Während einige Länder wie die USA und Brasilien immer noch mit der ersten Welle des Coronavirus kämpfen, bereiten sich andere Nationen schon auf eine zweite Welle vor. Ein fertiger Impfstoff existiert noch nicht, somit stellt sich die Frage, wie lange die Immunität nach einer erstmaligen Infektion mit SARS-CoV-2 anhält.
Antikörper nehmen rasch ab
Wenn man sich mit einem Virus infiziert bildet der Körper als eine der ersten Abwehrmaßnahmen Antikörper, die den Eindringling zerstören sollen, bevor er eine gesunde Zelle infiziert hat. Sollte ihm das aber gelingen, werden speziell zugeschnittene T-Zellen produziert, die infizierte Zellen systematisch beseitigen.
Nachdem die Infektion ausgestanden ist, bleiben Überreste der Immunabwehr noch einige Zeit lang bestehen. Das hält im Regelfall zumindest einige Monate bis hin zu lebenslang (wie etwa beim Masernvirus). Sollte man sich währenddessen also nochmal mit dem gleichen Virus infizieren, kann das Immunsystem schneller schalten und eine erneute Erkrankung verhindern.
Eine im Fachmagazin „Nature Medicine“ erschienene Studie zeigt jedoch, dass sich Antikörper nach einer SARS-CoV-2-Infektion bereits nach kurzer Zeit signifikant verringern. Insbesondere bei asymptomatisch Erkrankten, also Infizierten, die keinerlei Symptome entwickeln, gibt es nur eine geringe Reaktion des Immunsystems. Schon nach zwei bis drei Monaten begannen sich die Antikörperzahlen der 37 untersuchten Probanden drastisch zu verringern.
“Immunitätsausweise“ sind problematisch
Einige Regierungen schlugen in der nahen Vergangenheit Immunitätszertifikate oder -ausweise vor, die bereits Gesundeten das Reisen und Arbeiten ermöglichen sollten. Sie, so die ursprüngliche Annahme, könnten aufgrund ihrer zurückliegenden Infektion so bald nicht mehr angesteckt werden. Problematisch ist laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) allerdings, dass eine erneute Infektion mit SARS-CoV-2 mitunter schon nach wenigen Wochen möglich sein könnte. Um das genauer zu erforschen sind allerdings mehr Studien mit einer größeren Teilnehmerzahl nötig.
Herdenimmunität auch nicht die Antwort
Während die meisten Staaten recht schnell auf nationale Lockdowns setzten, bevorzugten Länder wie Schweden und Großbritannien (zumindest zu Beginn) den Weg der Herdenimmunität. Bei diesem Modell geht es darum, dass eine Mehrheit der Bevölkerung – etwa 60 Prozent – auf natürliche Weise eine Immunität gegenüber SARS-CoV-2 aufbaut. Wenn eine solche kritische Masse erreicht wäre, hätte das Virus nicht mehr genug Nährboden und würde langsam aussterben. So die Theorie.
Einerseits ist Schweden, mit einer Bevölkerung von über zehn Millionen Menschen und etwa 70.000 bestätigten Infizierten, noch sehr weit von einer Herdenimmunität entfernt.
Andererseits ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, wie lange eine Immunität gegen Covid-19 überhaupt anhält. Selbst wenn also eine Herdenimmunität erreicht werden könnte, wäre es denkbar, dass sie nur für ein paar Monate aufrechterhalten bleibt.
Hier erklärt Dr. Weigl, wie eine Immunisierung funktioniert:
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