Schlafstörungen, Augenerkrankungen und Aufmerksamkeitsdefizite – der blauen Beleuchtung von zahlreichen elektronischen Geräten wurden schon viele Gesundheitsrisiken unterstellt. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft gibt nun allerdings Entwarnung: Die Verwendung der umstrittenen LED-Displays sei ihr zufolge mit keinen relevanten Gesundheitsgefahren verbunden.
Keine Augenschäden nachgewiesen
Den Experten zufolge sei blaues Licht ein zentraler Bestandteil des sichtbaren elektromagnetischen Spektrums, das als ausgeprägte Energiequelle gilt. „Dennoch ist die Lichtstärke bei der Nutzung elektronischer Geräte viel zu gering, um Netzhautschäden an den Augen hervorzurufen“, erläutert Professor Dr. Michael Bach vom Universitätsklinikum Freiburg. Dies lässt sich anhand eines Vergleichs erklären: An einem bewölkten Wintertag beträgt die durchschnittliche Beleuchtungsintensität im Freien hierzulande in etwa 5.000 lux, bei sonnigem Wetter bis zu 100.000 lux. Was Computerbildschirme anbelangt, so bleibt dieser Wert hingegen selbst bei hohen Helligkeitseinstellungen stets unter 500 lux – solange 50 Zentimeter Abstand eingehalten werden. Eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr sei angesichts der niedrigen Strahlenstärke somit auszuschließen.
Starke Lichteinstrahlung vermeiden
Auch der Mythos der hervorgerufenen Schlafstörungen konnte im Rahmen einer aktuellen Studie mit 167 Probanden widerlegt werden. Im Zentrum der Forschungen stand die sogenannte „Night Shift“-Einstellung am iPhone. Diese Funktion gibt Benutzern die Möglichkeit, den Blauanteil der Displaybeleuchtung zu reduzieren. Entwicklern zufolge soll die Schlafqualität auf diese Art und Weise verbessert werden.„Es gab keinen Unterschied in Bezug auf die Schlafqualität zwischen der Gruppe, die die Night Shift-Einstellung aktiviert hatte, und der Gruppe, die keine Night Shift-Funktion aktiviert hatte, oder der Gruppe derer, die gar kein iPhone genutzt hatten“, äußert sich der Freiburger Sehforscher zu den Ergebnissen. Der Mediziner empfiehlt vor dem Schlafengehen möglichst vollkommen auf starke Beleuchtung zu verzichten – Licht fördert nämlich generell die Freisetzung des vitalisierenden Botenstoffs Serotonin, der das Schlafhormon Melatonin unterdrückt, sodass eine verkürzte Schlafdauer droht.
Vorsicht bei unseriösen Angeboten
Der Präsident der DOG, Professor Dr. med. Hagen Thieme engagiert sich aktiv dafür die Öffentlichkeit über die neu gewonnenen Erkenntnisse zu informieren: „Sie dienen der Aufklärung und schützen Verbraucherinnen und Verbraucher vor irreführender Werbung und verunsichernden Falschmeldungen, die rein kommerzielle Interessen verfolgen.“ Hierbei verweist der Mediziner auf zahlreiche Anbieter, die vermeintlich schützende Produkte wie spezielle Smartphonefilter, lichtschützende Kontaktlinsen oder Computerbrillen bewerben, ohne sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu orientieren. Dr. Thieme appelliert deshalb an die Bevölkerung derartige Angebote stets kritisch zu hinterfragen, um finanzielle und gesundheitliche Nachteile zu vermeiden.
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