, welche bakterielle Komponenten anlocken. Ein solcher Bestandteil ist der Wirkstoff Acetat – er wird von vielen Bakterien selbst hergestellt und auch von Neutrophilen wahrgenommen.
Im Verlauf der Studie konnten die Forscher belegen, dass Acetat im Körper als Verstärker fungiert, der die Funktionsweise der Granulozyten anregt. Wenn diese weißen Blutkörperchen bereits vor einer Infektion aktiviert wurden, können sie effektiver Keime eliminieren – sie begeben sich direkt aus dem Blut zur Infektionsquelle, absorbieren dort die Keime und produzieren anschließend sogenannte Sauerstoffradikale, die die Pathogene beseitigen. Auf diese Art und Weise wird die Verbreitung der Bazillen eingeschränkt und die inneren Organe bleiben folglich unversehrt.
Effektive Therapie dank Acetat
Um die Wirksamkeit des Acetats eindeutig festzustellen, führten die Wissenschaftler mehrere Experimente durch. Während der Untersuchungen erhielten Mäuse Acetat-Injektionen sowie acetathaltiges Trinkwasser. Bei einer anschließenden Blutvergiftung durch Staphylokokken konnten die Keime in kürzester Zeit wirksam eliminiert werden, was einen tödlichen Verlauf verhinderte. Die rasche Gewichtszunahme der Tiere deutete darüber hinaus auf eine schnelle Genesung hin. Derselbe Effekt konnte selbst dann erzielt werden, als das Acetat erst nach der Sepsis verabreicht wurde.
Um das Risiko einer Blutvergiftung möglichst gering zu halten, raten Mediziner, jegliche Infektion unmittelbar korrekt zu behandeln. Selbst bei kleineren Verletzungen sind stets eine gründliche Säuberung und Desinfektion erforderlich. Bei gröberen Entzündungen sollten Betroffene sofort einen Arzt zurate ziehen, damit die Ausbreitung der lokalen Entzündung vermieden werden kann.
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