Vergangene Ernährungsstudien der letzten Jahre kamen fast immer zu dem Ergebnis, dass der regelmäßige Konsum von rotem Fleisch mit ernsten Gesundheitsrisiken verbunden ist. Die Herzgesundheit scheint davon am meisten betroffen zu sein. Eine aktuelle Studie deckt nun erneut auf, dass der vermehrte Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch mit einer schlechteren Herzfunktion einhergeht. Dies könnte nun weiter richtungsweisend in der Prävention von Herzkrankheiten sein.
Beobachtungsstudie mit Vielzahl an Daten
Forschende der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) analysierten für die Beobachtungsstudie insgesamt 19.408 Personen und deren Ernährungsgewohnheiten. Dabei stellte sich heraus, dass der regelmäßige Konsum von rotem oder verarbeitetem Fleisch mit einer allgemein schlechteren Herzgesundheit verbunden sein kann. Zusätzlich wurden die Forschungsergebnisse kürzlich auf dem ESC Preventive Cardiology 2021 vorgestellt, einem wissenschaftlichen Kongress der ESC.
Bildgebende Messungen geben Nachweis
„Frühere Studien haben Zusammenhänge zwischen einem höheren Verzehr von rotem Fleisch und einem erhöhten Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden oder an einer Herzerkrankung zu sterben, aufgezeigt“, meint dazu Studienautorin Dr. Zahra Raisi-Estabragh von der Queen Mary University of London in einer Pressemitteilung. „Das erste Mal konnten wir das Zusammenspiel zwischen Fleischkonsum und bildgebenden Messungen der Herzgesundheit untersuchen. Das wird uns helfen die genauen Mechanismen hinter den bisherigen beobachteten Verbindungen mit kardiovaskulären Krankheiten besser zu verstehen“, gibt sich Raisi-Estabragh sicher.
Kombination aus drei verschiedenen Messarten
Das Forscherteam nutzte zudem drei verschiedene Arten der Messung zur Bewertung der Herzfunktion: Die kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie, CMR-Radiomik und eine Messung zur Elastizität der Blutgefäße. So erhielten die Forschenden umfangreiche Informationen über den Zustand des Herzens, Volumen und der Pumpfunktion der Herzkammern, Form und Textur des Herzmuskels, sowie über die Dehnbarkeit der Arterien. Entnommen wurden die Daten ursprünglich aus einer englischen Biobank. Dabei wurden Angaben zu Essgewohnheiten, darunter auch die Menge des regelmäßig verzehrten roten und verarbeiteten Fleisches, erfasst.
Hoher Fleischkonsum führt zu schlechter Herzgesundheit
Die Auswertung der Daten zeigte, dass der erhöhte Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch mit schlechteren Ergebnissen der Herzgesundheit einhergeht – unabhänig davon welche Messmethode verwendet wird. Studienteilnehmer, die viel rotes und verarbeitetes Fleisch aßen, hatten dadurch kleinere Herzkammern, eine schlechtere Herzfunktion und steifere Arterien. Das seien alles Marker für eine schlechte kardiovaskuläre Gesundheit, warnt die Arbeitsgruppe. Die Ergebnisse wurden zudem von anderen Risikofaktoren bereinigt, die die Herzgesundheit negativ beeinflussen können. Darunter fallen beispielsweise Alter, Geschlecht, Tabak- und Alkoholkonsum, mangelnde Bewegung, Bluthochdruck, ein hoher Cholesterinspiegel, Diabetes sowie Adipositas.
Fetthaltiger Fisch soll Herzgesundheit verbessern
Frühere Studien legten außerdem den regelmäßigen Konsum von fetthaltigem Fisch wie Hering, Makrele und Lachs nahe, der sich positiv auf die Herzgesundheit auswirken kann. Die Ergebnisse zeigten vor allem, dass Personen, die häufig Fisch mit viel Omega-3-Säuren konsumieren, im Durchschnitt eine bessere Herzfunktion und dehnbare Arterien aufwiesen. „Die Ergebnisse unterstützen frühere Beobachtungen, die den Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch mit Herzerkrankungen in Verbindung bringen, und bieten einzigartige Einblicke in die Zusammenhänge mit der Struktur und Funktion von Herz und Gefäßen“, betont Raisi-Estabragh.
Unbekannte Mechanismen erschweren Forschung
Ein Zusammenhang zwischen schlechterer Herzgesundheit und einem hohen Fleischkonsum kann den Forschenden nach nur teilweise durch Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Adipositas erklärt werden. „Zum Beispiel ist es möglich, dass ein höherer Verzehr von rotem Fleisch zu einem erhöhten Cholesterinspiegel im Blut führt und dies wiederum Herzerkrankungen verursacht“, meint dabei Raisi-Estabragh. Es scheint jedoch auch noch unbekannte Mechanismen oder Faktoren zu geben, die sich sowohl positiv und als auch negativ auf bestehende Risiken auswirken können.
Beteiligung der Darmflora nicht ausgeschlossen
„Es gibt einige Hinweise darauf, dass rotes Fleisch das Darmmikrobiom verändert, was zu höheren Spiegeln bestimmter Metaboliten im Blut führt, die wiederum mit einem höheren Risiko für Herzerkrankungen in Verbindung gebracht wurden“, so Raisi-Estabragh. Eine mögliche Kausalität muss aber durch weitere Studien belegt werden, da es sich um eine Beobachtungsstudie handelte. „Aber im Allgemeinen scheint es sinnvoll, den Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch aus Gründen der Herzgesundheit zu begrenzen“, fassen die Forschenden zusammen.
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