Bösartige Hautveränderungen gehören zu den am häufigsten auftretenden Krebserkrankungen in Deutschland. Insbesondere maligne Melanome (schwarzer Hautkrebs) sind weit verbreitet. In einigen wenigen Fällen können Hauttumore aufgrund ihres fortgeschrittenen Stadiums nicht mehr durch eine Operation entfernt werden. Forscher haben nun eine vielversprechende Lösung für dieses Problem gefunden: Ein bestimmter Typ von Erkältungsviren könnte in der Behandlung von inoperablen Hauttumoren behilflich sein.
Moderne Forschung macht´s möglich
Bereits im 19. Jahrhundert stellten Wissenschaftler fest, dass sich Tumore von Krebspatienten, die während ihrer Erkrankung zusätzlich an einer Virusinfektion (z.B. Masern) litten, ungewöhnlich häufig zurückbildeten. Die naheliegende Vermutung, dass gewisse Viren eine krebsabtötende Wirkung besitzen, konnte zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht bewiesen werden. Da medizinische Forschungspraktiken heutzutage viel differenzierter und ausgeklügelter sind, gelingen in der Entwicklung von alternativen Krebstherapien nun jedoch große Fortschritte. Mittlerweile ist es Forschenden beispielsweise möglich Viren systematisch zur gezielten Vernichtung von Krebszellen umzurüsten.
Erkältungsviren töten Krebszellen?
Auf Grundlage dieses Verfahrens präsentierte eine Forschungsgruppe der NYU Langone Health (New York, USA) kürzlich bahnbrechende Studienergebnisse: Es zeigte sich, dass Erkältungsviren vom Typ Coxsackievirus schon bald in der Behandlung von fortgeschrittenem Hautkrebs eingesetzt werden könnten. Die lebenden Viren sind dabei nicht nur dazu imstande Krebszellen zu infizieren und abzutöten; durch ihre Verabreichung würde man die körpereigene Immunabwehr sogar dabei unterstützen bösartige Tumorzellen zu erkennen. Auf diese Weise könnten auch viele weitverbreitete Standard-Krebstherapien eine weitaus bessere Wirkung erzielen.
Hervorragende Effekte bei Hälfte der Probanden
Das Coxsackievirus-Präparat V937 wurde zusammen mit dem Immuntherapie-Medikament Pembrolizumab (Handelsname: Keytruda) verabreicht und erwies sich unter den 36 teilnehmenden Probanden als recht gut verträglich. Über einen Zeitraum von mindestes zwei Jahren erhielten die Testpersonen im Abstand von ein paar Wochen jeweils eine Dosis, in knapp der Hälfte aller Fälle (47 Prozent) schrumpfte das maligne Melanom durch die kombinierte Behandlung. Nebenwirkungen wie Ausschlag oder Müdigkeit traten nur in geringem Ausmaß auf, 13 Probanden hatten während der Behandlungsphase mit schweren Immunreaktionen in Lunge, Magen oder Leber zu kämpfen. Laut den Forschenden sind jene Nebenwirkungen jedoch auch bei einer reinen Therapie mit Pembrolizumab zu erwarten.
Vielversprechende Kombi-Behandlung in Aussicht
Acht der 36 Teilnehmenden erfuhren im Laufe der Studienzeit eine komplette Remission, alle Anzeichen ihrer Hautkrebserkrankung waren gänzlich verschwunden. Studienleiterin und Onkologie-Professorin Janice Mehnert sieht in der neuen Therapiemöglichkeit einen immensen Durchbruch: Das V937-Medikament aus modifizierten Coxsackieviren sei in Kombination mit einer Immuntherapie nicht nur sehr sicher, sondern hätte auch das Potenzial besser zu wirken als eine reine Immuntherapie. Dennoch sei zu bedenken, dass V937 weitere Tests durchlaufen muss, bevor es von der Standardtherapie aufgegriffen werden kann. Folgende Fragen werden die Wissenschaftler dabei begleiten:
- Wie gut wirkt die Therapie mit V937 bei Erkrankten, deren Melanom sich bereits auf weitere Körperregionen ausgebreitet hat?
- Sind Operationen leichter durchführbar, wenn die betroffenen Melanome zuvor mit der neuartigen Medikamentenkombination geschrumpft wurden?
- Welche Patientengruppe spricht am besten auf die kombinierte Behandlung an?
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