Die sogenannte „Fettleber“ gehört zu den häufigsten Lebererkrankungen in Deutschland, wobei Alkoholmissbrauch einen großen Teil dazu beiträgt. Aber auch Diabetes mellitus, Bewegungsmangel, Übergewicht und falsche Ernährung können das Risiko für eine Erkrankung erhöhen, die sich in Folge in einer Fettleber-Hepatitis zeigen kann. Bisher war jedoch nicht klar, was zu der weiteren Schädigung der Leber in diesem Stadium der Krankheit führt. Die genaue Ursache konnten nun Forschende der Technischen Universität München (TUM) herausfinden, was in Zukunft bessere Behandlungsmöglichkeiten ermöglichen könnte.
Wachsende Gefahr
Durch die veränderte Lebensweise im modernen Zeitalter nimmt unter anderem die Anzahl der Leberkrankheiten immer mehr zu. Sobald einmal das Stadium einer Fettleber-Hepatitis erreicht wird, beginnt auch eine fortlaufende Schädigung der Leber. Die genaue Ursache dafür war bisher aber nicht bekannt. Änderungen des Lebensstil können zwar eine Besserung des Krankheitsverlauf erzielen, Medikamente gibt es bisher aber nicht. Mit den gewonnen Erkenntnissen der Studie könnte jedoch ein wichtiger Schritt in der Behandlung dieses Stadiums der Leberschädigung gemacht worden sein.
Schädigungsmechanismus entschlüsselt
Um diesen Schädigungsmechanismus besser verstehen zu können, wurde mittels der Forschung an Mäusen ein Modell erstellt, das dem menschlichen stark ähnelt. „Alle Schritte, die wir in Modell-Systemen gesehen haben, konnten wir auch bei Patienten beobachten“, erläutert dazu Immunologe Prof. Percy Knolle, dessen Team die Erforschung durchführte. So konnte in Folge nachgewiesen werden, dass die CD8 T-Zellen des Immunsystems bei Fettleber-Hepatitis die Funktion zum Ausschalten spezifischer Eindringlinge verloren hatten. „Die so aktivierten T-Zellen vernichten dann wahllos alle Zellen in der Leber“, ergänzt Michael Dudek, Erstautor der Studie.
Falsche Signale schalten T-Zellen scharf
Neu kam auch hinzu, dass die Immunzellen bei dieser Form der Hepatitis, die in der Fachsprache Steatohepatitis genannt wird, eine schrittweise Zell-Aktivierung durchlaufen. Entzündungssignale und Produkte des Fettstoffwechsels ergeben in der richtigen Reihenfolge einen Alarmcode, der die T-Zellen im nächsten Schritt „scharfschaltet“. Schuld trägt ein sonst harmloser Metabolit: Der Energieträger ATP, der sich außerhalb der Zelle befindet, führt zur Auto-Aggression der Killer-Zellen, die dadurch umliegendes Zellgewebe angreifen – in diesem Fall das der Leber. Dabei handle es sich etwa um keine Autoimmunerkrankung, betonen die Forscher. Dennoch könne diese auto-aggressive Form der Abwehrzellen zu einer derartigen Krankheit beitragen.
Neue Therapien in Sicht
Geht es um die zukünftige Erforschung einer passenden Immuntherapie, gibt sich Knoll zuversichtlich: „Die zerstörerische auto-aggressive Form der Immunantwort lässt sich klar trennen von der schützenden T-Zell-Immunantwort gegen Viren und Bakterien.“ Bis dahin kann es je nach Forschungsinteresse aber noch ein langer Weg sein. Damit es nicht zu diesem Stadium der Leberentzündung kommt, kann jeder Einzelne mit einem gesunden Lebensstil zumindest das Risiko minimieren. Empfehlenswert ist neben einer gesunden Ernährungsweise ausreichend Bewegung, da sich ein Mangel ebenfalls begünstigend auf eine mögliche Erkrankung auswirken kann.
Was meinen Sie?