Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Covaxin als achten Corona-Impfstoff zugelassen. Aufgrund des niedrigen Preises und einer Haltbarkeit bei Kühlschrank-Temperaturen könnte das indische Vakzin eine wichtige Rolle bei der Impfung von Menschen in ärmeren Ländern spielen.
Indische Zulassung schon Anfang 2021
Covaxin wird von dem Unternehmen Bharat Biotech in Indien entwickelt und gehört zu den inaktivierten Impfstoffen. Das bedeutet, dass das Vakzin Kopien des Coronavirus enthält, die allerdings abgetötet wurden. Damit ist es ähnlich aufgebaut wie der chinesische Impfstoff CoronaVac: Beide enthalten ein inaktiviertes Coronavirus-Partikel, bestehend aus RNA, die von einer Schale aus Proteinen umgeben ist. Covaxin wird bereits seit Anfang 2021 in Indien eingesetzt, was zu vermehrter Kritik von Forschern geführt hat – damals waren die Phase-3-Versuche nämlich noch nicht beendet. Es war also nicht klar, ob Covaxin überhaupt sicher für den Menschen ist. Indiens Regierung erklärte den Vorstoß damit, dass die Notzulassung des Impfstoffes nötig sei, um mit neuen Mutationen von SARS-CoV-2 fertig zu werden. Zum damaligen Zeitpunkt ging es besonders um die neue britische Variante.
Hilfestellung für ärmere Länder
Die bereits zugelassenen Covid-19-Impfstoffe können prinzipiell in drei Kategorien eingeteilt werden: mRNA-Impfstoffe – wie das Vakzin von BioNTech/Pfizer, Vektor-Impfstoffe – wie etwa der von Oxford/AstraZeneca, und nicht aktivierte Vakzine – wie das indische Covaxin. Das neue Vakzin hat den Vorteil, dass es in Indien weitaus billiger zu bekommen ist, als etwa die mRNA-Impfstoffe. Außerdem ist es im Kühlschrank bei zwei bis acht Grad haltbar, was einerseits auf Grund von Indiens Klima – heiß und schwül – und andererseits wegen häufiger Stromausfälle enorm wichtig für das Land ist. Dank der guten Haltbarkeit und günstigen Produktion bietet sich Covaxin damit auch zum Export in ärmere Nationen an. Die Impfung besteht aus zwei Dosen, die in einem Abstand von vier Wochen verabreicht werden. Indiens Präsident Narendra Modi teilte außerdem beim G20-Gipfel in Rom Ende Oktober mit, dass Indien dazu bereit sei bis Ende 2022 fünf Milliarden Dosen des Coronavirus-Impfstoffes herzustellen und damit bei der weltweiten Bekämpfung der Pandemie zu helfen.
Nicht der erste Impfstoff aus Indien – oder?
Covaxin ist nicht der erste Impfstoff in Indien, der von der WHO zugelassen worden ist. Covishield, der vom „Serum Institute of India“ hergestellt wird, ist ebenfalls einer der acht Impfstoffe, die die Weltgesundheitsorganisation als sicher betrachtet. Allerdings basiert das Vakzin auf dem Impfstoff von Oxford/AstraZeneca und ist somit ein Generikum. Damit ist Covaxin der Firma Bharat Biotech der erste tatsächlich in Indien entwickelte Corona-Impfstoff. Die WHO attestiert ihm eine Effektivität von 78 Prozent, womit Covaxin in der Mitte des Feldes liegt. Das Vakzin von BioNTech/Pfizer bewegt sich mit rund 95 Prozent an der oberen Grenze, der Impfstoff von Oxford/AstraZeneca liegt mit ca. 63 Prozent etwas weiter unten. Verglichen mit der Grippe-Impfung sind dies jedoch immer noch außerordentlich gute Werte: Studien zeigen, dass die Impfung das Risiko einer Grippeerkrankung um 40 bis 60 Prozent reduziert.
Nun hat die WHO also bereits acht Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 zugelassen. Rund 300 weitere Vakzine werden derzeit weltweit entwickelt. Wegen Herstellern wie Oxford/AstraZeneca und Bharat Biotech, deren Vakzine bei Kühlschranktemperaturen aufbewahrt werden können, wird es immer plausibler, zukünftig auch Menschen in schwer zu erreichenden Nationen zu impfen.
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