Eine schöne Tasse Kaffee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen – für viele scheint diese Maxime der Schlüssel für den perfekten Start in den Tag zu sein. Oftmals wiederholt sich der Gang zur Kaffeemaschine im Laufe des Tages noch einige Male, deswegen wundert es auch nicht, wenn laut Deutschem Kaffeeverband jede und jeder Deutsche durchschnittlich mehr als 160 Liter Kaffee im Jahr konsumiert. Möglicherweise sind es Zahlen wie diese, denen Kaffee sowie das darin enthaltene Koffein ihre Titel als „Laster“ bzw. „Gesundheitsrisiko“ zu verdanken haben. Eine neue kanadische Studie könnte das Herz von Kaffeetrinkern und LiebhaberInnen von schwarzem Tee nun höher schlagen lassen: Mäßiger Koffeinkonsum dient nicht nur der Vorbeugung von Krankheiten, sondern wirkt sich auch positiv auf das Gehirn und das Herz-Kreislauf-System aus.
Die Wahrheit über den Mythos Kaffee
Kaffee kann durchaus gesundheitliche Vorteile bergen – solange er in Maßen getrunken und richtig zubereitet wird. Empfohlen wird das Heißgetränk pur und schwarz zu sich zu nehmen, denn in Kombination mit Zucker wird es sonst schnell zur Kalorienbombe, die seinen Nutzen wieder zunichtemachen würde. Obgleich der Aufguss Hunderte biologisch aktive Pflanzenwirkstoffe enthält, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken, konnten WissenschaftlerInnen der McMaster University in Kanada nun auch die gesundheitsfördernde Wirkung von Koffein auf den menschlichen Organismus festmachen. Nur zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag würden genug Koffein beinhalten, um den Gehalt an Low-Density-Lipoprotein (LDL), auch als „schlechtes“ Cholesterin bekannt, erheblich zu senken. Regelmäßiger moderater Kaffeekonsum stünde überdies mit einem verringerten PCSK9-Spiegel in Verbindung, wodurch die Fähigkeit der Leber erhöht würde, überschüssiges LDL-Cholesterin aus dem Blutkreislauf zu entfernen. „Diese Ergebnisse liefern nun den zugrunde liegenden Mechanismus, durch den Koffein und seine Derivate den PCSK9-Spiegel im Blut abschwächen und dadurch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern können“, so der leitende Autor der Studie, Dr. Richard Austin.
Zudem wären Koffein sowie seine Derivate ebenfalls an der Blockierung des Proteins SREBP2 beteiligt, wodurch wiederum der PCSK9-Spiegel im Blutkreislauf reduziert würde. Da SREBP2 eine Vielzahl von kardiometabolischen Erkrankungen wie Diabetes oder Fettlebererkrankungen begünstige, könne die abschwächende Wirkung von Koffein auf das Protein als weiterer positiver Aspekt gesehen werden. „Diese Ergebnisse haben weitreichende Auswirkungen, da sie diese weit verbreitete, biologisch aktive Verbindung auf molekularer Ebene mit dem Cholesterinstoffwechsel in Verbindung bringen“, erläutert Guillaume Paré, Co-Autor der Studie und Professor für Pathologie und Molekularmedizin.
Koffein: Vor- und Nachteile
Drei bis vier Tassen Kaffee würden ausreichen, um das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben um 19 Prozent zu reduzieren, bei Schlaganfällen sogar um satte 30 Prozent. Das Risiko für einige Krebsarten wie Brust-, Haut-, Gebärmutter, Prostata- oder Leberkrebs verringerte das Getränk ebenfalls. Weiters soll Koffein Menschen vor Selbstmord bewahren: Laut einer Harvard-Studie aus dem Jahr 2013 hatten KaffeetrinkerInnen, die mehrere Tassen täglich konsumierten, nur eine halb so große Wahrscheinlichkeit, Suizid zu begehen als jene, die keinen Kaffee tranken. Die ForscherInnen vermuteten die Freisetzung von antidepressiv wirkenden Neurotransmittern im Gehirn durch das im Kaffee enthaltene Koffein. Regelmäßiger Kaffeekonsum hätte außerdem keine negativen Auswirkungen auf den Bluthochdruck. Im Gegenteil: Koronaren Herzkrankheiten sowie Schlaganfällen könne ebenfalls mittels dem Aufguss aus Bohnen vorgebeugt werden. Insbesondere Filterkaffee, durch den der Inhaltsstoff Cafestol, der zur Erhöhung des Cholesterinspiegels führen kann, entfernt wird, ist in diesem Zusammenhang vorteilhaft.
Dennoch macht, wie so oft, auch beim Koffein die Dosis das Gift: Wird Kaffee über längere Zeit in zu hohen Mengen konsumiert, kann dies in Unruhe, Anspannung, Herzrasen und Zittern resultieren. Schwangeren sowie stillenden Frauen wird ebenfalls von der übermäßigen Einnahme von Koffein abgeraten, da diverse Studien bereits einen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und zu niedrigem Gewicht bei Neugeborenen bzw. Frühgeburten feststellen konnten. Des Weiteren sollten Energy-Drinks, wenn überhaupt, nur in Maßen genossen werden, da diese nicht nur extrem koffeinhaltig sind, sondern in ihnen auch Unmengen an Zucker verarbeitet werden. Insbesondere bei Jugendlichen, unter denen die Getränke als „Wachmacher“ gelten, könnten daraus Auffälligkeiten des Herzrhythmus bis hin zu Veränderungen der Gefäßelastizität oder Bluthochdruck resultieren. Insgesamt können die Ergebnisse der kanadischen Studie dennoch als positiv und wissenschaftlich relevant erachtet werden, denn: „Diese Entdeckung war völlig unerwartet und zeigt, dass gewöhnliche Speisen und Getränke viel komplexere Auswirkungen haben, als wir denken.“
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