Kopfschmerzen, Schwindel, Herz-Kreislauf-Probleme und Dehydrierung – Hitzewellen können zahlreiche Gesundheitsprobleme hervorrufen, die vor allem für ältere Personen, Kinder und Menschen mit chronischen Erkrankungen fatale Folgen haben können. Laut einer aktuellen Studie reichen die negativen gesundheitlichen Auswirkungen hoher Temperaturen sogar noch weiter als zuvor vermutet.
Sehstörungen durch Hitzewellen?
Im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchten Fachleute der kanadischen University of Toronto potenzielle Zusammenhänge zwischen erhöhten Durchschnittstemperaturen und dem Auftreten von Sehstörungen. Im Zuge der Studie analysierten die Mediziner Daten der sogenannten American Community Survey – einer jährlich stattfindenden Erhebung, die repräsentative Angaben zu sozio-ökonomischen Entwicklungen innerhalb der US-amerikanischen Bevölkerung liefert.
Zahlreiche Angaben zu Sehkraft ausgewertet
Für ihre Untersuchungen griffen die Experten auf Daten von amerikanischen Erwachsenen ab 65 zurück, die im Zeitraum von 2012 bis 2017 erfasst wurden. Konkret evaluierten die Fachleute die Angaben von 1,7 Millionen älteren Personen, die zum Zeitpunkt der Erfassung in demselben Bundesstaat lebten, in dem sie auf die Welt kamen. Sämtlichen Probanden wurden Fragen bezüglich ihrer Sehkraft gestellt: So mussten die Versuchsteilnehmer angeben, ob eine Erblindung vorlag, sie Schwierigkeiten beim Sehen hatten oder im Alltag eine Brille benötigten. Im Anschluss berücksichtigten die Forscher die Durchschnittstemperatur in den Bundesstaaten, in denen die Probanden wohnten.
Klarer Zusammenhang erfasst
Bei der Evaluierung der Daten fielen den Experten eindeutige Korrelationen auf. So wiesen die Versuchsteilnehmer, die in Gebieten mit einer Durchschnittstemperatur zwischen zehn und 12 Grad Celsius lebten, ein um 14 Prozent höheres Risiko für eine schwere Sehbehinderung auf als jene Probanden, die in Regionen mit einer Durchschnittstemperatur von weniger als zehn Grad Celsius wohnten. Bei Durchschnittstemperaturen zwischen 12 und 15 Grad Celsius stieg die Wahrscheinlichkeit einer schweren Sehbehinderung um 24 Prozent, bei einer Durchschnittstemperatur von 15,5 Grad Celsius oder mehr sogar um 44 Prozent. Selbst als die Mediziner Faktoren wie Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildung berücksichtigten, blieb die Korrelation zwischen erhöhten Durchschnittstemperaturen und schweren Sehbehinderungen bestehen.
Sehbehinderungen erhöhen Verletzungsrisiko
„Dieser Zusammenhang zwischen Sehbehinderung und der Durchschnittstemperatur ist sehr besorgniserregend, wenn künftige Untersuchungen ergeben, dass der Zusammenhang kausal ist“, berichtet Erstautorin Esme Fuller-Thomson. Angesichts der vorliegenden Ergebnisse sei es essenziell zu beobachten, ob die Prävalenz von Sehstörungen bei älteren Menschen in Zukunft ansteigt. Bereits jetzt gehen Sehbehinderungen mit erheblichen Einschränkungen im Alltag einher. Zudem erhöhen starke Sehstörungen das Risiko zu stürzen und sich in weiterer Folge schwer zu verletzen.
Konkrete Ursache bislang ungeklärt
Trotz der vorliegenden Ergebnisse gelang es dem Forschungsteam bisher nicht die genaue Ursache für diesen Zusammenhang zu ergründen. Die Experten vermuten, dass das Phänomen auf ausgeprägte Luftverschmutzung, Infektionen, eine starke UV-Lichtexposition oder auf den Folsäureabbau bei steigenden Temperaturen zurückzuführen ist. Wie sich erhöhte Temperaturen konkret auf das Sehvermögen auswirken, bleibt bislang unklar.
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