Die Geräusche des Straßenverkehrs empfinden die meisten Menschen nicht gerade als entspannend. Doch der Lärm ist nicht nur nervig, er könnte uns auch die mentale Gesundheit kosten – das fanden dänische Forschende heraus. In einer kürzlich im Fachblatt BMJ veröffentlichten Studie zeigten sie, dass längerfristige Belastung durch Straßen- und Eisenbahnlärm mit einem höheren Risiko für Demenzerkrankungen in Verbindung steht. Vor allem die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz wird laut den Ergebnissen durch eine urbane Geräuschkulisse begünstigt.
Alter ist größter Risikofaktor
Demenz bezeichnet allgemein den Verlust kognitiver Fähigkeiten, sowie die Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit. Das prominenteste Symptom ist dabei die Gedächtnisstörung. Das Risiko, an einer Form der Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter deutlich an, berichtet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft: 13,1 Prozent der 80- bis 84-Jährigen, 24,9 Prozent der 85- bis 89-Jährigen, und ganze 44,8 Prozent der über 90-Jährigen in Deutschland leiden an der Krankheit. Darüber hinaus beeinflussen sowohl die Gene als auch andere Faktoren, wie etwa eine ungesunde Lebensweise oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das individuelle Risiko. Den dänischen Forschenden zufolge zählt dazu nun auch eine Lärmbelästigung durch Straßen- und Eisenbahnverkehr.
Lärm führt zu Stress und Schlafproblemen
Für die Studie sahen sich die Wissenschaftler die Lage der Wohngebäude von zwei Millionen über 60-Jährigen an und schätzten die Lautstärke, der die Teilnehmenden ausgesetzt waren, ein. Dabei zeigte sich, dass eine 10-jährige Belastung durch Straßen- und Eisenbahnlärm mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit verbunden ist, an Demenz zu erkranken. Frühere Studien brachten Verkehrslärm bereits mit koronarer Herzkrankheit, Übergewicht und Diabetes in Verbindung, schreiben die Forschenden. Als mögliche Erklärungen für den Effekt, den Verkehrslärm auf die Gesundheit hat, nennen die Forschenden die Ausschüttung von Stresshormonen, die eine Reihe von physiologischen Funktionen beeinflussen. Außerdem könnten Straßengeräusche die Nachtruhe stören, was sich zum Beispiel negativ auf das Immunsystem auswirkt und Entzündungen begünstigt. Einen erwiesenermaßen positiven Effekt auf die Gesundheit hat dagegen der Klang der Natur.
Weniger Verkehr, weniger Probleme
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Chancen, die in der Reduzierung von Straßenverkehr stecken. So würde nicht nur die Belastung durch gesundheitsschädlichen Feinstaub verringert, sondern auch das Demenzrisiko der Anwohner gesenkt. Die Autoren weisen zudem darauf hin, wie wichtig die Erforschung des Themas ist: „Die Erweiterung unseres Wissens über die schädlichen Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit ist von wesentlicher Bedeutung für die Festlegung von Prioritäten und die Umsetzung wirksamer politischer Maßnahmen und Strategien im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die auf die Prävention und Kontrolle von Krankheiten, einschließlich Demenz, ausgerichtet sind“, schreiben sie abschließend.
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