Der 57-jährige US-Amerikaner David Bennett war schwer krank; nur eine Herz-Lungen-Maschine hielt ihn noch am Leben. Ohne ein neues Herz wäre er gestorben. Seine Ärzte machten ihm daher einen ungewöhnlichen Vorschlag: Sie könnten ihm das Organ eines Schweins einsetzen. Diese Xenotransplantation, die nur durch eine Ausnahmegenehmigung möglich war, war seine einzige Chance, berichtet die University of Maryland School of Medicine in einer Mitteilung.
Viel zu wenig Spenderorgane
Seit 1954 in den USA erstmals erfolgreich eine Niere verpflanzt wurde, hat die Methode der Organtransplantation vielen Menschen das Leben gerettet. Allerdings gibt es deutlich mehr Bedürftige als Spenderorgane: Allein in Deutschland steht das Verhältnis zehn zu eins. Die Idee, die Organe von Tieren zu verwenden, ist daher naheliegend. Leider führt das Einsetzen von tierischen Organen in den menschlichen Körper jedoch zu einer extremen Abwehrreaktion des Immunsystems. Mit neuester Medizintechnologie kann dieses Problem nun wohl gelöst werden: Durch Gentechnik können die Gene, auf die der menschliche Körper reagiert, im Tier ausgeschaltet werden. Schweine kommen als Spender am ehesten in Frage, da ihre Herzen den menschlichen in Größe und Gewebemerkmalen am ähnlichsten sind.
Entweder Schweineherz oder Tod
Für den Patienten, in dem nun ein Schweineherz schlägt, gab es nicht viele Optionen. Der US-Amerikaner berichtet: „Es hieß für mich entweder sterben oder diese Transplantation machen.“ Natürlich klärte ihn sein Ärzteteam vorher eingehend über die nicht unerheblichen Risiken der experimentellen Operation auf. „Ich wusste, es ist ein Schuss ins Dunkel, aber es war meine letzte Chance.“ Um das Schweineherz verwenden zu können, musste dieses zunächst vorbereitet werden. Dafür wurde das Spendertier gentechnisch verändert: Drei Gene, die im Menschen eine Immunreaktion hervorrufen, wurden deaktiviert. Ein weiteres Gen wurde ausgeschaltet, damit das Gewebe nicht übermäßig wuchert. Außerdem fügten die Wissenschaftler ins Schweinegenom sechs menschliche Gene ein, um dem Gewebe Immunmerkmale zu verleihen, die für weniger Abstoßung sorgen. Zusätzlich zu den Vorkehrungen vor der Operation wurden dem Patienten während und nach der Transplantation spezielle Medikamente gegen Abstoßungsreaktionen verabreicht.
So weit, so gut
Die Mediziner berichten, dass die Transplantation ein Erfolg war – bis jetzt. „Wir haben schon bei der Vorbereitung der Operation den Zustand dieses Patienten besonders berücksichtigt und auch die Anästhesie an die speziellen Anforderungen dieser Xenotransplantation angepasst“, erklärt der leitende Anästhesist Peter Rock von der University of Maryland. „Unsere Planung zahlte sich aus und der Eingriff hatte nicht besser verlaufen können.“ Bisher geht es dem Patienten gut, es sind noch keine Abstoßungsreaktionen aufgetreten. Ob das so bleibt, wird sich zeigen. Erstmal feiern seine Ärzte die geglückte Operation: „Dies ist ein Durchbruch für die Organtransplantation und die gesamte Medizin“, betont Daniel Maluf, einer der leitenden Chirurgen. „Der Eingriff war die Krönung von Jahren der Forschung und des Testens und repräsentiert den Beginn einer neuen Ära auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin.“
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