Gebildet zu sein hat in der heutigen Gesellschaft einen enorm hohen Stellenwert. Einer aktuellen Studie zufolge begünstigt Belesenheit jedoch nicht nur die äußeren Umstände der Menschen: Lebenslanges Lernen hat eine protektive Wirkung gegenüber dem kognitiven Abbau im Alter, auch bei neurodegenerativ erkrankten Menschen. Bildung trägt demnach positiv zur kognitiven Reserve bei, wie Forschende der Universität Innsbruck nun bestätigten.
Lernen als Präventionsmaßnahme gegen Alzheimer?
Konkret sollte festgestellt werden, ob ein Zusammenhang zwischen Bildung und der geistigen Fitness im Alter besteht. Dafür führten die österreichischen Forscher eine retrospektive Analyse der Daten von knapp 1.400 Menschen aus den Jahren 2009 bis 2020 durch. Alle Probanden litten an einer milden kognitiven Störung oder an neurodegenerativen Krankheiten, wie beispielsweise:
- Morbus Alzheimer (häufigste Form der Demenz; Absterben von Nervenzellen im Gehirn durch Proteinablagerungen)
- Vaskuläre Demenz (zweithäufigste Demenzerkrankung; Folge von Durchblutungsstörungen im Gehirn)
- Morbus Parkinson (Absterben bestimmter Nervenzellen im Gehirn; Bewegungsarmut und Zittern als häufig auftretende Symptome)
Um den geistigen Zustand der Teilnehmenden zu prüfen, wurden alle Personen verschiedenen kognitiven Tests unterzogen. Das Bildungsniveau ermittelten die Fachleute anhand der Dauer der formalen Schulbildung. Die entsprechende Studie mitsamt aller Ergebnisse wurde kürzlich im englischsprachigen „Journal of Alzheimer’s Disease“ publiziert.
Gedächtnis profitiert von guter Bildung
„Höher gebildete Menschen schnitten im Allgemeinen besser ab“, so das Fazit der Studienautorin Laura Zamarian. Nichtsdestotrotz gab es Testbereiche, in denen der Bildungsgrad keine Rolle zu spielen schien, vor allem bei schwer dementen Probanden. Andere Gedächtnisstrukturen waren bei Menschen mit höherem Bildungsstand jedoch deutlich besser erhalten. Insbesondere im Fall des semantischen Gedächtnisses gab es einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand und kognitiven Zustand. Ein komplexes Sprachverständnis begünstigte beispielweise das Erfassen von Zahlenverhältnissen oder geometrischen Figuren.
Erhöhte geistige Kapazitäten durch Lernen
Das semantische Gedächtnis ermöglicht uns die Umgebung zu verstehen und unterschiedliche Informationen richtig einzuordnen. Es ist völlig normal, mit zunehmendem Alter unflexibler und vergesslicher zu werden: Kann gelerntes Wissen jedoch automatisiert abgerufen werden, so bleibt mehr kognitive Kapazität für andere Dinge. Geistige Stimulation ist demnach eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Alterungsprozess. Die Studienautorin betont zudem, dass Lernen in jedem Alter wichtig ist: „Wir dürfen uns in diesem Zusammenhang nicht einfach zurücklehnen”.
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