Laut aktueller Studien erkranken Deutsche im Vergleich zu anderen europäischen Staaten besonders oft an Depressionen und Angststörungen. Vor allem Kinder und Jugendliche sind immer häufiger von der seelischen Krankheit betroffen. Laut offizieller Statistik sind hierzulande ungefähr 238.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren erkrankt. Doch ist das vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, Experten gehen von einer höheren Dunkelziffer aus.
Leistungsdruck, Mobbing und Schulangst als Auslöser
Eltern tappen oftmals im Dunkeln, wenn Kinder keine Freude mehr ausstrahlen und unter chronischen Bauchschmerzen leiden. Häufig ist ein hoher Leistungsdruck in der Schule, der Tod einer nahe stehenden Person oder Mobbing der Auslöser. In anderen Fällen lässt sich die Ursache nur schwer ermitteln. Psychotherapeuten sehen den Grund im Wandel der Zeit. Soziale Medien und Netzwerke sollen an der negativen Entwicklung der seelischen Gesundheit vieler Jugendlicher beteiligt sein. Vor allem Mädchen und junge Frauen besitzen häufig ein negatives Körperbild und leiden unter der Diskrepanz zwischen dem von den sozialen Netzwerken suggerierten Image und der Realität.
Grundsätzlich sind Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen wie Asthma oder Adipositas deutlich häufiger von Depressionen betroffen. Auch das familiäre Umfeld spielt eine entscheidende Rolle. Kinder mit suchtkranken und seelisch kranken Eltern erkranken wesentlich öfter als Kinder mit einem intakten familiären Umfeld.
Für das soziale Umfeld des Jugendlichen ist es oft schwer, Symptome richtig zu deuten und von einer negativen Episode abzugrenzen. Dies ist in der Regel fatal, da schwere Depressionen in einigen Fällen im Suizid münden. Neben Verkehrsunfällen ist der Suizid immerhin die häufigste Todesursache.
Anzeichen einer Depression
Eine Depression kann grundsätzlich in jedem Lebensalter entstehen. Allerdings äußert sich die Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen anders. Junge Betroffene leiden häufig an Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und anhaltender Müdigkeit. Auch macht sich ein Leistungsabfall in der Schule bemerkbar. Gedanken um den Suizid sind ein klares Symptom für eine fortgeschrittene seelische Erkrankung. Ankündigungen oder Versuche eines Suizids dürfen keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. “Mehr als die Hälfte aller Jugendlichen kündigt den Suizid an oder äußert Todeswünsche“, so der Chefarzt der Jugendpsychiatrischen Klinik in Basel.
Ein deutliches Symptom für eine Depression ist darüber hinaus die Flucht in die Sucht. Ein starker Alkoholkonsum oder Drogenkonsum wirft immer die Frage nach der seelischen Gesundheit eines Jugendlichen auf und kann als erstes Symptom gedeutet werden.
Rechtzeitige Behandlung entscheidet über Erfolg
Je früher die Symptome richtig gedeutet werden können, desto höher sind die Erfolgschancen einer Therapie. Regelmäßige depressive Episoden sind Vorboten einer Depression und sollten grundsätzlich behandelt werden. Die Therapie richtet sich nach dem Alter des Betroffenen und der Intensität der seelischen Erkrankung. Während der Fokus bei mittelschweren Depressionen auf einer psychotherapeutischen Behandlung liegt, kommt bei einer schweren Depression der Einsatz von Antidepressiva in Kombination mit einer psychotherapeutischen Behandlung in Frage. Bei akutem Suizidverlangen kann mitunter eine stationäre Behandlung erforderlich sein.
Damit die Therapie erfolgreich verläuft, muss sich das nahe Umfeld der Betroffenen auf die Therapie einstellen und angemessen reagieren. Kinder und Jugendliche benötigen in dieser schwierigen Phase die richtige Unterstützung und Verständnis. Leider gelten seelische Erkrankungen noch heute in vielen Familien als Tabuthema, der Betroffene hat somit keine Möglichkeit auf Unterstützung aus dem nahen Umfeld.
Was meinen Sie?