Können Kinderträume Ereignisse vorhersagen, die fast 40 Jahre in der Zukunft liegen? Was auf den ersten Blick alles andere als realistisch klingt, könnte laut dem renommierten Neurologen Abidemi Otaiku durchaus der Fall sein. Im Zuge seiner aktuellen Studie stellte der Experte fest, dass regelmäßige Albträume mit einem erhöhten Risiko für Parkinson und Demenz im Erwachsenenalter einhergehen.
Zahlreiche Gesundheitsdaten analysiert
Bereits im Jahr 2022 stellte der Mediziner fest, dass Erwachsene mittleren Alters und ältere Menschen, die häufig schlecht träumen, ein mehr als doppelt so hohes Risiko aufweisen an Demenz oder Parkinson zu erkranken. Um herauszufinden, inwieweit Albträume bei Kindern das spätere Erkrankungsrisiko beeinflussen, analysierte Otaiku die Daten von rund 7.000 britischen Kindern, die im Zuge einer Geburtskohortenstudie von 1958 bis 2008 erfasst wurden. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurden die Gesundheitsinformationen der Probanden von dem Zeitpunkt ihrer Geburt bis zu ihrem 50. Lebensjahr festgehalten. Als die Kinder sieben und elf Jahre alt waren, beantworteten ihre Mütter eine Reihe von Fragen zu ihrem Gesundheitszustand, darunter auch, ob sie in den letzten drei Monaten schlecht geträumt hatten. Im Anschluss teilte der Neurologe die Versuchspersonen basierend auf der Häufigkeit ihrer Albträume („nie“, „gelegentlich“ oder „anhaltend“) in drei unterschiedliche Kohorten ein.
Begünstigen Albträume degenerative Erkrankungen?
Mithilfe einer Statistiksoftware ermittelte der Neurologe, ob Kinder, die häufig von Albträumen betroffen sind, im Alter von 50 Jahren mit größerer Wahrscheinlichkeit an Parkinson erkranken oder kognitive Beeinträchtigungen entwickeln. Letztere bilden laut dem Experten ein Hauptmerkmal der Demenzerkrankung. Die Evaluierung der Daten bestätigte die Vermutung des Experten: „Kinder, die unter chronischen Albträumen litten, wiesen ein um 640 Prozent gesteigertes Parkinson-Risiko sowie ein um 76 Prozent erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen im Vergleich zu Kindern mit unauffälligen Trauminhalten auf.“ Diese Tendenz konnte sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Versuchspersonen beobachtet werden. Obwohl diese Ergebnisse alarmierend klingen, besteht laut dem Experten kein Grund zur Sorge: Von den rund 7.000 untersuchten Kindern waren lediglich vier Prozent von chronischen Albträumen betroffen. Von diesen Kindern entwickelten wiederum nur sechs Prozent eine kognitive Beeinträchtigung oder Parkinson.
Genetik als Schlüsselfaktor
Die Häufigkeit von Albträumen in der Kindheit ist oftmals genetisch bestimmt – insbesondere das Gen PTPRJ spielt in diesem Kontext eine zentrale Rolle. Dieses wird nicht nur mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für schlechte Träume in Verbindung gebracht, sondern auch mit einem gesteigerten Alzheimerrisiko. Otaiku geht somit davon aus, dass beide Komplikationen auf dieselbe Gruppe von Genen zurückzuführen seien. Ob bestimmte Prädispositionen für Gehirnerkrankungen Albträume begünstigen oder ob hingegen eher schlechte Träume kognitive Beeinträchtigungen verursachen, gilt bislang als unzureichend erforscht.
Weitere Forschung in Aussicht
Laut dem Experten seien noch weitere Studien erforderlich, um die vorliegenden Ergebnisse zu verifizieren. Darüber hinaus sollte ergründet werden, inwieweit die Behandlung von Albträumen in der Kindheit dazu beiträgt das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen zu verringern. Im nächsten Schritt plant Abidemi Otaiku Gehirnströme zu messen, um den biologischen Ursachen schlechter Träume auf den Grund zu gehen.
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