Die jahrhundertealte Tradition des Fastens, die in einer Vielzahl von Kulturkreisen besteht, könnte neben dem Erlernen des Verzichts laut Forscher und Forscherinnen eine Verlangsamung des Alterungsprozess erwirken.
In Tierversuchen schon lange bestätigt, fehlen allerdings handfeste wissenschaftliche Beweise für die lebensverlängernde Wirkung der Kalorienrestriktion beim Menschen. Zahlreiche epidemiologische Studien lassen jedoch vermuten, dass die positiven Effekte einer verminderten Kalorienzufuhr zu einem gesünderen und längeren Leben verhelfen können.
Kalorienrestriktion und ihr Einfluss auf die Zellregeneration
Unter der durchs Fasten hervorgerufenen Kalorienrestriktion versteht man eine Ernährungsweise, in der die Kalorienzufuhr um 30-50 Prozent verringert wird, ohne eine adäquate Aufnahme an Mikronährstoffen zu vernachlässigen. Einer der ausschlaggebenden positiven Effekte der Kalorienrestriktion, der zur Verjüngung führen soll, ist die Autophagie. Sie bezeichnet den natürlichen Vorgang der Zellregeneration und -reinigung im Organismus, der zum Beispiel dabei hilft vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson zu schützen. Nach wie vielen Stunden Fastenzeit diese einsetzt, konnte die Wissenschaft noch nicht genau ermitteln. Die amerikanische CALERIE-Studie zeigte jedoch bereits, dass eine fortdauernde Kalorienreduktion zu einem Absinken von kardiovaskulären Risikofaktoren führt und somit im Hinblick auf eine gesunde Lebenserwartung förderlich ist.
Die richtige Umsetzung ist entscheidend
Um das Fasten längerfristig durchführen zu können, braucht es neben einer guten Portion Selbstdisziplin auch die Fastenmethode, die am besten zu einem passt und die gut in den individuellen Tagesablauf integriert werden kann. Bekannte Arten zu Fasten sind in etwa das 1:1-Schema. Das bedeutet, jeweils einen Tag normale Kalorienzufuhr gefolgt von einem Fasttag. Das 5:2-Schema, bei dem an zwei Tagen der Woche gefastet wird, ist ebenfalls beliebt. Aufgrund der starken Einschränkung, die durch Befolgung dieser Fastenmethoden entsteht, hat sich das Intervallfasten, meist mit dem 16:8-Schema, als beliebteste Art durchgesetzt. Hier wird täglich innerhalb von 16 Stunden gefastet, in den restlichen acht Stunden wird normal gegessen – etwa eine Mahlzeit pro Tag wird also weggelassen. Diese Methode zu Fasten lässt sich gut in den Alltag einbauen, sollte aber für positive Effekte längerfristig befolgt werden.
Eine neuere und vielversprechende Möglichkeit des Fastens stellt außerdem das sogenannte „Scheinfasten“ dar. Hierfür stehen fünf Tage lang drei kleinere Mahlzeiten, die vor allem aus komplexen Kohlehydraten und gesunden Fetten bestehen sollen, am Speiseplan. Am ersten Tag sollten nicht mehr als 1.100 kcal verzehrt werden, an den restlichen vieren in etwa 800 kcal. Diese Kurzzeitfastenmethode sollte nicht öfter als einmal pro Monat durchgeführt werden und eignet sich besonders gut zur Gewichtsreduktion. Der Eintritt der Autophagie ist beim Scheinfasten wahrscheinlicher als bei den anderen Fastenschemen.
Fasten – Jungbrunnen oder Humbug?
Aus momentaner wissenschaftlicher Sicht kann eine explizit lebensverlängernde Wirkung, hervorgerufen durch das Fasten, noch nicht bewiesen werden. Positive Nebeneffekte des Fastens, wie eine Gewichtsabnahme, die Senkung des Blutzuckers und Blutdrucks sowie die Verbesserung des Stoffwechsels fördern jedoch die Gesundheit, wodurch die Chance auf eine längere Lebenszeit durchaus steigt.
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