Juckreiz, geschwollene und tränende Augen, eine triefende Nase – mit solchen lästigen Symptomen wie diesen haben AllergikerInnen innerhalb der jährlich wiederkehrenden Pollensaison zu kämpfen. Laut der zwischen 2008 und 2011 erhobenen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) des Robert Koch-Instituts (RKI) ist die Zahl der Menschen mit Allergien in westlichen Industriestaaten in den letzten Jahrzenten teils um das Zwanzigfache gestiegen. Zudem messen WissenschaftlerInnen eine weltweit seit Jahren erhöhte Pollenkonzentration in der Luft. Inwiefern der Klimawandel mit diesem Phänomen in Verbindung steht und welche Gefahren die Korrelation von Klimakrise und verstärkter Pollenproduktion birgt, erfahren Sie hier.
Wie entstehen Allergien?
Bei knapp einem Drittel der deutschen Bevölkerung zwischen 18 und 79 Jahren kann eine Form der Allergie ärztlich diagnostiziert werden – die häufigste darunter ist die Pollenallergie, umgangssprachlich oft auch als Heuschnupfen bezeichnet. Mit Heu hat das ganze Dilemma wenig zu tun, handelt es sich medizinisch gesehen doch um eine Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber diversen Pflanzenpollen. Bei der auch als saisonal allergischer Rhinitis allergica oder Pollinose bezeichneten Pollenallergie richtet sich das Immunsystem mit Abwehrreaktionen gegen verschiedene Eiweißstoffe, die in den Pollen vorkommen. Die Einstufung sowie anschließende Bekämpfung der eindringenden Pollen als Krankheitserreger mittels der eigenen Körperabwehr resultieren in einer überschießenden Reaktion des Immunsystems. Dabei werden Histamin sowie Leukotriene, sogenannte Entzündungsbotenstoffe, ausgeschüttet, die in weiterer Folge die eingangs aufgeführten, typischen Beschwerden von Heuschnupfen nach sich ziehen.
Kernproblem Klimawandel
Dass der Klimawandel bzw. die Klimakrise als größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts kategorisiert werden kann und erhebliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat, wird mittlerweile von einem Großteil der Weltbevölkerung als sukzessiv schauriger werdende Realität anerkannt. Auch im Bereich des saisonal immer früher in der Luft herumfliegenden Blütenstaubs, hat die Klimakrise ihre Hände im Spiel. „Temperaturen steigen, unsere Winter werden kürzer, und Umweltschadstoffe in der Luft erhöhen die Pollenproduktion allergieauslösender Pflanzen“, analysiert die Lungenfachärztin Robab Breyer-Kohansal, Forschungsleiterin am Ludwig-Boltzmann-Institut für Lungengesundheit.
Internationale Studien, wie jene eines Forschungsteams an der Univeristy of Utah, belegen diese Theorie: Allein in Nordamerika ist die Pollenkonzentration seit 1990 um 21 Prozent gestiegen. Der Beginn der Pollensaison verfrüht sich somit um ganze 20 Tage, wodurch der weitere Krankheitsverlauf von AllergikerInnen negativ beeinflusst werden kann. Das Risiko, dass allergiebedingter Schnupfen in die Lunge übergeht und zu chronischen Lungenerkrankungen wie beispielsweise Asthma führt, steigt. Breyer-Kohansal erläutert: „Wenn man sich abends mit einer verstopften, rinnenden Nase hinlegt, kommt es zum Abtropfen in die Atemwege. Diese reagieren, indem sie sich verengen. Wir nennen das den Etagenwechsel.“ Obgleich nicht alle AllergikerInnen an Atemwegsproblemen leiden, entstehen sie bei vielen auf Basis einer Allergie. Als typische Symptome können hierbei anfallsartiger Husten, ein pfeifendes Geräusch beim Ausatmen sowie Atemnot genannt werden.
Ein sicherer Weg durch die Pollensaison
Einen integralen Bestandteil wirksamer „Pollen-Prophylaxe“ stellt zunächst die Durchführung eines Hautallergietests dar, bei dem festgestellt werden kann, ob es aufgrund von saisonalen Allergenen zu einer Immunreaktion kommt oder aufgrund von Allergenen, die alljährlich vorhanden sind, wie beispielsweise Hausstaubmilben. Weiters sollten Bettdecken, Teppiche, Vorhänge, etc. öfters gewaschen werden, um zu verhindern, dass Blütenstaub und Co. daran haften bleiben. Da Pollen an der Naseninnenwand situiert sind, sollte die Nase insbesondere vor dem Schlafengehen gründlich gereinigt werden. Vom Tabakkonsum kann generell, jedoch auch explizit bei AllergikerInnen, abgeraten werden, da so Lunge bzw. Atemwege vorbeugend geschützt werden.
Leidet man bereits unter dem unliebsamen Heuschnupfen, ist eine allergen-spezifische Immuntherapie (AIT) bis dato die einzige Möglichkeit, den Ursprung des Problems zu beheben. Über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren hinweg werden Betroffene mittels Spritzen, Tabletten oder Tropfen immer wieder mit dem Allergen in Berührung gebracht. Der gewünschte Effekt gleicht der einer Impfung, sodass der Körper irgendwann nicht länger mit einer überschießenden Immunantwort auf die fremden Erreger von außen reagiert. Aus diesem Grund animieren WissenschaftlerInnen PatientInnen weltweit, möglichst frühzeitig eine Diagnose zu erhalten sowie eine entsprechende Therapie in Anspruch zu nehmen. Letzten Endes müsste generell für ein Umdenken hinsichtlich der Klimakrise gesorgt werden, da die Konsequenzen, wie sich anhand des Beispiels der Pollenproduktion erkennen lässt, in jeglichen Lebensbereichen spürbar sind.
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