Laut Zentralverband der Augenoptiker benutzen rund 70 Prozent der Deutschen Sehhilfen. 3,4 Millionen greifen zu Kontaktlinsen, um Fehlsichtigkeiten wie Myopie (Kurzsichtigkeit) zu korrigieren. Doch die kleinen Alltagshelfer sollen bald noch sehr viel mehr können als uns scharfe Sicht zu schenken.
Kontaktlinsen als diagnostisches Werkzeug
Bei „Smart Lenses“ denken die meisten Menschen an digitale Displays, die direkt im Sichtfeld des Nutzers erscheinen. Doch die Fähigkeiten von Sehhilfen sollen in Zukunft noch weit über solche Spielereien hinausgehen: In einer kürzlich veröffentlichten Studie beschreibt ein Forschungsteam aus Kanada, was Kontaktlinsen in den nächsten Jahren an zusätzlichen Funktionen bekommen. Dank großen Fortschritten in der Nanotechnologie und diversen Entdeckungen neuer Materialien könnten Kontaktlinsen schon bald diagnostische und therapeutische Fähigkeiten besitzen. Auf diese Weise sollen Krankheiten der Augen und sogar Krebs und Diabetes anhand von Biomarkern in der Tränenflüssigkeit frühzeitig entdeckt werden. Außerdem soll eine mögliche Druckmessung im Auge Grünen Star ausfindig machen und die Früherkennung von Krankheiten wie Bluthochdruck, Schlaganfällen und Diabetes über die Blutgefäße der Retina ermöglicht werden.
Linsen statt Augentropfen
Auch in der Therapie sollen die Sehhilfen einiges bieten: Flüssige kristalline Zellen könnten in Zukunft physiologische Defizite korrigieren, die bisher nicht behandelbar sind. Während es schon jetzt Kontaktlinsen gibt, die das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit effektiv verhindern, sollen sie in Zukunft sogar einige Arten von Farbfehlsichtigkeiten ausgleichen können. Auch sollen optische Hilfsmittel bald die Abgabe von Medikamenten direkt ins Auge ermöglichen. Auf diese Weise kann zum Beispiel Augentrockenheit sehr viel besser behandelt werden, da eine exakte Dosierung und stete Gabe des Wirkstoffes ermöglicht wird.
Große Fortschritte erwartet
Die Forschenden betonen, dass Kontaktlinsen zukünftig für weitaus mehr genutzt werden könnten, als es bisher der Fall ist. So könnten sie sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie Anwendung finden und dank individueller Anpassung an den Träger und seine Bedürfnisse von großem Nutzen sein. „Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Technologien, die die Zukunft der Kontaktlinsen prägen und in einigen Fällen bereits ihr Potenzial in fortgeschrittenen Entwicklungsinitiativen und sogar in kommerziell erhältlichen Produkten zeigen“, sagt Lyndon Jones, Direktor des Centre for Ocular Research & Education (CORE) und Erstautor der Studie. „Neuartige Biomaterialien, Fortschritte in der Nanotechnologie, einzigartige optische Designs, Entdeckungen im Bereich Biosensorik, antibakterielle Wirkstoffe und sogar die Miniaturisierung von Batterien und die Energieübertragung kommen zusammen wie nie zuvor. Die nächsten Jahre werden unglaubliche Fortschritte und Wachstum für eine erweiterte Kontaktlinsenkategorie bringen.“ Es bleibt also spannend, was uns die Kontaktlinsen der Zukunft noch bieten werden.
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