Eine kürzlich veröffentlichte Meldung aus Baden-Württemberg lässt aufhorchen: Ein 73-jähriger Mann erkrankte ein zweites Mal am Coronavirus und verstarb nur wenige Tage darauf an den Folgen. Damit handelt es sich um den ersten Fall in Deutschland, bei dem eine erneute Infektion ein tödliches Ende nahm. Bei der Erstinfektion des Mannes wurde zu allem Unglück keine Probe genommen, sodass der Fall nur schwer vollständig analysiert werden kann. Weltweit ist es der dritte Todesfall dieser Art.
Körper des Mannes war durch Vorerkrankung geschwächt
Da sich zur gleichen Zeit auch die Ehefrau des Mannes mit dem Virus ansteckte und der Erkrankte eine längere symptomfreie Phase aufwies, vermuteten Mediziner eine Reinfektion. Abgesichert wurde diese Annahme schließlich nach der Analyse des Ct-Werts des Mannes, welcher Rückschlüsse auf die vorhandene Virenlast im Körper zulässt. Im vorliegenden Fall lag sie unter dem festgelegten Schwellenwert, sodass von dem Patienten selbst kein Ansteckungsrisiko mehr ausging. Lediglich Virenreste der ersten Infektion waren vorhanden. Der Mann litt allerdings an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung – ein gefährlicher Risikofaktor bei einer Covid-19 Infektion. Infolge der Vorerkrankung kam es am Ende zu einer Lungenentzündung, sowie einer Sepsis mit Multiorganversagen, was den Mann schließlich das Leben kostete.
Nicht der erste Todesfall
Der erste bekannte Todesfall durch eine Covid-19-Reinfektion ereignete sich bereits im Oktober 2020. Betroffen war eine 89-jährige Frau aus den Niederlanden, die gleichzeitig an Krebs erkrankt war. Mit der daraus resultierenden Immunschwäche konnte sich das Virus fast ungehindert ausbreiten und die Frau starb schließlich. Nur wenige Monate später geschah der zweite bisher bekannte Fall: Ein 74-jähriger Mann steckte sich erneut mit SARS-CoV-2 an und verstarb daraufhin an den Folgen. Die genauen Umstände, die bei ihm zum Tod führten, sind bis heute allerdings nicht bekannt.
Reinfektion nach Corona bislang die Ausnahme
Bisher sind weltweit nur 15 Fälle ausreichend erforscht, bei denen sich Patienten erneut mit Covid-19 ansteckten. Bei dieser Personengruppe konnte mittels mehreren PCR-Tests aber nachgewiesen werden, dass zwischenzeitlich keine Virusinfektion mehr stattfand. Die Verläufe der Reinfektionen waren jedoch weitestgehend mild bis symptomlos – selbst wenn bei manchen Betroffenen nur noch wenige bis keine Antikörper mehr vorhanden waren. Für diesen weiter anhaltenden Effekt scheinen die Gedächtniszellen des Immunsystems verantwortlich zu sein, die bis zu einem halben Jahr nach der ursprünglichen Infektion immer noch aktiv sind. Zu dieser Erkenntnis gelangten auch Forscher der Rockefeller Universität in New York, die erst vor wenigen Tagen über dieses Thema eine Studie publizierten. Dass Reinfektionen mit Covid-19 generell milder verlaufen als die Erstinfektion, konnte bislang jedoch noch nicht bestätigt werden. Der Fall eines 25-jährigen Amerikaners, der sich bereits nach 48 Tagen wieder mit dem Virus angesteckt hatte und beim zweiten Mal sogar stärkere Symptome aufwies und im Krankenhaus beatmet werden musste, spricht aktuell beispielsweise gegen diese Theorie.
Gefahr der Zweitinfektion sollte nicht unterschätzt werden
Mediziner sprechen von einer Reinfektion, wenn sich Patienten ein weiteres Mal mit demselben Krankheitserreger anstecken. Je nach Infektionskrankheit entsteht so eine lebenslange Immunität oder zumindest eine gute Schutzwirkung vor einer neuerlichen Ansteckung bzw. dem Ausbruch der Krankheit. Kommen allerdings weitere immunschwächende Faktoren hinzu, kann es trotzdem zu einem schwereren Verlauf kommen – und in Ausnahmefällen sogar tödlich enden. Aber auch Antikörper selbst können den Krankheitsverlauf potenziell verschlimmern: Bei einer sogenannten antikörperverstärkenden Wirkung wird das Virus bei der zweiten Infektion vom eigenen Immunsystem gestärkt. Der bekannteste Vertreter dieser Sorte ist das Dengue-Virus. Im Falle weiterer Mutationen wäre auch bei Covid-19 eine derartige Entwicklung denkbar.
Vieles bleibt aktuell noch unklar
Obwohl das Coronavirus seit einiger Zeit fleißig erforscht wird und diverse Studien dazu bereits eine gewisse Richtung vorgeben, kann noch nicht gesichert behauptet werden, wie die Krankheit bei jedem Einzelnen im Falle einer erneuten Ansteckung verläuft. Zu viele weitere Faktoren können dazu beitragen einen schwereren Verlauf hervorzurufen. Je nach aufkommender Mutationsvariante kann sich dieser Umstand aber ändern. Gesundheitsminister Jens Spahn hat daher Laboren großzügige Erstattungspreise angeboten, wenn diese Coronaviren sequenzieren. So soll die momentan besonders wichtige molekulare Überwachung des Virus und dessen Mutationen gesichert werden.
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